Was ist die wahre Bedeutung des Anlasses, den die Kirche Gottes zu Beginn des ersten heiligen Tages während der Tage der Ungesäuerten Brote feiert? Traditionell versammeln sich Geschwister an diesem Abend in kleinen Gruppen zu einem festlichen Essen in Gemeinschaft. Warum? Wir beginnen keinen anderen der heiligen Tage wie Pfingsten oder das Posaunenfest auf dieselbe Weise.
Verstehen Sie klar, warum diese bestimmte Nacht auf diese Art ausgesondert ist – warum es eine Nacht des Wachens ist? Und verstehen Sie, wie Sie diese Nacht tatsächlich begehen sollten? Was sagt uns die Bibel zu diesem wichtigen Thema?
Wir beginnen die Tage der Ungesäuerten Brote mit einer besonderen Nacht auf Grundlage von Anweisungen, die uns im 2. Buch Mose gegeben werden: "Die Zeit aber, die die Israeliten in Ägypten gewohnt haben, ist vierhundertunddreißig Jahre. Als diese um waren, an eben diesem Tage zog das ganze Heer des Herrn aus Ägyptenland. Eine Nacht des Wachens war dies für den Herrn, um sie aus Ägyptenland zu führen; darum sollen die Israeliten diese Nacht dem Herrn zu Ehren wachen, sie und ihre Nachkommen" (2. Mose 12, 40-42).
Manche haben erklärt, dass die Nacht, von der hier die Rede ist, eigentlich die Nacht des ersten Passahs ist. Aber ist dies wirklich der Fall? Gottes Kirche feiert das Passah an dem Abend, der den 14. Abib beginnt. Vierundzwanzig Stunden später, während wir für die Nacht des Wachens versammelt sind, kommen die Juden von heute zusammen für ein festliches Mahl mit ihren Familien und engen Freunden und feiern dabei, was sie das "Pessach" nennen. Daraus haben manche fälschlicherweise den Schluss gezogen, dass die Kirche heute das Passah einen Tag früher feiert, als es von Gott im 2. Buch Mose eingerichtet wurde.
Was war das Vorbild Christi? War das letzte Abendmahl Jesu und seiner Jünger wirklich das Passah, oder war es eine neue Feier, die einen Tag früher abgehalten wurde? Um richtig zu verstehen, worum es bei der Nacht des Wachens geht, ist es notwendig, dass wir deren Beziehung zum Passah verstehen.
Die Beziehung zwischen dem Passah und den Tagen der Ungesäuerten Brote
Im 3. Buch Mose wird eine klare Unterscheidung zwischen dem Passah und den Tagen der Ungesäuerten Brote getroffen: "Am vierzehnten Tage des ersten Monats gegen Abend ist des Herrn Passa. Und am fünfzehnten desselben Monats ist das Fest der Ungesäuerten Brote für den Herrn; da sollt ihr sieben Tage ungesäuertes Brot essen" (3. Mose 23, 5-6). Bevor wir uns den zeitlichen Unterschied genauer ansehen, beachten Sie den Unterschied in der Symbolik.
Das Passah steht für Gottes Erlösung für sein Volk. Die Israeliten waren Sklaven in Ägypten und der Schöpfer hatte Mose mit der Botschaft zum Pharao gesandt, dass er das Volk ziehen lassen sollte, damit es ihm dienen konnte. Der Pharao weigerte sich jedoch, Gottes Forderung zu erfüllen und so ergingen über einen gewissen Zeitraum verschiedene Plagen über den rebellischen König und sein Volk. Die letzte Plage, die Gott über die Ägypter brachte, war der Tod der Erstgeborenen. Gott wies die Israeliten an, besondere Vorbereitungen zu treffen, die es ihnen ermöglichen würden, dieser schrecklichen Plage zu entkommen. Jede Familie sollte am zehnten Tag des ersten Monats ein Lamm auswählen und es bis zum vierzehnten Tag aufheben. Während der Dämmerung am vierzehnten Tag sollte es dann getötet und geröstet werden, nachdem zuerst das Blut in einen Behälter geleert wurde. Das Blut dieses geschlachteten Lammes sollte dann verwendet werden, um die Türpfosten und die Oberschwelle ihrer Häuser zu bestreichen. In dieser Nacht sollten sie dann bis zum Morgen in ihren Häusern bleiben (2. Mose 12, 22) und das geröstete Lamm mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern essen. Mose sagte zu den Israeliten, dass Gott zur Mitternacht den "Verderber" (Vers 23) durch das Land senden würde, um die Erstgeborenen in jedem Haus zu töten, das nicht das Blut des Lammes am Türrahmen hatte.
Dies stellt den ersten Teil in Gottes großem Erlösungsplan für die Menschheit dar. Das Passah erinnert uns daran, dass Gott uns seine Liebe entgegenbringt, indem Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren (Römer 5, 8). Jesus Christus kam als das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt (Johannes 1, 29). Der Apostel Paulus erklärte: "Wir haben ein Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist" (1. Korinther 5, 7).
Dennoch müssten wir bedenken, dass das Passah lediglich der Anfangspunkt ist – nicht der Endpunkt des Plans. In der Passahnacht empfing Israel im Altertum eine Verschonung von der Todesstrafe und legte damit den Grundstock für eines der größten und dramatischsten Ereignisse der Geschichte: den Auszug aus Ägypten. Ihre Befreiung versinnbildlicht den Weg, wie Christen gerechtfertigt und vor Gott für schuldlos erklärt werden. Zuerst brauchen wir Gottes Gnade, die uns geschenkt ist, indem Gott der Vater seinen einzigen gezeugten Sohn hingab, der dann an unserer Stelle starb und somit die Strafe für unsere Sünden trug (Johannes 3, 16; Römer 3, 24-25). Zweitens müssen wir dann auf diese Gnade Gottes mit Glauben und Reue antworten (Römer 5, 1-2; Apostelgeschichte 3, 19). Reue – die Abkehr von Sünde und die Hinwendung zu Gott – geschieht aus Glauben. Die Israeliten im Altertum erhielten nicht die Verschonung von der Todesstrafe, um dann weiter als Sklaven in Ägypten zu leben. Ebenso empfangen auch wir nicht Gottes Gnade in Form des Opfers seines Sohnes, um dann weiterhin Sklaven der Sünde zu bleiben.
Die ursprünglichen sieben Tage der Ungesäuerten Brote waren die Woche des Auszugs und begannen, als Israel "durch höhere Hand" Ägypten verließ (4. Mose 33, 3; Schlachterbibel), und waren beendet, als sie das Rote Meer durchquerten und damit die ägyptische Sklaverei hinter sich ließen. Wenn wir die Tage der Ungesäuerten Brote feiern, dann feiern wir, dass Gott sein Volk aus der Sklaverei befreit. Das Passah repräsentiert unsere Erlösung vom Tod durch das Opfer Christi, und die Ungesäuerten Brote erinnern uns daran, dass Gott uns vollständig von den Fesseln der Sünde befreit, wenn wir auf seine Gnade reagieren, indem wir gehen, wohin er uns führt. Dies muss unsere Antwort auf die Gnade sein, die Gott uns ohne unser Zutun erweist. Auch wenn Israel in der Passahnacht vom Zorn Gottes verschont blieb, wäre doch jeder, der sich weigerte, der Führung Gottes zu folgen, als Sklave des Pharaos in Ägypten zurückgeblieben.
Diejenigen, die das Passahfest und das Fest der Ungesäuerten Brote durcheinander bringen, verlieren aus den Augen, dass beide Ereignisse von Gottes Volk beachtet werden sollen. Das erste ist unsere Erlösung vom Tod, und das zweite ist unsere Errettung aus den Fesseln der Sünde. Sie sind untrennbar miteinander verbunden, aber dennoch unterschiedliche Ereignisse.
Überprüfung des Zeitrahmens
Im Lauf der Jahre haben sich manche gefragt, ob das erste Passah auch in der Nacht stattfand, in der der Auszug begann. Wenn dies zuträfe, müsste das Passah an dem Abend gefeiert worden sein, der am Ende des vierzehnten Tags folgte, zu Beginn des fünfzehnten Tags des Monats. Vereinfacht stellt sich also die Frage: Bezieht sich der Ausdruck "gegen Abend" auf das Ende eines Tages, oder auf den Anfang? Die Bibel macht die Antwort ziemlich klar. Beachten Sie, dass es in 2. Mose 12, 6 heißt: "Und ihr sollt es [das Lamm] bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. Dann soll es die ganze Versammlung der Gemeinde Israels in der Abenddämmerung schlachten" (Zürcher Bibel). Der hebräische Ausdruck, der hier als "Abenddämmerung" oder in der Lutherbibel als "gegen Abend" übersetzt wird, heißt wörtlich "zwischen den zwei Abenden". Dieser Ausdruck wird mehrmals im Alten Testament verwendet und deren Verwendung zeigt, was wirklich damit gemeint ist.
Abenddämmerung oder die Zeit zwischen Sonnenuntergang und völliger Dunkelheit (vgl. Menge-Bibel) ist die richtige Bedeutung von "zwischen den zwei Abenden", auch wenn spätere jüdische Traditionen etwas anderes behaupten. Diesen Zeitraum als Nachmittagszeit zwischen Sonnenhöchststand und Sonnenuntergang zu definieren, war lediglich der Versuch der Pharisäer, ihre Tradition eines nachmittäglichen Passahopfers zu rechtfertigen und diese dann zurück in die Schrift zu lesen. Wie Christus an mehreren Stellen hervorhob, hatten sie ihre Traditionen höher bewertet, als den klaren Text der Schrift.
Das hebräische Wort, das normalerweise als "Abend" übersetzt wird, ist ereb und bezieht sich auf die Zeit, die mit dem Sonnenuntergang beginnt. Dies ist klar ersichtlich aus Versen wie 3. Mose 22, 6-7 und Josua 8, 29, wo der Abend [ereb] mit dem Sonnenuntergang gleichgesetzt wird und klar das Ende des alten Tags und den Beginn des neuen Tags markiert. Der Begriff, der in 2. Mose 12, 6 gebraucht wird, ist beyn ha'arbayim, und wird nur ein paar Mal im Alten Testament gebraucht. Außer dass er die Zeit beschreibt, wann das Passah geschlachtet werden sollte, wird er auch in 2. Mose 16, 12 verwendet, um die Zeit zu beschreiben, wann die Israeliten die Wachteln töten und zubereiten konnten, und er beschreibt in 2. Mose 30, 8 die Zeit, wo die Priester die Lampen in der Stiftshütte anzünden sollten. Es macht natürlich Sinn, dass die Lampen in der Dämmerung angezündet werden (nach Sonnenuntergang, aber bevor es völlig dunkel geworden ist).
Der Bericht über die Wachteln erklärt, wenn man ihn genauer betrachtet, sehr viel. 2. Mose 16 zeigt, dass die Israeliten am fünfzehnten Tag des zweiten Monats begannen, sich über das Essen zu beklagen, und murrten, dass sie verhungern würden. Dies war eindeutig ein Sabbattag, denn Gott versprach ihnen Manna für den nächsten Morgen und gab es ihnen für sechs Tage in Folge. Am siebten Tag, Gottes Sabbat, erhielten sie keines.
Beachten Sie nun die Bereitstellung der Wachteln. Diese wurden am Abend geschickt, bevor dann am Morgen das erste Manna kam. Die Israeliten erhielten die Wachteln in der Abenddämmerung (Vers 12; Zürcher Bibel). Begreifen Sie die Bedeutung dieser Aussage? Dies zeigt klar, dass die Abenddämmerung den Beginn des ersten Tags der Woche repräsentiert, nicht den letzten Teil des Sabbats. Gott wollte nicht, dass die Israeliten am Sabbat Essen einsammelten oder zubereiteten (vgl. Verse 22-23). Dieses Wunder der Wachteln zeigt den Anfang von Gottes wundersamer Demonstration, welcher Tag der Sabbat war.
Überlegen Sie nun, welche Auswirkungen dies auf den zeitlichen Ablauf beim Passah hat. 2. Mose 16 zeigt, dass die Zeitspanne der Abenddämmerung der Beginn des ersten Tags der Woche war. Demzufolge war auch die Abenddämmerung, die in 2. Mose 12 erwähnt wird, der Beginn des vierzehnten Tags im ersten Monat, und nicht das Ende dieses Tags.
Tage beginnen und enden bei Sonnenuntergang, nicht bei völliger Dunkelheit, die etwa eine Stunde später eintritt. Ereb, das sich auf den Sonnenuntergang bezieht, bedeutet das Ende des alten Tags, und beyn ha'arbayim("Dämmerung" oder wörtlich "zwischen den zwei Abenden") bedeutet immer den Beginn des neuen Tags, wie 2. Mose 16 zeigt.
Beachten Sie auch, dass es einige andere Punkte gibt, die uns helfen, den Zeitrahmen des Passahs festzulegen. Überlegen wir zuerst den Ursprung des Namens für dieses Fest. 2. Mose 12, 27 zeigt, dass der Name entstand, weil Gott an den Häusern der Israeliten "vorüberging". Das Schlachten der Lämmer, das Bestreichen der Türrahmen mit dem Blut, das Braten und Essen der Lämmer und das Vorübergehen des "Verderbers" (Vers 23), all das geschah innerhalb von etwa sechs Stunden und muss am 14. Abib stattgefunden haben, dem einzigen Tag, der in der Bibel als das Passah des Herrn identifiziert wird (3. Mose 23, 5).
In 4. Mose 28 und 29 finden wir eine detaillierte Liste der Opfer, die in der Stiftshütte dargebracht wurden, darunter die Morgen- und Abendopfer, die Opfer für den Wochensabbat, für den ersten Tag des Monats (Neumond) und für jeden Festtag. Ein sehr interessanter Punkt dabei ist, dass der vierzehnte Tag des ersten Monats klar als Passah identifiziert und vom fünfzehnten Tag unterschieden wird – der als Beginn des Festes der Ungesäuerten Brote ausgewiesen ist (4. Mose 28, 16-17). Doch anders als bei allen anderen Tagen, die in diesen beiden Kapiteln erwähnt sind, ist für das Passah kein spezielles Tempelopfer vorgesehen. Unter allen Festzeiten war alleine das Passah eine Zeremonie, die in den Haushalten stattfand, und nicht im Tempel. Beachten Sie auch, dass die Tempelopfer, die am 15. Abib dargebracht wurden, für die gesamte siebentägige Zeitspanne wiederholt wurden. Dadurch wird der 15. Abib und die folgenden sechs Tage als dasselbe Fest beschrieben, im Unterschied zu dem Fest am 14. Abib.
Im Neuen Testament nennen die Evangelien Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngern wiederholt das "Passah". Die Jünger fragten: "Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten?" und es wird klar zum Ausdruck gebracht, dass die Jünger dann das "Passa" vorbereiteten (Matthäus 26, 17-19). Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie überrascht gewesen wären wegen des Zeitpunkts für dieses Passahmahl, oder dass es sich von dem Passah unterschied, das sie gewohnt gewesen waren.
Außerdem war Christus unser Passah, das für uns geopfert wurde. Die Symbolik passt nur, wenn wir verstehen, dass Christi Anordnung der neuen Symbole zu seinem Gedenken, seine Verhaftung und Geißelung, und auch seine Kreuzigung und sein Tod, alle am vierzehnten Tag des ersten Monats stattfanden, an dem Tag, der in den alttestamentlichen Schriftstellen "des Herrn Passah" genannt wird. Bei Sonnenuntergang, als der 15. Abib begann, war Jesus bereits tot und im Grab und die gesamte Passahsymbolik war erfüllt. Es gibt also eindeutig keinen Teil der neutestamentlichen Erfüllung des Passahs, der nach dem Sonnenuntergang erfolgte, nachdem der 14. Abib vorüber war. Zur Zeit der Abenddämmerung, die den 15. Abib begann, war Jesus bereits im Todesschlaf in seinem Grab und die gesamte Erfüllung der Passahsymbolik war vollendet.
Erklärung einer Schwierigkeit
Manche haben irrtümlich geglaubt, dass 5. Mose 16, 1-8 zeigt, dass die Passahnacht und die erste Nacht der Ungesäuerten Brote ein und dasselbe seien. Bei genauer Prüfung werden wir jedoch sehen, dass diese Verse etwas ganz anderes zeigen.
Zuerst sollten wir uns daran erinnern, dass die Torah gelegentlich editiert wurde, um ihre Begriffe "auf den neuesten Stand" zu bringen. Dies geschah bis zur Zeit Esras. Ein klassisches Beispiel dafür finden wir in 1. Mose 14, 14, wo es heißt, dass Abram den Königen, die Sodom geplündert und Lot und seine Familie gefangen genommen hatten, nachjagte "bis Dan". Obwohl der Ort für Abrams Verfolgung in der späteren Geschichte Israels als "Dan" bekannt war, kannte man ihn zur Zeit Moses nicht unter diesem Namen – und sicherlich nicht zur Zeit Abrahams! Dan war Abrahams Urenkel. Richter 18, 29 zeigt, dass die Stadt, die vorher Lajisch genannt worden war, in den Tagen der Richter in Dan umbenannt wurde, lange nachdem Mose und Josua gestorben waren. Ein späterer Editor, möglicherweise Esra, setzte "Dan" statt des früheren Ortsnamens ein, damit die Leser seiner Generation verstehen konnten, wo dieser frühere Kampf stattgefunden hatte.
Im späteren Gebrauch ergab es sich, dass die Israeliten den Begriff "Passah" für die gesamte, achttägige Zeitspanne des Passahs und der Tage der Ungesäuerten Brote verwendeten, wie wir heute in der Kirche Gottes gewöhnlich "das Fest" sagen, wenn wir die achttägige Zeitspanne des Laubhüttenfests und des Letzten Großen Tags meinen. Hesekiel 45, 21 und Lukas 2, 41-43 sind zwei Beispiele dieser "einschließenden" Verwendung des Begriffs "Passah". 5. Mose 16 gebraucht "Passah" in diesem einschließenden Sinn, wo auch das Fest der Ungesäuerten Brote beschrieben ist. Tatsächlich handelt das gesamte Thema von 5. Mose 16 von den drei "Pilgerfesten". Beachten Sie auch, dass 5. Mose 16, 1 Gottes Errettung und die Nacht, in der er Israel aus Ägypten geführt hat, beschreibt – und nicht das Vorübergehen des "Verderbers" an den Häusern, die mit dem Blut des Lammes bestrichen waren.
In Vers 2 lesen wir dann: "Und du sollst dem Herrn, deinem Gott, das Passa schlachten, Schafe und Rinder, an der Stätte, die der Herr erwählen wird, dass sein Name daselbst wohne". Was waren die Passaopfer von "Schafen und Rindern"? 2. Mose 12, 5 erklärt eindeutig, dass das Passahmahl, das zu Beginn des 14. Abib abgehalten wurde, ein einjähriges Schaf sein musste. "Von den Schafen und Ziegen sollt ihr's nehmen". Es war aber keinesfalls erlaubt, ein Rind zu verwenden. Und es war auch nicht erlaubt, es anders zuzubereiten, als am Feuer gebraten (2. Mose 12, 8-9). Doch 5. Mose 16, 2 erwähnt eindeutig Opfergaben von "Schafen und Rindern". Das hebräische Wort, das hier verwendet wird, ist bakar. Es wird häufig im Alten Testament gebraucht und bezeichnet ausschließlich eine Herde von Rindern oder Ochsen – nicht von Schafen. Daher kann das Passahopfer aus 5. Mose 16, 2 nicht nur das Opfer des Passahlamms bezeichnen.
Wie sollte das Passahlamm zubereitet werden? Es sollte am offenen Feuer gebraten werden. Beachten Sie den Bericht in 2. Chronik 35, der dem aus 5. Mose 16 ähnelt. Josia gab zwar 30.000 Lämmer und junge Ziegen als Opfergabe zum Passa für das Volk, aber er gab auch 3.000 Rinder (2. Chronik 35, 7). Was wurde mit diesen Opfergaben gemacht? Sie "brieten das Passah am Feuer nach der Vorschrift [2. Mose 12]. Und die heiligen Gaben kochten sie in Töpfen und in Kesseln und in Schüsseln" (Vers 13; rev. Elberfelder Bibel).
Eindeutig muss also 5. Mose 16, 2 den Begriff Passah in einer Weise benutzen, die auch die Opfer einschließt, die zu Beginn der Tage der Ungesäuerten Brote im Tempel dargebracht wurden – zur "Passahzeit" im weitesten Sinn. So können die Anweisungen von 5. Mose 16 auch mit denen in 2. Mose 12 in Einklang gebracht werden.
Eine "Nacht des Wachens"
In 2. Mose 12, 42 werden wir angewiesen, eine "Nacht des Wachens" dem Herrn zu Ehren abzuhalten. Dieser Vers ist der einzige Ort im gesamten Alten Testament, wo im Hebräischen das Wort shamarim gebraucht wird. Shamarimist der Plural von shamar, einem Wort, das im Alten Testament häufig verwendet wird und in der Regel übersetzt wird mit "halten" oder "einhalten". Die Pluralform eines Wortes wird im Hebräischen oft benutzt, um einen Superlativ auszudrücken (wie z.B. "Allerheiligstes" oder "Lied der Lieder", wie das Hohelied im Hebräischen heißt). Dies ist also eine Nacht, die besonders beachtet oder eingehalten werden soll. Sie stellt den Beginn eines der dramatischsten Ereignisse in Gottes Erlösungsplan dar – den Auszug.
In der Nacht, als der "Verderber" durch das Land zog, waren die Israeliten angewiesen worden, bis zum Morgen in ihren Häusern zu bleiben (2. Mose 12, 22). Der Pharao stand in derselben Nacht auf, nachdem zur Mitternacht die Erstgeborenen getötet worden waren, und er sandte Soldaten aus, um Mose zu holen. Nachdem Mose und Aaron dann am Morgen einige Kilometer bis zum Palast des Pharaos gereist waren und sich mit ihm trafen, kehrten sie um und sandten Nachricht aus an Hunderttausende von israelitischen Familien, dass sie sich schnell versammeln sollten. Im Verlauf sollten sie von den Ägyptern Gaben von silbernem und goldenem Geschmeide und Kleide nehmen, die ihre ägyptischen Nachbarn ihnen nachwarfen. Als sie sich aufmachten, um ihre Reise anzutreten, beobachteten sie, wie die Ägypter ihre Toten aus der vorigen Nacht begruben (4. Mose 33, 2-4). Obwohl das Volk in Eile auszog, brauchte es mehrere Stunden, um weit über eine Million Menschen und ihre Herden zusammenzubringen, damit sie dann "wohlgeordnet" aus Ägypten marschieren konnten (2. Mose 13, 18). Sie begannen ihre Reise also bei Sonnenuntergang nach dem 14. Abib und verließen Ägypten bei Nacht (5. Mose 16, 1).
Beachten Sie auch, wie Gott in 2. Mose die Bedeutung dieser beiden Abende – des Passahs und der Nacht des Wachens – unterscheidet. Die Schrift erklärt, was die Israeliten ihren Kindern über die Passahzeremonie beibringen sollten: "Es ist das Passaopfer des Herrn, der an den Israeliten vorüberging in Ägypten, als er die Ägypter schlug und unsere Häuser errettete" (2. Mose 12, 27). Später lesen wir von einer anderen Nacht mit einer anderen Bedeutung. Diese Nacht ist der Beginn des 15. Abib. Die Schrift sagt darüber: "Eine Nacht des Wachens war dies für den Herrn, um sie aus Ägyptenland zu führen" (Vers 42).
Beim Passah gedenken wir des Opfers des "Lammes Gottes" und unserer Erlösung vom Tod durch die Gnade Gottes. Die Nacht des Wachens feiert den Beginn unseres eigenen, geistlichen "Auszugs" aus der Sünde! Wir versammeln uns in der Abenddämmerung zu Beginn des 14. Tags des ersten Monats, um des Opfers unseres Erlösers zu gedenken, indem wir an den Symbolen teilhaben, die er bei seinem letzten Passah mit seinen Jüngern dazu bestimmt hat. Am folgenden Abend treffen wir uns zu einem festlichen Mahl, um den Beginn unserer Reise zu feiern. Der Tod ist nicht an uns "vorübergegangen", damit wir danach weiterhin im geistlichen Ägypten verweilen können. Vielmehr wurden wir befreit, um unserem Erlöser vollständig heraus aus Ägypten zu folgen, bis ins gelobte Land – in die herrliche Freiheit des Reichs Gottes. Dieser Abend, der die Tage der Ungesäuerten Brote beginnt, sollte ein festliches und freudiges Ereignis sein. Sich daran zu erfreuen und Gott zu danken sollte im Zentrum dieser Feier stehen. Wir feiern schließlich den Beginn unserer Reise in die geistliche Freiheit: "Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei" (Johannes 8, 36).
NDW, März 2013
© 2013 Living Church of God
Alle Rechte vorbehalten.
Englischer Titel: Understanding the „Night To Be Much Observed"
Diese Publikation darf nicht verkauft werden!
Sie wird von der Living Church of God kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
der revidierten Lutherbibel 1984 entnommen.
© 1985 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart