Gibt es biblische Lösungen für dieses globale Problem?


Die Statistiken sind schockierend und das Ausmaß des menschlichen Elends ist für Menschen aus wohlhabenden Ländern dieser Welt fast unvorstellbar. Noch heute – im 21. Jahrhundert – lebt beinahe die Hälfte der sechs Milliarden Menschen jeden Tag in erdrückender Armut. Über eine Milliarde Menschen lebt von weniger als einem US-Dollar pro Tag. Und fast zwei Milliarden Menschen führen eine magere Existenz mit weniger als 2 US-Dollar täglich (World Bank Policy Research Working Paper 3341 [Forschungspapier 3341 über die Politik der Weltbank], Chen & Ravallion, Juni 2004). 

Aus einer anderen Perspektive betrachtet ist das Ungleichgewicht und der Gegensatz zwischen dem reichsten Drittel, das im Überfluss lebt (vornehmlich auf der nördlichen Erdhalbkugel) und den ärmsten zwei Dritteln, die um ihr Überleben kämpfen (zumeist auf der südlichen Halbkugel) nicht nur beunruhigend, sondern sogar gewissenlos (Religion and the Ambiguities of Capitalism [Religion und die Zweischneidigkeit des Kapitalismus], Preston, Seite 150). Die reichsten 20 Prozent der Menschen genießen 72 Prozent des Bruttoinlandsertrags, fahren auf 78 Prozent aller Schnellstraßen der Welt, verbrauchen 73 Prozent aller forstwirtschaftlichen Produkte und sind für 50 Prozent des Weltenergieverbrauchs verantwortlich (Global Disorder [Globale Unordnung], Harvey, Seite 198). Und dabei wird der Graben zwischen den Reichen und den Armen von Jahr zu Jahr größer! Noch 1960 lag das Einkommen der reichsten 20 Prozent um etwa den Faktor 30 höher als das der ärmsten 20 Prozent; in den 1990er Jahren war das Durchschnittseinkommen des obersten Fünftels bereits 74 Mal größer als das der ärmsten 20 Prozent (Earth Summit 2002 [Weltgipfel 2002], Dodds, Seiten 135-136). Die reichsten 20 Prozent geben 85 Prozent des Geldes auf der Welt aus, während die ärmsten 20 Prozent nur mit 1,3 Prozent beteiligt sind. 

Doch der rein arithmetische Vergleich wird der Bedeutung dieser Zahlen längst nicht gerecht. Der wachsende Gegensatz im Einkommen und bei der Chancenverteilung bedroht die künftige Stabilität der Welt und stellt eine enorme Hürde auf dem Weg zum Weltfrieden dar. Vor 25 Jahren wurde bereits in einer Kommission unter Leitung des amerikanischen Präsidenten gewarnt: "Die potenziell größte explosive Kraft in der heutigen Welt ist der frustrierte Wunsch der Armen, einen angemessenen Lebensstandard zu erlangen" (Rich Christians in an Age of Hunger [Reiche Christen in einem Zeitalter des Hungers], Sider, Seite 29). Das Nord-Süd-Gefälle – zwischen den reichen und den armen Ländern – wurde "eine der gefährlichsten Spaltungen in der heutigen Welt" genannt (ebenda, Seite 31). In neueren Analysen wurde festgestellt, dass "das Versäumnis, die Bedürfnisse der ärmsten Mitbürger der Welt zu befriedigen ... nun zu globaler Instabilität in Form von Terrorismus, Krieg und ansteckenden Krankheiten beiträgt. ... Eine unstabile Welt verfestigt nicht nur die Armut, sondern bedroht letztlich sogar den Wohlstand, den die reiche Minderheit genießen konnte" (Vital Signs [Wesentliche Zeichen], The Worldwatch Institute). Der brasilianische Präsident Luiz da Silva nannte Armut die "zerstörerischste Massenvernichtungswaffe der Welt". Robert Harvey, Autor und ehemals Mitglied des britischen Parlaments, beobachtete, dass die "globale Armut weiterhin die Geißel der Menschheit bleibt" und dass die globale Armut "mit ihren vier Weggefährten Massenmigration, Hunger, Krankheit und Schulden eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zum Frieden in der heutigen Welt darstellt" (Global Disorder [Globale Unordnung], Seite 197). Es ist kein Zufall, dass die Vereinten Nationen die Ausrottung der extremen Armut zum ersten Punkt auf der Liste der Ziele des Millenniumsgipfels gemacht hat (State of the World 2005 [Weltzustandsbericht 2005], Worldwatch, Seiten 164-165). 

Aber wie fühlt es sich an, in echter Armut zu leben? Wenn Sie in einem wohlhabenden Teil der Welt leben, können Sie dann das Ausmaß und die Realität einer solch tragischen Situation erfassen? Kennen Sie die Ursachen der Armut im globalen Maßstab? Warum bleibt sie so hartnäckig bestehen? Gibt es irgendwelche echte Lösungen? Hat eigentlich die Religion – und besonders das Christentum – etwas zu diesem bedeutsamen sozialen Thema zu sagen? Warum sollten Sie besorgt sein?

Eine wichtige Sichtweise

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts hegten Sozialreformer Visionen einer Welt, in der Armut und menschliches Leiden durch "wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt ..., [die Verbreitung der] Erkenntnis, Vernunft und Freiheit ... [sowie] die Pflicht zu kostenloser, weltlicher Bildung" verbannt sein würden (An End of Poverty? [Ein Ende der Armut?], Jones, Seiten 1, 26 und 203). Denker zur Zeit der Aufklärung glaubten, dass technologischer Fortschritt, die Vorherrschaft der Vernunft und eine gerechtere Verteilung des Einkommens nicht nur die Armut, sondern auch die Geißel des Kriegs beseitigen würden. Sie verehrten die menschliche Vernunft und betrachteten Religion (einschließlich des Christentums) mit Misstrauen und sogar Feindseligkeit (Civilization Past & Present [Zivilisation in Vergangenheit und Gegenwart], 6. Ausgabe, Wallbank, Seite 507). Der angesehene Wirtschaftswissenschaftler Dr. Jeffrey Sachs, führender Erforscher der Tradition der Aufklärung, sieht die Ausrottung der Armut als große und bewältigbare Herausforderung unserer Zeit, wie er in seinem Buch The End of Poverty / Economic Possibilities of Our Time[Das Ende der Armut / Wirtschaftliche Möglichkeiten unserer Zeit] erklärt. Sachs lässt wie seine Vorgänger wenig Raum für Gott und Religion bei der Bewältigung der großen Aufgabe, die Armut zu verbannen, die Welt zu heilen und ein neues Zeitalter des Friedens einzuläuten (ebenda, Seiten 360, 364), obwohl bereits Jahrhunderte menschlicher Bemühungen diese Probleme nicht zu lösen vermochten. 

Wenn man die Geschichte betrachtet, verwundert es nicht, dass nur wenige Menschen heute erkennen, dass die Bibel wertvolle Informationen zum Thema globaler Armut enthält. In der Bibel finden wir eine wichtige Perspektive zu den Ursachen der Armut und darüber, wie Gott die Lage der Armen sieht. Die Schrift erklärt auch, welche Verantwortung Gott denen überträgt, die einen wohlhabenderen Lebensstil genießen. Gott gab den Autoren der Bibel sogar praktisch anwendbare Prinzipien und Armut auszurotten – und zu vermeiden. Leider haben die meisten Menschen nie davon gehört, wie die Last der Armut in naher Zukunft von den Schultern der Menschen genommen werden wird. Viele haben keine Ahnung, dass Christus die Christen darauf vorbereitet, den Fluch der Armut zu brechen – doch diese ermutigende Botschaft ist in der Bibel klar aufgezeigt! Sie war Teil der guten Nachricht, die von den Propheten im Altertum verkündet wurde; sie war Teil des Evangeliums, das Jesus Christus predigte und sie ist Teil der Botschaft, die Gottes Kirche heute verkünden soll. Es ist eine Botschaft der Hoffnung, aber auch eine Warnung, die die Welt hören und verstehen muss!

Gesichter der Armut

Damit Armut ausgerottet werden kann, müssen ihre Ursachen verstanden werden – und es müssen funktionierende Lösungen vorhanden sein. Armut kann definiert werden als die Unfähigkeit, grundlegende Bedürfnisse des Lebens in der menschlichen Gesellschaft zu befriedigen. Armut bedeutet Hunger, fehlende Unterkunft, unzureichende Behausungen, fehlende sanitäre Anlagen, wenig oder kein Zugang zu sauberem Wasser, Krankheiten ohne Zugang zu angemessener Gesundheitsfürsorge (oder die Möglichkeit, diese zu bezahlen), Arbeitslosigkeit, Analphabetentum, Machtlosigkeit und fehlender Zugang zu Bildung. 

Wie ist es, arm zu sein? Eine im Wohlstand lebende Person braucht viel Vorstellungskraft, um das wirklich zu verstehen. Können Sie sich vorstellen, aus ihrer Wohnung in einen Schuppen mit ein oder zwei Räumen umzuziehen – wenn dieser aus Lehm und Holzstäben oder aus Stücken eingesammelten Wellblechs, Brettern, Karton oder Plastikfolie besteht? Vielleicht, wenn Sie etwas besser dran sind, haben Sie einen Raum in einem überfüllten und baufälligen alten Gebäude ohne Glasfenster, ohne Vorhängen vor Türen und Fenstern, ohne Heizung, ohne fließendes Wasser, ohne Herd, Kühlschrank, Dusche oder Toilette, ausgestattet mit nur wenigen Möbelstücken (und keinen elektronischen Geräten wie Fernseher, Computer, Radio oder Uhr). Vielleicht besitzen Sie einen alten Anzug und ein paar T-Shirts, oder vielleicht ein paar Kleider. Sie besitzen vielleicht ein paar Schuhe. Es gibt keinen Postboten, der Briefe ausliefert, keine Feuerwehr und keinen Krankenwagen, den man im Notfall rufen kann. Es gibt überhaupt kein Telefon, um irgendjemanden anzurufen. Die Straßen zu Ihrem Dorf und die Wege zu ihrer Hütte sind nicht ausgebaut und werden fast unpassierbar, wenn es regnet. Die nächste Schule und das nächste Krankenhaus befinden sich viele Kilometer entfernt, und da Sie weder Auto noch Fahrrad besitzen, müssen Sie immer laufen, wenn Sie dorthin gelangen wollen – sofern Sie noch gesund genug sind, um laufen zu können. 

In Ihrem Zuhause haben Sie nur wenige Dinge zum Essen, obwohl Sie jede Woche etwa 70 Prozent Ihres mageren Einkommens dafür verwenden, Ihre Familie zu ernähren. Sie sind oft krank, müde und hungrig und haben miterlebt, wie mehrere Ihrer Kinder verhungert oder durch Infektionskrankheiten gestorben sind, die leicht zu behandeln gewesen wären, wenn Sie nur Zugang zu einfachen und billigen Medikamenten gehabt hätten, die so aber unerreichbar blieben. 

Sie leiden darunter, dass Sie nicht alle Ihre Kinder zur Schule schicken können. Auch für sich selbst können Sie keine zusätzlichen Bildungsmaßnahmen bezahlen und es fehlt Ihnen auch an Geld, um ein Geschäft zu eröffnen, das Sie aus der Armut befreien könnte. Es gibt genug Geld in Ihrem Land – aber es wird von Beamten des hoffnungslos korrupten Regimes gehortet. 

Sie haben versucht, in eine Stadt zu ziehen und sich Arbeit zu suchen, aber dort fanden Sie nur noch mehr Arbeitslose, mehr überfüllte Slums und zudem Drogenmissbrauch und unbeschreibliche Verbrechen. Täglich an einen Arbeitsplatz zu fahren kommt überhaupt nicht in Frage, weil es zu teuer ist und weil die Straßen kaputt sind und es keine zuverlässigen öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Sie wollen die Situation für sich und Ihre Familie verbessern – aber Sie haben nicht die nötigen Mittel, woanders hinzuziehen und ein besseres Leben zu suchen. Deshalb sehen Sie auch für die Zukunft keinen Ausweg. 

So sieht das Leben für Milliarden von Menschen überall auf der Welt aus, die in ihrer Armut gefangen sind.

Grundlegende Ursachen

Regierungen, sozial eingestellte Menschen und Hilfsorganisationen bemühen sich seit Jahrhunderten, den Fluch der Armut zu brechen, jedoch mit nur begrenztem Erfolg. In den 1960er Jahren starteten die USA einen "Krieg gegen die Armut". Er war Teil dessen, was der damalige Präsident Lyndon Johnson einen Versuch nannte, eine "großartige Gesellschaft" zu errichten – doch heute, vier Jahrzehnte später, gibt es immer noch 35 Millionen Menschen in den USA, die in einem Zustand leben, den Amerika als Armut bezeichnet! Wohlfahrtsprogramme bieten manchen Armen und Bedürftigen kurzfristige Hilfe, fördern aber oft ein "Wohlfahrtsdenken", das den Empfängern beibringt, sie könnten sich immer darauf verlassen, dass der Staat für ihre Bedürfnisse aufkommt. Sozial und religiös eingestellte Menschen beklagen, dass Geld für Waffen ausgegeben wird, anstatt den Armen zu helfen, bieten aber ansonsten wenig praktikable Lösungen an, die darüber hinaus gehen, "seinen Nächsten zu lieben" und großzügiger zu sein (The Observer, 26. Dezember 2004). 

Im Jahr 2005 starteten führende Persönlichkeiten in Großbritannien eine Kampagne, um die Armut ein für alle Mal zu beenden. Mit der Zeit wird sich herausstellen, ob diese Erfolg haben wird. Aus Erfahrung können wir jedoch vermuten, dass diese Kampagne ebenso wie alle vorangegangenen scheitern wird. 

Die meisten Anstrengungen der Menschen, sich von der Last der Armut zu befreien, sind gescheitert, weil sie die zugrunde liegenden Ursachen des Problems außer Acht gelassen haben. Eine Umverteilung des Einkommens – Geld von den Reichen zu nehmen und es den Armen zu geben – wird das Problem nicht lösen. Dieser Ansatz verstärkt das Gefühl der Abhängigkeit unter der armen Minderheit und letztlich muss man immer mehr von der wohlhabenden Minderheit (und mit der Zeit von einer immer kleiner werdenden Anzahl wohlhabender Menschen) nehmen, um die Hilfe aufrecht zu erhalten (vgl. The Creation of Wealth: A Christian's Case for Capitalism [Die Schaffung von Wohlstand: Fürsprache eines Christen für den Kapitalismus], Griffiths, Seiten 12-13). Zentralwirtschaftlich geplante Staaten konnten das Problem nicht lösen und immense behördliche Regulierungsmechanismen um das Steueraufkommen zu verteilen (wie es in der Europäischen Union geschieht) führten zu wirtschaftlicher Stagnation. 

Die freie Marktwirtschaft hat die Fähigkeit, enormen Wohlstand zu erzeugen, doch in einer freien Marktwirtschaft, die nicht auf soliden moralischen Prinzipien basiert, belohnt diese lediglich die Habgierigen und Skrupellosen und führt zu "Raubkapitalismus", der die Kluft zwischen reich und arm noch verstärkt (Religion & the Ambiguities of Capitalism [Religion und die Zweischneidigkeit des Kapitalismus], Preston, Seiten 145-146). Eine Gesetzgebung, die Mindestlöhne festlegt – und ebenso gleichberechtigten Zugang zu Arbeitsplätzen, Mietzuschüsse für Bedürftige, Essensmarken für Hungernde und medizinische Versorgung für Kranke – kann manche Leid erzeugende Folgen der Armut lindern, aber sie wendet sich damit noch nicht der grundlegenden Ursache des Problems zu.

Die Bibel hingegen verfolgt einen anderen Ansatz, indem sie die Grundeinstellung anspricht, die unser Handeln bestimmt. Interessanterweise kommentiert Professor Peter Bauer: "Aus der Armut herauszukommen ... erfordert keinen massiven Kapitaleinsatz. Erforderlich ist eine Veränderung der Einstellung" (Equality, the Third World and Economic Delusion [Gleichheit, die Dritte Welt und wirtschaftlicher Irrglaube], Seite 248). Die Bibel weist darauf hin, dass eine gedankenlose, verantwortungslose Einstellung, durch die man es versäumt, Initiative zu entwickeln und für die Zukunft vorauszuplanen, in Armut führt (Sprüche 6, 6-11; 21, 13; 24, 30-34). Impulsive und unbedachte Entscheidungen können ebenfalls zu Armut führen (Sprüche 21, 5). Doch viele Schriftstellen zeigen auch, dass Armut oft das Ergebnis ungerechter Behandlung und Unterdrückung der Armen durch reiche, habgierige und in vielen Fällen herzlose Menschen in Regierung, Wirtschaft, Religion und anderen Bereichen ist. Propheten Gottes haben gewarnt, dass wirtschaftliche Ungerechtigkeit, Unterdrückung der Armen und ein Leben in Luxus ohne Berücksichtigung der Bedürfnisse der Armen Gottes Zorn nach sich zieht (Jeremia 7, 5-7; Amos 4, 1-3; 5, 11-13; Maleachi 3, 5). Viele vergessen, dass Gott die sündhafte Stadt Sodom nicht nur wegen ihrer sexuellen Perversion zerstörte (1. Mose 19, 4-7), sondern auch aus anderen wichtigen Gründen. Wir lesen: "Das war die Schuld deiner Schwester Sodom: Hoffart und alles in Fülle und sichere Ruhe hatte sie mit ihren Töchtern; aber dem Armen und Elenden halfen sie nicht" (Hesekiel 16, 49-50). 

Bibel und historische Aufzeichnungen zeigen gleichermaßen, dass Selbstsucht, fehlende Gleichberechtigung und wirtschaftliche Unterdrückung im Israel des Altertums weite Verbreitung fanden, nachdem die Israeliten Gott vergessen hatten und die Gesetze und Anweisungen ignorierten, die er Mose gegeben hatte. Diese Anweisungen enthielten spezifische Richtlinien, um Arme und Bedürftige zu schützen. Gott sagte zu Mose: "Wenn du Geld verleihst an einen aus meinem Volk, an einen Armen neben dir, so sollst du an ihm nicht wie ein Wucherer handeln; du sollst keinerlei Zinsen von ihm nehmen. Wenn du den Mantel deines Nächsten zum Pfande nimmst, sollst du ihn wiedergeben, ehe die Sonne untergeht" (2. Mose 22, 24-25). Und Mose wurde ebenso gesagt: "Wenn dein Bruder neben dir verarmt... so sollst du dich seiner annehmen... du sollst ihm dein Geld nicht auf Zinsen leihen noch Speise geben gegen Aufschlag" (3. Mose 25, 35-37). Weiter sagte Gott: "Wenn einer deiner Brüder arm ist... so sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder, sondern sollst sie ihm auftun und ihm leihen, soviel er Mangel hat" (5. Mose 15, 7-8). Diese Anweisungen verboten die Ausbeutung von Verarmten und Knechten und ermahnten die Wohlhabenden, gegenüber den Bedürftigen großzügig zu sein. 

Interessanterweise debattierten Theologen im Mittelalter (unter Zuhilfenahme von Ideen des heidnischen Philosophen Aristoteles) sehr viel über diese Verse und kamen zu dem Fehlschluss, dass es falsch sein, jegliche Zinsen für Kredite zu verlangen. Tatsächlich aber bezieht sich der Begriff Zinsen auf das Verlangen von Wucherzins (Preston, Seiten 135-142). Der Expositor's Bible Commentary hebt hervor, dass diese Verse nicht kommerzielle Kredite verbieten wollten, sondern sich lediglich gegen das Verlangen von Zinsen von Mittellosen wendeten, wodurch man aus der Hilflosigkeit seines Nächsten Profit schlagen würde" (siehe Kommentare zu Nehemia 5, 7; 3. Mose 25, 35-37). Dies hat wichtige Auswirkungen auf ein erfolgreiches Funktionieren von Wirtschaftssystemen.

Biblische Anweisungen zum Schutz der Armen spiegeln Gottes Gedanken wider. Viele Schriftstellen zeigen, dass Gott sich eingehend um diejenigen kümmert, die nach seinem Bilde erschaffen wurden und dass er Vergeltung über die bringt, die andere unterdrücken, ausbeuten oder die Bedürfnisse der Armen ignorieren. David schrieb: "Der Herr ist hoch über alle Völker; ... Wer ist wie der Herr... der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz. [...] Er soll den Elenden im Volke Recht schaffen und den Armen helfen und die Bedränger zermalmen" (Psalm 113, 4-7; 72, 1-4). Salomo wiederholt diese Warnung: "Beraube den Armen nicht, weil er arm ist, und unterdrücke den Geringen nicht im Gericht; denn der Herr wird ihre Sache führen und wird ihre Bedrücker bedrücken" (Sprüche 22, 22-23). Doch der Apostel Paulus hebt auch die persönliche Verantwortung der Betroffenen hervor: "Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen" (2. Thessalonicher 3, 10). 

Die Bibel gibt Führungskräften einen klaren Rat, weil Führungskräfte eine nicht zu unterschätzende Vorbildfunktion auf die von ihnen Geführten ausüben: "Wenn ein Fürst ohne Verstand ist, so geschieht viel Unrecht; wer aber unrechten Gewinn hasst, wird lange leben... Wenn der Gerechten viel sind, freut sich das Volk; wenn aber der Gottlose herrscht, seufzt das Volk... Der Gerechte weiß um die Sache der Armen; der Gottlose aber weiß gar nichts" (Sprüche 28, 16; 29, 2.7). Heute leiden Milliarden von Menschen unter den schmerzlichen Auswirkungen der Armut, weil ihre Führer diesen einfachen aber doch tief greifenden Anweisungen nicht folgen, die Gott vor langer Zeit in der Bibel aufgezeichnet hat.

Wirkungsvolle Prinzipien

Wenn Sie das Thema Armut aus einer biblischen Perspektive untersuchen, entdecken Sie einige sehr interessante Dinge. Die alttestamentlichen Gesetze, die vom "traditionellen" Christentum verworfen wurden, entpuppen sich zu wirkungsvollen Prinzipien, die dazu gedacht waren, einige der größten Probleme, denen wir uns heute stellen müssen, bereits im Ansatz zu vermeiden – einschließlich der Ausbeutung billiger Arbeitskräfte, der immer größer werdenden Kluft zwischen arm und reich, des Problems von Hungersnöten und der Aufrechterhaltung einer Wirtschaft, die von erdrückenden Schulden klein gehalten wird, die aus Krediten der reichen Nationen gewachsen sind. 

In seiner Weisheit gebot Gott die Einhaltung des Sabbats am siebten Wochentag (2. Mose 16, 23-30). Der Sabbat war nicht nur der Tag der Anbetung, sondern auch ein Tag der Ruhe, an dem die Arbeiter von ihrer routinemäßigen Mühe, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ruhen konnten (2. Mose 20, 8-11). Die richtige Einhaltung des Sabbats würde die Ausbeutung der Knechte und Angestellten verhindern. Niemand könnte dazu gedrängt werden, sieben Tage in der Woche zu arbeiten; selbst die Ärmsten hätten einen Ruhetag. Es war Gottes Absicht, dass seine modellhafte Nation Israel als Vorbild für die Welt gelten sollte, wenn sie seinen göttlich verordneten, jedoch sehr humanen Praktiken gehorchte (2. Mose 31, 12-18). 

Gott richtete ebenfalls ein "Sabbatjahr" ein, das sich alle sieben Jahre wiederholte (2. Mose 23, 10-13). In diesem siebten Jahr sollten die Felder brach gelassen werden (einen "Landsabbat" einhalten, damit sich die Erde wieder mit Mineralstoffen füllen konnte). Während dieses Jahres konnten die Armen alles essen, was auf diesen Feldern wuchs (3. Mose 25, 2-7). Dieses siebte Jahr wurde auch "Erlassjahr" genannt, weil dann alle Schulden erlassen und allen Schuldknechten die Freiheit und genügend Vorräte für einen Neuanfang gegeben wurde (5. Mose 15, 1-15). Würde man dieses Prinzip heute beachten, so würde von Milliarden von Menschen in der ganzen Welt eine riesige Schuldenlast genommen werden und sie hätten wieder bessere Zukunftsaussichten! 

Jedes fünfzigste Jahr gab es ein so genanntes "Jubeljahr" (3. Mose 25, 8-17). Während dieses besonderen Erlassjahres wurde auch alles Land, das inzwischen verkauft worden war, wieder an die ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben. Dieses Prinzip verhinderte die Anhäufung von Land in den Händen weniger Reicher (vgl. Jesaja 5, 8). Heute wird dieses Prinzip nicht beachtet und so gibt es unzählige Millionen von Menschen, die als mittellose Bauern vom guten Willen ihrer wohlhabenden Großgrundbesitzer anhängig sind. Professor Ronald Sider kommentierte den Grund für die Rückgabe des Landes im Jubeljahr: "In einer von Landwirtschaft geprägten Gesellschaft ist Land das Kapital. Das Land war die Grundlage für das Erwirtschaften von Wohlstand... Am Anfang [als Gott die Nation Israel errichtete], war das Land mehr oder weniger gleichmäßig unter den Stämmen und Familien aufgeteilt (4. Mose 26, 52-56). Offenbar wollte Gott, dass diese grundsätzliche Chancengleichheit beibehalten wurde. Deshalb sein Gebot, das Land alle fünfzig Jahre an die ursprünglichen Eigentümer zurückzugeben. Privatbesitz wurde dadurch nicht untersagt. Aber die Mittel zur Erwirtschaftung von Wohlstand wurden in regelmäßigen Abständen wieder ausgeglichen" (Christians in an Age of Hunger [Christen in einem Zeitalter des Hungers], Sider, Seite 80). Sider fährt fort: "Körperliche Behinderungen, der Tod eines Ernährers in der Familie oder ungenügendes Geschick führen dazu, dass manche Menschen ärmer werden als andere. Doch Gott möchte nicht, dass sich solche Nachteile zu immer größeren Unterschieden zwischen arm und reich ausweiten. Daher gab Gott seinem Volk ein Gesetz, das den Grundbesitz alle fünfzig Jahre wieder ausglich... Das biblische Konzept eines Jubeljahrs hebt die Bedeutung institutioneller Verfahren und Strukturen hervor, die für Gerechtigkeit sorgen" (ebenda). 

Zusätzlich zu den Prinzipien von Erlassjahr und Jubeljahr regelten Gesetze zur Ährenlese, dass die Ecken eines Feldes nicht abgeerntet werden durften. Sie sollten unangetastet bleiben, damit die Armen dort selbst Nahrungeinsammeln konnten – es war nicht einfach eine "milde Gabe" (3. Mose 19, 9-10). Gott errichtete auch ein System des Zehnten, um für die geistlichen und körperlichen Bedürfnisse seines Volkes zu sorgen. Der erste Zehnte (10 Prozent des "Zuwachses" oder Einkommens) unterstützte die Priester und Leviten – die geistlichen Führer, Lehrer und die Zivilverwaltung der Nation). Ein zweiter Zehnter wurde von jedem Haushaltsvorstand zurückgelegt, um die jährlichen Feiertage begehen zu können (5. Mose 14, 22-26). Ein dritter Zehnter (10 Prozent, die im dritten und sechsten Jahr eines 7-jährigen Zyklus abgesondert wurden) war dazu bestimmt, die Witwen, Waisen und Armen zu unterstützen (5. Mose 14, 28-29). Mit dieser Regelung erließ Gott ein organisiertes System, um für Bedürftige zu sorgen. Unter diesem System war das Meiste, das man im Jahr bezahlen musste, 20 Prozent (da der zweite Zehnte zum persönlichen Gebrauch während der heiligen Tage zurückbehalten wurde). Vergleichen Sie das mit modernen Steuersystemen. Es wäre eine willkommene Abwechslung für viele Menschen heute, die ihren Regierungen wesentlich mehr zahlen müssen, damit diese es mit vollen Händen wieder ausgeben.

Eine herrliche Zukunft

Viele Menschen, die sich heute als Christen bezeichnen, glauben, dass diese biblischen Prinzipien zur Deckung wirtschaftlicher und sozialer Bedürfnisse nicht mehr gültig sind. Sie glauben, dass es ihre Bestimmung ist, in den Himmel zu entschweben und sich nie wieder darum kümmern zu müssen, die Welt zu verbessern. Doch die Bibel zeigt uns etwas völlig anderes! Jesus Christus predigte über ein kommendes Reich Gottes (Markus 1, 14-15). Dieses Reich wird für tausend Jahre auf der Erde errichtet, wenn Christus mit den Heiligen zurückkehrt, um alle Nationen zu regieren (Offenbarung 1, 6; 5, 10; 11, 15-28; Daniel 2, 44-45; 7, 27). 

Als Jesus ankündigte, dass es seine Mission sei, "zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu heilen die zerstoßenen Herzen ... zu predigen den Gefangenen, dass sie los sein sollen", zitierte er aus Jesaja (Lukas 4, 18 – Lutherbibel 1912; Jesaja 61, 1-2). Jesaja wurde wegen seiner vielen, detaillierten Prophezeiungen über das kommende Reich Gottes ein "messianischer Prophet" genannt. Er schrieb, dass "zur letzten Zeit" der zurückkehrende Messias in Jerusalem eine Weltregierung errichten und beginnen wird, alle Menschen eine andere Lebensweise zu lehren. "Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker" (Jesaja 2, 2-4). 

Zu jener Zeit werden die Gesetze und Prinzipien, die in diesem Artikel angesprochen wurden, allen Völker erklärt werden. Biblische Prinzipien werden den Rahmen und die Bausteine eines Wirtschaftssystems bilden, das die Welt verändern wird. Und sobald diese Weisungen umgesetzt werden, wird die Ausbeutung der Armen aufhören, die Kluft zwischen arm und reich wird sich schließen und die Last der Armut wird von den Schultern der Menschen genommen. Wahre Christen sind dazu berufen, sich auf diese Zukunft vorzubereiten (Jesaja 30, 20-21) und den Lauf der Geschichte zu ändern, sobald Jesus Christus auf diese Erde zurückkehrt. So wird die Menschheit von der Last der Armut befreit und die Unterdrückten werden endlich frei sein. Das ist die gute Nachricht und die echte Hoffnung für die Zukunft. Wenn Sie sich jetzt bereit machen, können Sie Teil einer Zukunft sein, die Armut zur Vergangenheit werden lässt!

Globalisierung der Habgier

Viele biblische Prophezeiungen beschreiben genaue Ereignisse, die auf der Weltbühne eintreten werden, während wir uns dem Ende dieses Zeitalters nähern – der Zeit vor der Rückkehr Jesu Christi auf diese Erde, um das Reich Gottes zu errichten. Jesus sagte zu seinen Jüngern, dass sie nach diesen Ereignissen Ausschau halten sollten, damit sie erkennen könnten, wann sich seine Rückkehr nähert (Matthäus 24, 32-44). Obwohl viele Menschen noch zögern, daran zu glauben, erfüllen sich viele alte Bibelprophezeiungen in unseren Tagen – direkt vor unseren Augen!

Ernüchternde Voraussagen

Der Apostel Paulus listete spezifische Zeichen auf, die das Ende dieses Zeitalters kennzeichnen sollten. Er schrieb: "Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschenwerden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, ... lieblos... Sie lieben die Wollust mehr als Gott" (2. Timotheus 3, 1-5). Und der Apostel Petrus warnte: "... wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die ...haben ein Herz getrieben von Habsucht – verfluchte Leute! Sie verlassen den richtigen Weg und gehen in die Irre" (2. Petrus 2, 1.14-15). 

Die Zehn Gebote verurteilen Habgier (2. Mose 20, 17). Salomo warnte, dass böse Menschen "nach unrechtem Gewinn trachten" (Sprüche 1, 10-19). Jesus wies religiöse Führer zurecht weil sie Heuchler voller Raub und Gier waren (Matthäus 23, 25). Die Propheten äußerten sich gegen selbstsüchtige Anhäufung materieller Güter: "Weh denen, die Schaden zu tun trachten ... Sie reißen Äcker an sich und nehmen Häuser an sich, wie sie's gelüstet ... Siehe, ich ersinne wider dies Geschlecht Böses" (Micha 2, 1-3). Der Prophet Amos warnte die Israeliten in einer Prophezeiung, die damals wie heute Gültigkeit besitzt, dass Gott wegen ihrer unstillbaren Habgier, ihrem gottlosen Materialismus und ihrer Ausbeutung der Armen "Winterhaus und Sommerhaus zerschlagen [will] und die elfenbeingeschmückten Häuser sollen zugrunde gehen und viele Häuser vernichtet werden" (Amos 2, 6-7; 3, 1.14-15). Amos warnte die Führer Israels, die in maßlosem Überfluss lebten, während viele andere mit ungleich weniger auskommen mussten: "Siehe, es kommt die Zeit über euch, dass man euch herausziehen wird mit Angeln ... und Israel wird aus seinem Land gefangen weggeführt werden" (Amos 4, 1-3; 5, 27; 6, 7; 7, 11.17). Die Bibel offenbart, dass Gott in der Vergangenheit mit Gottlosen und Habgierigen nicht zimperlich umging und es auch in Zukunft wieder so tun wird!

Moderne Konfliktbereiche

Im Licht dieser Prophezeiungen sollten uns die heutigen sozialen Trends in Amerika, Großbritannien und den anderen Nationen israelitischer Herkunft wachrütteln. Umfragen haben ergeben, dass 70 bis 90 Prozent der Amerikaner ihre Gesellschaft als "zu materialistisch" einstufen und überzeugt sind, dass dies ein "ernsthaftes soziales Problem" darstellt (Christian Century, 3. März 1993, Seite 238). Der amerikanische Talkmaster Jim Bohannon beschreibt die Amerikaner als "von sich selbst eingenommen... Individualismus und moralische Freizügigkeit erfüllen ihr Denken". Die gesamte Nation ist "besessen von Materialismus und der Anhäufung von Geld" (America in Crisis [Amerika in der Krise], Bohannon, Seiten 45-48). Er schreibt weiter: "Keine Beschreibung dessen, was in Amerika heute verkehrt läuft, wäre vollständig ohne einen Blick auf die Selbstsucht... Die heutige Gesellschaft scheint Selbstsucht zu einer Kunst erhoben zu haben, die allgemein Anerkennung gefunden hat". In den "habgierigen 1980er Jahren" hätten wir gelernt, dass "Habgier gut ist" (ebenda, Seiten 45 und 61). Bohannon sieht im ungezügelten Konsumdenken, dem Syndrom des "Shoppens bis zum Umfallen" und der "Anbetung des Marktes ... und des allmächtigen Dollars" die wesentlichsten Probleme im heutigen Amerika (ebenda, Seiten 24 und 150). 

Die amerikanische Kultur hat sich auf der ganzen Welt ausgebreitet. Amerikanische Musik, Filme und Fernsehen werben unaufhörlich für Konsumgüter und die Philosophie, dass ständiger Konsum zu Glück führt – und bereiteten so den Boden für eine "auf Geld ausgerichtete Jugendkultur, die nach sofortiger Befriedigung von Bedürfnissen verlangt und durch ein audio-visuelles Bombardement genährt wird" (Why Do People Hate America? [Warum hassen die Menschen Amerika?], Sadar & Davies, Seite 125). Für manche Menschen "erscheint diese globale Ausstrahlung des amerikanischen Einflusses ... die McDonaldisierung der Gesellschaft... wie ein Virus, und zwar ein besonders gefährliches... das sich selbst im Rest der Welt ausbreitet... und die Kulturen anderer Nationen infiziert" (ebenda, Seiten 117-118). Die Globalisierung habgierigen, egozentrischen Konsumverhaltens, die von Amerika und anderen wohlhabenden Ländern ausgeht, lässt viel Feindseligkeit entstehen, weil sie die traditionellen Werte und Kulturen untergräbt und zerstört. 

Der Kulturhistoriker Morris Berman beschreibt einen weiteren beunruhigenden Trend: Die zunehmende Ungleichheit, durch die Reiche noch reicher und Arme immer ärmer werden. Berman führt an, dass wir in den vergangenen Jahrzehnten eine "nie zuvor da gewesene Umverteilung des Einkommens zugunsten der Reichen miterlebt haben. Wenn es um die ungleiche Verteilung des Wohlstandes geht, sind die USA unter allen großen Industrienationen führend" (The Twilight of American Culture [Das Zwielicht der amerikanischen Kultur], Seite 21). Manche Managergehälter liegen derzeit um das 400-fache über dem Gehalt der Arbeiter in ihrer Firma. Ehemals angesehene Finanzinstitutionen verfolgen inzwischen auf aggressive Weise die feindliche Übernahme und Zerschlagung von Firmen und streichen dabei hohe Gebühren ein. Während die Manager mit Millionen Dollars abgefunden werden, verlieren Tausende von Arbeiter ihren Arbeitsplatz und ihr Einkommen (House of Morgan, Chernow, Seiten 690-709). Viele Monarchen, Diktatoren und politischen Führer in Entwicklungsländern schwelgen im Luxus, während ihre Landsleute gegen die Armut kämpfen. Aufmerksame Beobachter erkennen, dass die zum Teil groteske Anhäufung von Wohlstand in immer weniger Händen ein globales Phänomen ist, und dass "diese Art Ungleichheit eines Tages die gesamte soziale Struktur zerstören könnte" (Berman, Seiten 25-28). Berman sieht einen "großen strukturellen Umbruch irgendwann im 21. Jahrhundert" auf uns zukommen (ebenda, Seite 32) – das ist die Zeit, in der wir heute leben! 

Viele Historiker weisen darauf hin, dass dieselben sozialen und wirtschaftlichen Trends bereits beim Zusammenbruch des Römischen Reichs aufgetreten waren, und ebenso in den Jahren des Niedergangs weiterer mächtiger Nationen. Autoren des Altertums berichteten, dass "Habgier und Selbstsucht ... und das Streben nach Luxus" in Verbindung mit einem moralischen Niedergang zum Untergang des einst mächtigen Römischen Reichs beitrugen (Black, Seite 160). Die Historiker Will und Ariel Durant sahen ein sich wiederholendes Muster in der Anhäufung und Umverteilung von Wohlstand. Der Reichtum konzentriert sich in den Händen weniger Menschen, und wenn die Massen armer Menschen die Situation nicht mehr länger ertragen können, kommt es zu einer Umverteilung des Reichtums, entweder auf friedlichem Wege – durch Gesetzgebung und Dekrete – oder auf dem Weg eines gewaltsamen Umsturzes. Will und Ariel Durant wiesen darauf hin, dass "die Kluft zwischen den Reichsten und den Ärmsten heute größer ist als zu irgendeiner anderen Zeit seit dem von der Herrschaft des Geldes geprägten Römischen Reich" und gaben ihrem Gefühl Ausdruck, dass diese Situation schon bald berichtigt werden würde (The Lessons of History [Die Lehren der Geschichte], Durant, Seite 55). Eine noch beunruhigendere Einschätzung kommt von dem französischen Wirtschaftswissenschaftler Jacques Attali. Er sieht in den kommenden Jahren eine zunehmende, verbitterte und explosive Spaltung zwischen dem immer reicher werdenden Kern und dem immer ärmer werdenden Umfeld, wobei das verarmte Umfeld sich eines Tages gegen den reichen Kern auflehnt "in einem Krieg, der mit keinem anderen Krieg in modernen Zeiten verglichen werden kann" (Millennium, Attali, Seiten 14-15). 

Wirtschaftswissenschaftler vertrauen gerne auf die "unsichtbare Hand", die Adam Smith im 18. Jahrhundert postuliert hat. Sie gehen davon aus, dass die menschliche Vernunft die Weltmärkte wieder regulieren wird. Historiker sehen ebenfalls die ungleiche Anhäufung von Reichtum und hoffen auf eine friedliche Umverteilung, wenn soziale Kräfte einen Wechsel bewirken. Die Bibel offenbart jedoch, dass sich die gegenwärtigen Trends in eine andere Richtung entwickeln werden. Biblische Prophezeiungen offenbaren, dass Gott unserer selbstsüchtigen, konsumbesessenen, materialistischen Gesellschaft gestatten wird, die bedauerlichen Folgen dessen zu ernten, was wir gesät haben (Jeremia 2, 17-19). Erst dann wird Jesus Christus zurückkehren und "mit starker Hand" eingreifen (Psalm 136, 12; Offenbarung 11, 17), um die wirtschaftliche Gerechtigkeit wieder herzustellen und der Selbstsucht und Habgier ein Ende zu bereiten. Wenn wir die moderne Globalisierung der Habgier betrachten, können wir erkennen, dass sich biblische Prophezeiungen erfüllen!


BLA, November 2005
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Englischer Titel: Lifting The Burden Of Poverty
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Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
der revidierten Lutherbibel 1984 entnommen.
© 1985 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart