Im vergangenen Jahrzehnt wurde die Theorie des anthropogenen (d.h. durch den Menschen verursachten) Klimawandels zu einem großen Geschäft. In der Europäischen Union wurde durch die Ökodesign-Richtlinie angeordnet, dass ab jeweils festgelegten Zeitpunkten keine normalen Glühbirnen mehr verkauft werden dürfen. Stattdessen müssen die Kunden die teureren Leuchtstoffröhren kaufen. Dies hat viele Menschen verärgert, während sich andere über die Verordnung freuen und glauben, dadurch etwas zu tun, um den "Planeten zu retten".

 Dies ist so ähnlich wie die "Earth Hour" – die Stunde für die Erde –, die jedes Jahr abgehalten wird und in der Umweltaktivisten des WWF (World Wide Fund For Nature) jeden dazu aufrufen, für eine Stunde alle Lichter auszuschalten, um ihre Unterstützung für den Schutz des Planeten zum Ausdruck zu bringen. Am 31. März 2012 sind wieder Millionen diesem Aufruf gefolgt und auch an vielen öffentlichen Sehenswürdigkeiten wurde um 20:30 Uhr das Licht ausgeschaltet. Doch wie viel Gutes dadurch bewirkt wurde, ist fraglich. Wenn diese Menschen es ernst meinten, warum schalten sie dann nicht das Licht und alle Elektrogeräte gleich für einen ganzen Monat ab? Kein Zweifel –das würde etwas bewirken! Es würde uns nämlich daran erinnern, wie es war, im dunklen Mittelalter gelebt zu haben, buchstäblich und im übertragenen Sinn .

Eine andere, das Gewissen beruhigende Aktion für Flugreisende ist es, wenn sie ihre Bonusmeilen für irgendeinen "grünen" Zweck spenden. Damit geben die Menschen auf der einen Seite zu, dass ihr Gebrauch von Flugzeugen der Umwelt Schaden zufügt, während sie auf der anderen Seite glauben, etwas für die Umwelt zu tun, als ob das Pflanzen einiger Bäume die eigenen Spuren in der Umwelt verwischen könnte. 

Jede dieser Handlungen könnte man als eine Art "grünen Ablasshandel" bezeichnen. Als ob man ruhig den Planeten verschmutzen könne, weil man gleichzeitig seine Schuldgefühle besänftigt. So kann man sich gut fühlen, weil man glaubt, eine einfache Lösung für ein komplexes Problem gefunden zu haben.

Deckeln und Handeln

 Im größeren Zusammenhang haben Sie vielleicht schon von der Strategie gegen Umweltverschmutzung gehört, die in den letzten Jahren eingeführt wurde, das sogenannte Deckeln und Handeln (englisch: cap and trade). Dabei legen Regierungen eine willkürliche Obergrenze – ein "cap" – fest, wie viel Kohlenstoff eine bestimmte Fabrik emittieren darf. Indem diese Obergrenze für alle Fabriken im Verwaltungsbereich der jeweiligen Regierung festgeschrieben wird, erhält die Regierung ein Kontrollinstrument für die insgesamt verursachte Umweltverschmutzung. Doch es ist unvermeidlich, dass es manchen Fabriken leichter fällt, die Ziele dieser Deckelung einzuhalten, als anderen. "Deckeln und Handeln" erlaubt es nun einer sehr energieeffizienten Fabrik, mit ihren Emissionsrechten zu handeln, also die unverbrauchten Emissionsrechte an einen weniger effizienten Umweltverschmutzer zu verkaufen. 

Dies ist ein interessantes Managementprinzip. Aber könnte es sein, dass wir dieses Prinzip sogar unwissentlich in unserem eigenen Leben anwenden? Ist es ein Verfahren, das Gott gutheißt? 

Überlegen wir: Wie wäre es, wenn Gott während der Tage der Ungesäuerten Brote den Verzehr von Sauerteig (als ein Symbol für Sünde) nicht vollständig verbieten, sondern nur "deckeln" würde? Wie wäre es, wenn er uns zwei "Sauerteig-Rechte" pro Tag zugestehen würde? Wenn Sie also nur ein gesäuertes Brot gegessen hätte, ich aber zwei, dann könnte ich von Ihnen ein "Sauerteig-Recht" erwerben und noch einen schönen, glasierten Donut genießen, den ich im Schaufenster der Bäckerei gesehen habe. 

Haben Sie sich überlegt, dass Menschen manchmal unwissentlich so mit Sünde umgehen? Könnte das vielleicht sogar auf Sie zutreffen? Begehen Sie vielleicht ein geistliches "Deckeln und Handeln"? Die Bibel liefert uns Beispiele, wie andere dies getan haben – wahrscheinlich ohne zu wissen, was sie damit taten, aber sie taten es. Wenn wir deren Taten betrachten, können wir begreifen, dass Gottes Deckelung der Sünde bei null liegt, und dass er es nicht toleriert, mit "Sündenrechten" Handel zu treiben. 

Als die Israeliten aus Ägypten kamen, wurde ihnen geboten, den Sauerteig zurückzulassen (2. Mose 12, 15-20). Der Apostel Paulus erklärte die Bedeutung dieses siebentägigen Festes: "Denn auch wir haben ein Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist. Darum lasst uns das Fest feiern nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern im ungesäuerten Teig der Lauterkeit und Wahrheit" (1. Korinther 5, 7-8). Die Tage der Ungesäuerten Brote lehren uns, wie wir auf das Opfer Christi reagieren sollten – indem wir unsere Sünden bereuen! Für die Dauer dieser sieben Tage betrachten wir Sauerteig als ein Symbol für Sünde. 

Sauerteig ist ein ideales Symbol – ein Sinnbild – für Sünde. Wie Triebmittel (Sauerteig, Backtriebmittel, Hefesporen) überall vorkommen, so ist es auch bei Sünde. Es ist schwierig – wenn nicht unmöglich – alle Backtriebmittel aus unseren Häusern zu entfernen. Ebenso ist es schwierig – allein mit menschlicher Kraft sogar unmöglich – Sünde vollständig aus den verborgenen Bereichen unseres Herzens und Denkens zu entfernen. Und wie wir uns manchmal erwischen, dass wir ein Stück Kuchen, das uns ein Kollege angeboten hat, schon halb aufgegessen haben, erwischen wir uns dabei, wie wir einem falschen Gedanken ein oder zwei Minuten zu lange nachhängen. Es gibt viele Parallelen, daher gebietet Gott uns, für sieben Tage Sauerteig zu entfernen. Dieser Anweisung zu folgen lehrt uns wichtige Lektionen im Bezug auf Sünde. 

Paulus sagt uns, dass Sünde trügerisch ist. "Ermahnt euch selbst alle Tage, solange es »heute« heißt, dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde" (Hebräer 3, 13). Er weist uns auch darauf hin, dass es oftmals einen zeitlich begrenzten Genuss in Sünde gibt, wenn man die Folgen unberücksichtigt lässt. "Durch den Glauben wollte Mose, als er groß geworden war, nicht mehr als Sohn der Tochter des Pharao gelten, sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden als eine Zeit lang den Genuss der Sünde haben, und hielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah auf die Belohnung." (Hebräer 11, 24-26).

Hütet euch vor dem Sauerteig

 Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer" (Matthäus 16, 6). Die Jünger verstanden nicht und dachten, er ermahnte sie, weil sie vergessen hatten, Brot zum Essen mitzubringen. Jesus musste sich deutlicher ausdrücken: "Wieso versteht ihr denn nicht, dass ich nicht vom Brot zu euch geredet habe? Hütet euch vielmehr vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer" (Vers 11). Erst nach dieser Erklärung verstanden sie, "dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer" (Vers 12). 

Welchen Bezug hatte die Lehre der Pharisäer und Sadduzäer zu Sauerteig? Im Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner kennen wir die aufgeblasene Einstellung des Pharisäers: "Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme" (Lukas 18, 11-12). Aber erklärt dies vollständig den Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer? 

Eine Untersuchung von Matthäus 23 zeigt, dass mehr dahinter steckt. Die Pharisäer betrieben nämlich ein ausgefeiltes geistliches "Deckeln und Handeln". Beachten Sie: "Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Häuser der Witwen fresst und zum Schein lange Gebete verrichtet" (Vers 14). Und auch: "Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen" (Vers 23). 

Wie beschrieb Jesus diese Leute? "Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt" (Vers 24). Sie konzentrierten sich auf Äußerlichkeiten wie das Schmücken eines Grabes, während sie für den Tod dessen verantwortlich waren, der darin lag. Sie reinigten die Gefäße von außen, ließen aber das Innere schmutzig. Äußerlich erschienen sie gerecht, aber innerlich waren sie voller Heuchelei (Verse 25-30). 

Markus 7 beschreibt ein exzellentes Beispiel für das geistliche "Deckeln und Handeln" der Pharisäer, wo berichtet wird, wie die Pharisäer die Jünger Jesu kritisierten, weil diese nicht vor dem Essen ihre Hände rituell wuschen, nachdem sie vom Markt gekommen waren. "Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, wenn sie nicht die Hände mit einer Hand voll Wasser gewaschen haben, und halten so die Satzungen der Ältesten; …Und es gibt viele andre Dinge, die sie zu halten angenommen haben, wie: Trinkgefäße und Krüge und Kessel und Bänke zu waschen" (Markus 7, 3-4). 

Was war also Jesu Antwort? "Wie fein hebt ihr Gottes Gebot auf, damit ihr eure Satzungen aufrichtet" (Vers 9). Christus führte dann aus, wie die Pharisäer falsch argumentierten, um eine Ausrede zu haben, sich nicht an das fünfte Gebot halten zu müssen. Ihre Idee war gewesen, dass sie davon befreit wären, sich um die finanziellen Bedürfnisse ihrer alt gewordenen Eltern kümmern zu müssen, wenn sie dafür eine Opfergabe in den Tempel brächten. Sie tauschten in einer Art Kuhhandel eine Tradition gegen ein Gebot Gottes! Wenn man vom Deckeln und Handeln spricht – sie waren darin Experten!

Tiere im Tausch gegen Gehorsam

 Die Pharisäer waren bei weitem nicht die einzigen, die die Kunst des geistlichen "Deckelns und Handelns" beherrschten. Gott hatte König Saul durch seinen Diener Samuel geboten, Amalek vollständig auszulöschen – nicht nur die kämpfende Truppe, sondern auch Frauen, Kindern und die Viehherden der Amalekiter. Doch statt treu Gottes Anweisungen zu befolgen verschonten Saul und das Volk Agag – den König der Amalekiter – und "die besten Schafe und Rinder und das Mastvieh und die Lämmer und alles, was von Wert war, und sie wollten den Bann daran nicht vollstrecken" (1. Samuel 15, 8-9). 

Dieser Akt der Rebellion gegen Gottes Wort kostete Saul seine Dynastie. Er hätte eine ewig andauernde Dynastie haben können, wie sie David gegeben wurde, aber sein Herz war nicht völlig bei Gott. 

Doch sehen Sie, wie Saul sich selbst etwas vormachte. Darin steckt eine wichtige Lektion für Sie und mich. Saul erklärte Samuel: "Gesegnet seist du vom Herrn! Ich habe des Herrn Wort erfüllt" (Vers 13). Samuel ließ sich davon natürlich nicht täuschen: "Und was ist das für ein Blöken von Schafen, das zu meinen Ohren kommt, und ein Brüllen von Rindern, das ich höre?" (Vers 14). Erstaunlich ist, dass Saul, obwohl er Gott nicht gehorcht hatte, immer noch bei sich dachte, er habe ihm gehorcht! Oder ist es vielleicht doch nicht so erstaunlich? Ist es möglich, dass wir manchmal dasselbe tun? 

Beachten Sie sorgfältig Vers 15, denn hierin steckt eine Lektion für das menschliche Denken bei geistlichem "Deckeln und Handeln": "Saul sprach: Von den Amalekitern hat man sie gebracht; denn das Volk verschonte die besten Schafe und Rinder, um sie zu opfern dem Herrn, deinem Gott; an dem andern haben wir den Bann vollstreckt". Saul nahm an, er könne Gottes Gebot (die "Deckelung") missachten, solange er dafür etwas anderes Gutes täte (das "Handeln", um ein Sünd-Recht zu erhalten). Saul missachtete Gottes Gebot und tauschte dafür ein paar Opfertiere ("Sünd-Rechte") ein. 

Saul bemühte sich noch eifrig darum, dass sein Handel akzeptiert werden würde (Vers 20-21), aber Samuel brachte es auf den Punkt: "Samuel aber sprach: Meinst du, dass der Herr Gefallen habe am Brandopfer und Schlachtopfer gleichwie am Gehorsam gegen die Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser als Opfer und Aufmerken besser als das Fett von Widdern. Denn Ungehorsam ist Sünde wie Zauberei, und Widerstreben ist wie Abgötterei und Götzendienst. Weil du des Herrn Wort verworfen hast, hat er dich auch verworfen, dass du nicht mehr König seist" (1. Samuel 15, 22-23). 

Niemand von uns wird in diesem Leben dazu aufgefordert werden, auszuziehen um die Amalekiter zu vernichten, doch wir sollten die Lektion nicht missachten. Haben wir in ähnlicher Weise geistliches "Deckeln und Handeln" praktiziert? Vielleicht haben wir am Sabbat gearbeitet (nur ein bisschen), und es in unseren Gedanken so zurecht gerückt, dass wir es ausgleichen könnten, indem wir das, was wir durch die Sabbatarbeit verdient haben, Gott spenden? Oder können wir erkennen, dass dies nichts anderes ist als das, was die Pharisäer taten, wenn man Geld dafür bietet, ein Gebot zu brechen – in diesem Fall das vierte Gebot? Gott war von dem Handel der Pharisäer oder Sauls nicht beeindruckt. Wäre er dann mit unserem Handel zufrieden? 

Ein weiteres Beispiel ist es, wie wir andere Menschen behandeln. Wenn wir verletzende Gerüchte über jemanden verbreiten, mögen wir vielleicht versuchen, zu leugnen, dass wir damit sündigen, aber tief im Innern erkennen wir normalerweise unsere Sünde. Wie gehen wir dann damit um, wenn wir erkannt haben, dass wir eine Grenze überschritten haben? Entschuldigen wir uns sofort und bekennen im Gebet vor Gott unsere Sünde? Oder versuchen wir, zu handeln, indem wir noch etwas Gutes über die andere Person sagen, als würde das den Schaden wiedergutmachen, den wir angerichtet haben – ein anderes Beispiel für "Deckeln und Handeln"?

"Sünd-Rechte"?

 Wir können sicher davon ausgehen, dass Jesaja nie etwas von dem Begriff "Deckeln und Handeln" gehört hat, aber wir können sehen, dass er dieses Prinzip verstanden hat. Im ersten Kapitel des Buchs Jesaja sprach der Herr durch ihn – und nannte die Führenden von Juda Herrscher von Sodom, und das Volk von Juda das Volk von Gomorrha. Das fünfte Kapitel von Jesaja gibt uns hinreichend Belege dafür, warum er Juda mit so unrühmlichen Begriffen bezeichnete. "Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen! Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug! Weh denen, die Helden sind, Wein zu saufen, und wackere Männer, Rauschtrank zu mischen, die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die im Recht sind! …. Denn sie verachten die Weisung des Herrn Zebaoth und lästern die Rede des Heiligen Israels" (Verse 20-24). 

Obwohl die Beschreibungen Jesajas sehr zutreffend waren, dachte das Volk von Juda, Gott sei ganz zufrieden mit ihnen. Warum? Sie hatten reichlich "Sünd-Rechte"! Aber dies gab ihnen vor Gottes Augen kein Wohlwollen. Er fragte sie: "Was soll mir die Menge eurer Opfer?, spricht der Herr. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mastkälbern und habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke" (Jesaja 1, 11). Gott suchte keinen Ausgleich durch "Sünde-Rechte", sondern er suchte nach Reue und Gehorsam: "Wascht euch, reinigt euch, tut eure bösen Taten aus meinen Augen, lasst ab vom Bösen! Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache" (Verse 16-17). 

Das Buch Jesaja endet, wo es begonnen hatte. Die Sachlage ist klar: Die Menschen tauschten das, was sie für gut hielten, gegen das, von dem Gott sagt, dass es gut ist. "Wer einen Stier schlachtet, gleicht dem, der einen Mann erschlägt; wer ein Schaf opfert, gleicht dem, der einem Hund das Genick bricht; wer ein Speisopfer bringt, gleicht dem, der Schweineblut spendet; wer Weihrauch anzündet, gleicht dem, der Götzen verehrt: Wahrlich, wie sie Lust haben an ihren eigenen Wegen und ihre Seele Gefallen hat an ihren Gräueln, so will auch ich Lust daran haben, dass ich ihnen wehe tue, und ich will über sie kommen lassen, wovor ihnen graut. Denn ich rief und niemand antwortete, ich redete und sie hörten nicht und taten, was mir nicht gefiel, und hatten ihre Lust an dem, woran ich kein Wohlgefallen hatte" (Jesaja 66, 3-4). 

Auch Jeremia war mit dem Prinzip des Deckelns und Handelns vertraut. Er sprach zu einem Volk, das in gottloser Weise Sünde tolerierte. "Ihr seid Diebe, Mörder, Ehebrecher und Meineidige und opfert dem Baal und lauft fremden Göttern nach, die ihr nicht kennt" (Jeremia 7, 9). Mit solch einer Liste von Verhaltensweisen, die weit unter Gottes Standard sind, welche "Sünd-Rechte" konnte das Volk da in Anspruch nehmen wollen, um diese Handlungen zu rechtfertigen? Sie waren sehr stolz darauf, regelmäßig in Gottes Tempel einen "Stuhl anzuwärmen". Doch Gott war davon nicht beeindruckt. "Verlasst euch nicht auf Lügenworte, wenn sie sagen: Hier ist des Herrn Tempel, hier ist des Herrn Tempel, hier ist des Herrn Tempel... Und dann kommt ihr und tretet vor mich in diesem Hause, das nach meinem Namen genannt ist, und sprecht: Wir sind geborgen, – und tut weiter solche Gräuel" (Verse 4, 10). Das Volk hoffte vergeblich darauf, sich damit "Sünd-Rechte" erkauft zu haben (Verse 22-23). 

Was können wir aus all dem lernen? Die obigen Beispiele machen deutlich, dass es der menschlichen Natur schwerfällt, Gottes "Null-Toleranz" für Sünde zu akzeptieren. Die menschliche Natur findet dies unakzeptabel und schafft sich daher ihren eigenen Standard – ihre eigene "Deckelung" – für Sünde. Um dann unseren Standard mit Gottes Standard in Einklang zu bringen, neigen die Menschen dazu, mit Gott verhandeln zu wollen. Es wäre leicht, unsere Sünden zu rechtfertigen, indem wir sie durch "Sünd-Rechte" kompensieren, die wir uns leicht erwerben können, im Austausch für Sünden, die wir nur schwer überwinden können.

Zwei falsche Perspektiven

 Überlegen Sie sich das hypothetische Beispiel zweier Mütter. Die eine hält ihren Haushalt penibel sauber, hat aber dadurch sehr wenig Zeit und Energie übrig, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Die andere hat einen schmutzigen Haushalt – mit Geschirr, das sich in der Spüle stapelt, Haufen von ungewaschener Wäsche im Keller und überall Staub, die aber ganz vernarrt in ihre Kinder ist. Es wäre nun einfach, sich die Erklärungen dieser zwei Frauen vorzustellen. Die erste Frau sagt: "Ich verbringe vielleicht nicht so viel Zeit mit meinen Kindern, wie ich sollte, aber zumindest biete ich ihnen ein sicheres und sauberes Umfeld". Die zweite Frau sagt: "Ich habe vielleicht nicht das sauberste Zuhause, aber wenigstens gebe ich meinen Kindern die Liebe, die sie verdienen". 

Nein, hier gibt es keinen Zöllner, aber wir sehen den pharisäischen Versuch des "Deckelns und Handelns" in Aktion. Jede entschuldigt ihre Schwächen, indem sie sie mit ihren Stärken auszugleichen versucht. Der Apostel Paulus erinnert uns daran, dass Gott dieses Verhalten nicht gutheißt. "Weil sie sich nur an sich selbst messen und mit sich selbst vergleichen, verstehen sie nichts" (2. Korinther 10, 12). Natürlich soll dieses Beispiel nicht beschäftigte Mütter verunglimpfen, mit oder ohne Geschirrstapeln in der Spüle. Aber es zeigt die menschliche Tendenz, unser Verhalten rechtfertigen zu wollen. Und wenn wir unser Verhalten auf solch eine Weise zu rechtfertigen versuchen, ist es Sünde. 

Während der Tage der Ungesäuerten Brote gibt Gott uns den Auftrag, "aufzuspüren und zu vernichten". Wir sollen die Sünde in unserem Leben aufspüren und wir sollen sie bereuen, wenn wir sie entdecken. Und das bedeutet, dass wir uns tatsächlich ändern müssen, anstatt unsere Gedanken und Handlungen rechtfertigen zu wollen. Leider kommt es auch in Gottes Kirche allzu oft vor, dass wir die sorgfältige Reinigung unseres Denkens und unseres Herzens eintauschen gegen eine penible Reinigung unserer Häuser. Natürlich müssen wir uns Mühe geben, den physischen Sauerteig aus unseren Häusern zu entfernen, aber wir dürfen diese physische Übung nicht als Ausrede verwenden, das Reinigen unserer Herzen und Sinne zu unterlassen. 

Wie können wir mit Gott wandeln, wenn wir bewusst zulassen, dass Sünde in uns verbleibt? "Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit" (1. Johannes 1, 6). Wenn wir nicht den geistlichen Sauerteig aufspüren und entfernen, haben wir die Tage der Ungesäuerten Brote nicht so eingehalten, wie Gott es geboten hat. 

Manche mögen "Deckeln und Handeln" für eine gute Idee halten, um mit der von Menschen verursachten Umweltverschmutzung umzugehen. Aber wenn es um unsere Beziehung zu Gott geht, ist es eine sehr schlechte Idee. Gott hat die Deckelung für Sünde festgesetzt und sie besagt: Null Toleranz für Sünde – und er lässt darin nicht mit sich handeln. Es gibt dabei keinen Kontostand, bei dem wir uns "Sünd-Rechte" ansparen könnten. 

Es gibt jedoch eine alles überdeckendes Opfer, auf das wir uns berufen können. Es ist ein Gnadengeschenk, das für unsere Sünden bezahlt, doch es ist völlig anders als die menschlichen Versuche, Sünde zu rechtfertigen. Christi Opfer ermöglicht, dass uns unsere Sünden vergeben werden, wenn wir bereuen (Apostelgeschichte 2, 38). Die Einstellung der Reue unterscheidet sich deutlich von den menschlichen Rechtfertigungsversuchen für Sünde. Gott will nicht, dass wir Tiere oder "gute Werke" im Tauschhandel für unsere Sünden anbieten. Er will vielmehr, dass wir eine reuevolle Einstellung haben, ein demütiges und belehrbares Herz, das keinen Widerstand leistet: "Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort" (Jesaja 66, 2). Diese reuevolle Einstellung – kein Versuch des "Deckelns und Handelns" – ist es, die wir entwickeln sollten, wenn wir und auf das Passah und die Tage der Ungesäuerten Brote vorbereiten.


GDH, April 2012
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Englischer Titel:  Spiritual "Cap and Trade"
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Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
der revidierten Lutherbibel 1984 entnommen.
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