Wir sind wohl alle vertraut mit dem, was oft Jesu Christi "Bergpredigt" genannt wird. Kapitel 5-7 des Matthäusevangeliums enthalten Christi erste aufgezeichnete Anweisungen an seine Jünger, die uns somit eine Einführung in seine Denkweise bieten und uns zeigen, was er für unsere geistliche Entwicklung als wichtig betrachtete.
Diese Worte waren nicht an die breite Öffentlichkeit gerichtet, sondern er sprach sie zu seinen Jüngern auf einem Berg, weit weg von den Massen. Christus sprach nicht nur in Gleichnissen zu ihnen, sondern gab ihnen vielmehr tiefgründige Worte, die geistlich richtungweisend waren. Seine Worte sind auch heute noch so lebendig, wie vor 2000 Jahren, als er sie sprach. Wir finden sie in den sogenannten "Seligpreisungen" (Matthäus 5, 3-10).
Doch was bedeutet das Wort "Seligpreisung"? Und wie können wir in unserem Sinn und Herzen die Einstellung erreichen, die Christus durch die Seligpreisungen beschrieb?
Gemäß dem Oxford Dictionary bedeutet "Seligpreisung" ein "überaus gesegnet sein", und stammt vom lateinischen Wort beatitudo. Der Zusammenhang, in dem Christus es gebrauchte, ist, dass diejenigen, die diesen Segen erhalten, ihn als Frucht ihres Handelns und ihrer Einstellung als wahre Christen erhalten. Mit anderen Worten sind die Seligpreisungen das Resultat oder die Früchte dessen, was wir tun und wie wir denken. Sie erfordern eine Veränderung in der Weise, wie wir natürlicherweise denken. Somit sind sie ein Vorausblick auf alle folgenden Anweisungen Christi, wie wir denken sollten.
Sehen wir uns alle nacheinander an und ziehen wir andere Schriftstellen hinzu, die uns helfen, ihre Bedeutung besser zu erfassen.
Selig sind, die da geistlich arm sind
"…denn ihrer ist das Himmelreich".
Christus sagt uns, dass der Lohn dessen, geistlich arm zu sein, das Reich Gottes ist. Und wie bei allen Seligpreisungen gilt natürlich auch das Gegenteil. Wer nicht geistlich arm ist, wird nicht im Reich Gottes sein.
Beachten Sie Jesaja 66, 2 (letzten Teil): "Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort".
Zu verstehen, dass wir keine geistliche Stärke oder Kraft aus uns selbst heraus haben, ist der Beginn der Demut. All unseren Stolz in Bezug auf die von uns so wahrgenommene, eigene Spiritualität abzulegen ist nicht leicht, wenn wir bislang immer gedacht haben, dass Gott bemerkt haben muss, wie wunderbar und weise wir sind. Hat Gott uns berufen, weil er unsere geistlichen Reichtümer so dringend brauchte? Nein, er braucht sie nicht.
In diesem Artikel werden wir sehen, wie sehr Jesus Christus praktizierte, was er in Bezug auf die Seligpreisungen lehrte. Philipper 2, 5-7 sagt: "Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an…".
Er entäußerte sich seiner Macht und Stärke und verließ sich stattdessen völlig auf seinen himmlischen Vater. Er sagte in Johannes 5, 30: "Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat".
Verlassen Sie sich noch immer auf Ihr eigenes Denken und Ihre eigene Spiritualität, oder sind Sie "geistlich arm"?
Die Abwesenheit dieser Charaktereigenschaft ist einer der Fehler der Laodizäer, die Jesus in Offenbarung 3 folgendermaßen beschrieb: "Du sprichst: Ich bin reich und habe genug [geistlich] und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß" (Vers 17). Wenn wir unsere eigene geistliche Armut erkennen, können wir uns an Gott als Urheber für all unsere geistliche Stärke wenden.
Selig sind, die da Leid tragen
"…denn sie sollen getröstet werden".
Dies bezieht sich natürlich auf Zeiten der Trauer in unserem Leben, wie zum Beispiel, wenn ein enges Familienmitglied oder ein Freund stirbt. Aber es bezieht sich auch auf das "Wehklagen" angesichts der Situation unseres Landes und der Sünden um uns herum. Hesekiel 9, 4 berichtet von einem Engel, der von Gott angewiesen wurde, diejenigen zu kennzeichnen, die um ihre Landsleute wehklagten. "Geh durch die Stadt Jerusalem und zeichne mit einem Zeichen an der Stirn die Leute, die da seufzen und jammern über alle Gräuel, die darin geschehen". Während der Rest der Menschen umkam, wurden die so abgesonderten Menschen verschont.
Jesus Christus hielt Wehklage über Jerusalem wegen dessen Sündhaftigkeit. "Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!" (Matthäus 23, 37).
Die Bibel sagt uns dies über das Wehklagen: "Jammert und klagt und weint; euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit. Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen" (Jakobus 4, 9-10). Natürlich verstehen wir, dass man nicht den ganzen Tag jammervoll umherlaufen kann, denn "weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit" (Prediger 3, 4).
Selig sind die Sanftmütigen
"…denn sie werden das Erdreich besitzen" – nicht den Himmel!
Bedeutet Sanftmut Schwäche? Nein, keineswegs. Tatsächlich sagte Jesus Christus, dass er selbst sanftmütig ist (Matthäus 11, 29) – und er war keinesfalls schwach. Seit vielen Jahren haben wir verstanden, dass dieses Wort vielmehr eine "Belehrbarkeit" ausdrückt, was auch der Fall ist. Aber es gibt noch eine tiefergehende Bedeutung. Tatsächlich bedeutet Sanftmütigkeit, "völlig auf Gott zu vertrauen und das Ich dem Willen Gottes unterzuordnen". Sanftmütige Personen weisen Früchte der Sanftheit, Demut und Freundlichkeit auf. Es ist ein Vergnügen, sie zu kennen, und mit ihnen zusammen zu
sein baut auf und ermutigt. Sie prahlen nicht und erklären einem auch nicht, wie toll sie sind. Diese Eigenschaften hat Jesus Christus gezeigt, als er auf Erden war.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit
"…denn sie sollen satt werden".
Jemand, der hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, hat die Notwendigkeit erkannt, sich von Jesus Christus "ernähren" zu müssen, wie Dr. Meredith schon oftmals betont hat. Die Bibel sagt: "Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht?" (Jesaja 55, 1-2).
Diese Sättigung ist nicht physischer, sondern geistlicher Natur. Wenn wir die göttliche Gewohnheit entwickeln, täglich zu beten und die Bibel zu studieren, sehnen wir uns nach innerer Sättigung. Wenn wir eine gewissen Zeit eines Tages überschreiten, wo wir weder gebetet noch studiert haben, entwickeln wir dann ein inneres Verlangen danach, wieder in Kontakt mit Gott zu treten. Dies ist der Hunger und Durst, von dem Christus sprach.
Jesus Christus schockierte manche seiner Jünger, als er sagte: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen. Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot isst, der wird leben in Ewigkeit" (Johannes 6, 53-58).
Wie reagierten manche seiner Jünger darauf? "Aus diesem Anlass traten viele seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr nicht auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens. Und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes bist!" (Verse 66-69; Schlachterbibel 2000).
Wie steht es mit Ihnen? Nehmen Sie die Ermahnung ernst, sich "von Christus zu ernähren"? Wenn Sie entdeckt haben, was es wirklich bedeutet, zu "hungern und dürsten nach Gerechtigkeit", werden Sie es sich zu Herzen nehmen.
Natürlich ist das geistliche Werkzeug des Fastens – eine bestimmte Zeit ohne Essen und Trinken zu bleiben – der Weg, wie wir unsere Aufmerksamkeit auf den Bedarf nach geistlicher Nahrung richten können, die wir letztlich dringender brauchen als physische Nahrung.
Jesus sprach außerhalb Samarias mit seinen Jüngern. Sie bedrängten ihn, dass er essen sollte, aber er sagte stattdessen: "Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wisst. Da sprachen die Jünger untereinander: Hat ihm jemand zu essen gebracht? Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk" (Johannes 4, 32-34).
Selig sind die Barmherzigen
"…denn sie werden Barmherzigkeit erlangen".
Barmherzigkeit und Vergebung gehen Hand in Hand. Es ist nicht leicht, anderen zu vergeben, während wir damit beschäftigt sind, unsere verletzten Gefühle und unseren Groll zu hegen. Die Bibel sagt uns oftmals, dass wir das nicht auf Dauer tun können. "Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht" (Jakobus 2, 13). Und in Psalm 103, 8-12 erfahren wir dies über Gott: "Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten. So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein".
Die Charaktereigenschaft der Barmherzigkeit zu entwickeln braucht Übung und Ausdauer. Müssen Sie jemandem vergeben? Können Sie dafür innerlich loslassen? Können Sie anerkennen, dass Sie selbst viele Fehler begangen haben, für die Sie hoffen, dass Ihnen vergeben wird? Seien Sie also barmherzig und vergeben auch Sie anderen. Das ist keine Wahlmöglichkeit, sondern ein Gebot.
Selig sind, die reinen Herzens sind
"…denn sie werden Gott schauen".
Wir lesen: "Weiter, liebe Brüder: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht!" (Philipper 4, 8). Reine Gedanken und Motive kommen von Gott. Sie ersetzen und vernichten Boshaftigkeit und Bitterkeit. Sie erfrischen und reinigen uns, sodass wir so rein wie Schnee werden. Reinheit führt zu einem klaren Verstand und Geist. Reinheit vertreibt Zorn und Hass, sodass wir die Worte Christi sprechen können: "Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!" (Lukas 23, 34).
Selig sind die Friedensstifter
"…denn sie werden Gottes Kinder heißen".
Im "Wilden Westen" nannte man den 45er Colt "Friedensstifter". Gottes Friedensstifter schaffen jedoch echten und dauerhaften Frieden. Anders als die UNO-Blauhelme, die Friedenswächter sein sollen und die versuchen, den Frieden zu erhalten, sind Friedensstifter proaktiv und tun alles, um andere zum Frieden hinzuführen. Sie öffnen den Dialog mit ihren Feinden und reden Worte des Friedens, nicht des Kriegs. Dies zu tun macht uns natürlich verletzbar, denn wir laufen Gefahr, abgewiesen zu werden. Aber dennoch sind wahre Christen willens und bereit, aktiv Frieden zu stiften. Die Schrift erinnert uns: "Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit. Habt ihr aber bittern Neid und Streit in eurem Herzen, so rühmt euch nicht und lügt nicht der Wahrheit zuwider. Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern sie ist irdisch, niedrig und teuflisch. Denn wo Neid und Streit ist, da sind Unordnung und lauter böse Dinge. Die Weisheit aber von oben her ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, lässt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch, ohne Heuchelei. Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird gesät in Frieden für die, die Frieden stiften" (Jakobus 3, 13-18).
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden
"…denn ihrer ist das Himmelreich".
Damit wird der Kreis geschlossen. Die Frucht der ersten Seligpreisung, die denen gilt, die geistlich arm sind, ist dieselbe wie die für diejenigen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden. Ein echter Christ zu sein wird Verfolgung nach sich ziehen – aber wie unser älterer Bruder, der uns vorausgegangen ist, werden wir standhaft und stark im Herrn sein.
Das Gesegnet-Sein, das aus dieser Denkweise – wie aus dieser gesamten Lebensweise – entsteht, ist eine innere Zufriedenheit, die man nicht durch Wege dieser Welt erreichen kann. Sehen Sie sich um und Sie werden erkennen, dass so viele Menschen in der Welt innerlich leer sind, ohne die gesegnete Zufriedenheit, die Sie als Christ kennen und erleben können.
Ja, als Christen sind wir aus dieser Welt und ihren Wegen der Eifersucht, des Neids und des Hochmuts herausberufen – Einstellungen, die zu Zank und Zwietracht führen. Möchten Sie inneren Frieden und Zufriedenheit haben? Dann praktizieren Sie die Lebensweise, die Jesus Christus uns in den Seligpreisungen gegeben hat!
DSL, März 2015
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Englischer Titel: Living the Beatitudes & What Is Blessedness?
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Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
der revidierten Lutherbibel 1984 entnommen.
© 1985 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart