Das heutige Bestreben, Europa zu vereinigen, begann kurz nach dem zweiten Weltkrieg und in nur wenigen Jahrzehnten wurden dabei erstaunliche Ergebnisse erzielt. Doch es verbleiben noch immer bedeutsame Hürden auf dem Weg zu einer Einheit Europas. Es gibt keine einzelne, zentrale Führungspersönlichkeit. Es gibt viele miteinander im Widerstreit liegende nationale Eigensinnig-keiten. Die unterschiedlichen Völker Europas sind durch kein einheitliches geistliches Funda-ment miteinander verbunden.
Vor zweitausend Jahren hatte das Römische Reich ähnliche Hürden überwunden. Das alte Rom schuf eine kulturelle und politische Einheit, die zum erfolgreichsten und langlebigsten Reich der Geschichte führte. Heute blicken Befürworter eines vereinigten Europas mit Bewunderung auf das zurück, was in Rom erreicht wurde. Und dies überrascht nicht, weil biblische Prophezeiungen offenbaren, dass Europa in der Endzeit unter einem religiös-politischen System vereint wird, indem es viele derselben Strategien verwendet, die bereits im alten Rom erfolgreich angewandt wurden. Nur wenige verstehen heute die Bedeutung dessen, was in Europa geschieht, doch wer die Bibel genau liest, kann erkennen wie sich in Europa seit langem prophezeite Ereignisse zusammenfügen, die dann die ganze Welt beeinflussen werden.
Altertümliche Prophezeiungen offenbaren, dass die letzte Phase des Römischen Reichs in den "letzten Tagen" in Erscheinung treten wird (Daniel 2, 28.41-45). In den vergangenen 50 Jahren konnten wir die Entstehungsphase dieses seit langem prophezeiten Ereignisses miterleben. Winston Churchill rief zur Schaffung einer "Art Vereinigte Staaten von Europa" auf (The Principality and Power of Europe [Die Vorherrschaft und Macht Europas], Hilton, Seite 21). Zwei Jahre später sagte Churchill auf dem Europakongress: "Wir hoffen, ein Europa zu sehen, in dem die Menschen aus jedem Land sich ebenso als Europäer fühlen, wie sie sich als Bürger ihres eigenen Landes fühlen" (The European Dream [Der europäische Traum], Rifkin, Seite 200). Im Bestreben, einen zukünftigen Krieg zu vermeiden unterzeichneten 1951 sechs europäische Nationen – Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, Niederlande und Luxemburg – den Vertrag von Paris, durch den die europäische Kohle- und Stahlgemeinschaft entstand. Dieser Vertrag unterstellte eine Industrieregion zwischen Frankreich und Deutschland, über die man sich seit langem gestritten hatte, einer übernationalen Autorität mit regulativer Macht, einer gesetzgebenden Versammlung und einem Europäischen Gerichtshof. 1957 unterzeichneten dieselben Nationen die Römischen Verträge und errichteten damit die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die einen gemeinsamen Markt und ein Europäisches Parlament beinhaltete. Auch die Europäische Kommission wurde ins Leben gerufen, die Gesetze und Regelungen formuliert, die Steuergesetzgebung vereinheitlicht und internationale Zollbeschränkungen reduziert (ebenda, Seiten 201-202).
1992 transformierte der Vertrag von Maastricht die EWG zur Europäischen Union. Fünfzehn Mitgliedsländer kamen darin überein, eine gemeinsame europäische Polizei, eine europäische Bank – und eine gemeinsame Währung, den Euro, zu schaffen. Im Jahr 2002 traten zehn weitere Nationen aus Zentral-, Süd- und Osteuropa der EU bei und brachten die Zahl der Mitglieder auf 25.
Im Jahr 2004 trafen sich Repräsentanten der EU erneut in Rom, um die neue Europäische Verfassung zu unterzeichnen. Die Unterzeichner hatten den Eindruck, sie seien zu einem erhabenen Anlass versammelt gewesen. Auf einer Gedenkplatte aus Marmor zu diesem Anlass steht: "Am 29. Oktober 2004 unterzeichneten auf dem geheiligten Hügel des Kapitol... die hohen Vertragspartner der Nationen, die in der Europäischen Union vereint sind, ein Abkommen über die Form der Verfassung, die angenommen werden sollte, damit die Völker Europas zu einer Einheit aus einem Volk mit einem Sinn, einem Willen und einer Regierung zusammenwachsen können."
Der britische Journalist Boris Johnson merkte an: "Wann hatte der europäische Kontinent zuletzt einen Sinn, einen Willen und eine Regierung? Nicht mehr seit dem Fall des Römischen Reichs" (The Dream of Rome [Der Traum von Rom], Seiten 30-31). Tatsächlich blieb es nicht unbemerkt, dass Methoden aus dem alten Rom benutzt wurden, um ein vereintes Europa zu schaffen. Johnson schrieb: "Auf vielerlei Weise kann die Europäische Union als Erbe des Römischen Reichs angesehen werden, als Versuch, dieses riesige und ungleiche Territorium auf eine Weise zu einigen, wie es die Römer taten... Es ist diese Erinnerung an einen friedlichen und vereinten Kontinent, die so starke Anziehungskraft besitzt... und... aus diesem Grund sollte der jüngste und geschickteste Versuch, das Römische Reich wieder aufzurichten... auch in der ewigen Stadt beginnen" (ebenda, Seiten 1, 22, 52).
Der belgische Politiker Paul-Henri Spaak war einer der "Gründerväter" der modernen Bemühungen, Europa zu vereinigen. In einem Kommentar, wie es sich anfühlte, 1957 die Römischen Verträge zu unterzeichnen, beobachtete er: "Wir fühlten uns an diesem Tag wie Römer... Wir waren ganz bewusst dabei, das Römische Reich noch einmal zu erschaffen" (The Signature of God [Die Signatur Gottes], Jeffrey, Seite 191).
Nur wenige begreifen heute, dass der Prophet Daniel diese Entwicklung schon vor über 2500 Jahren vorausgesagt hat!
Parallelen zwischen dem Altertum und der Moderne
Wenn wir untersuchen, wie die Römer Europa vereinigten, werden die Parallelen zu unserer Zeit schnell deutlich. Die Römer entwickelten ein System von Gesetzen, Gerichten und Verwaltungseinrichtungen, um ihr Reich zu leiten. Noch heute bildet das römische Gesetz die Grundlage für den Gesetzeskodex in Frankreich, Italien, in Ländern Lateinamerikas – und in der EU, sowie für viele internationale Gesetze. Das römische Gesetz wurde auch zum Bestandteil des kanonischen Gesetzes der Römischen Kirche (Civilization Past & Present [Vergangenheit und Gegenwart der Zivilisation], Wallbank, 6. Ausgabe, Seiten 87-88).
Die englische Rechtsprechung unterscheidet sich von derjenigen des alten Rom in einem wichtigen Punkt. Nach englischem Recht gelten Verdächtige so lange als unschuldig, bis ihre Schuld bewiesen ist. Die Gesetze Roms behandelten Verdächtige als Schuldige, bis ihre Unschuld bewiesen war. Der Gegensatz zwischen diesen beiden Ansätzen in der Rechtsprechung hatte einen starken Einfluss auf die Gesellschaften, die sich auf diesem sehr unterschiedlichen Rechtsverständnis aufbauten.
Die EU bringt zudem einen immer umfangreicher werdenden Gesetzeskodex mit Vorschriften hervor, mit denen die Nationen Europas langsam und unmerklich in eine immer festere Union gebracht werden. Diese europäischen Gesetze, die den Mitgliedsstaaten immer mehr Macht entziehen, stehen über der nationalen Gesetzgebung und finden in jedem Land und für jede Firma Anwendung, die innerhalb der EU Handel betreiben wollen. Wenn der Europäische Gerichtshof diese Gesetze durchsetzt, so revidieren dessen Entscheidungen sogar Urteile der Gerichte in den Mitgliedsstaaten. Dieses europäische Rechtssystem wird die Länder als eine juristische Einheit zusammenbinden, die zu einem vereinigten, föderalen Europa führt! Und da sich die Nationen der Welt an die europäische Gesetzgebung anpassen werden, damit sie weiterhin Geschäfte mit dem wirtschaftlich wohlhabenden Europa machen können, wird die EU zur maßgebenden Autorität, die die Regeln des Welthandels festlegt.
Die Römer entwickelten ein verlässliches Währungssystem, als sie den Kontinent vereinten. Ab der Zeit unter Augustus, etwa 11 v.Chr., wurde im gesamten Reich eine einzige Währung verwendet. Die Münzen hatten den Kopf des Kaisers eingeprägt und übermittelten so eine starke politische Botschaft. Die EU hat ebenfalls eine gemeinsame Währung eingeführt – den Euro. Als die Staatsoberhäupter mit der gemeinsamen Währung begannen, "wussten sie, dass sie damit in einem großen Teil dessen, was einst das Römische Reich war, einen riesigen Schritt in Richtung auf eine politische Einheit unternehmen" (Johnson, Seite 175).
Die europäische Zentralbank hat ihren Sitz in Frankfurt. Bereits im Mittelalter war Deutschland das politische Zentrum des Heiligen Römischen Reichs. Die EU ist im Begriff, eine Steuer einzuführen, die direkt nach Brüssel – einem Zentrum der EU – abgeführt wird. Das Römische Reich hatte eine ähnliche Steuer erhoben, mit der die Armee, Verwaltungsangestellte bezahlte und mit der öffentliche Ausgaben des Reichs bestritten wurden. In Vergangenheit und Gegenwart haben also Währungsreformen eine bedeutende Rolle bei der Vereinigung Europas gespielt!
Die militärische Macht hatte im Rom des Altertums den Frieden gesichert und dies hatte bedeutende wirtschaftliche Auswirkungen. Die "pax romana" [der römische Friede] erlaubte die Abschaffung von Zöllen und anderen künstlichen Handelsbarrieren, die Unterdrückung von Piraterie und Räuberei und die Einführung einer verlässlichen Währung. Solche Faktoren in Verbindung mit der längsten Friedenszeit, die der Westen jemals genießen konnte, erklären zum großen Teil die enorme Ausbreitung des Handels im ersten und zweiten Jahrhundert n.Chr." (Wallbank, Seite 83).
Die EU hat Zollbeschränkungen zwischen den Mitgliedsstaaten abgebaut und die Grenzen für Handel und Reiseverkehr geöffnet. Dieser Prozess begann in einer Zeit des Friedens der durch die Militärmacht der USA gewährleistet wurde. Doch wie die Römer errichtet auch die EU ihre eigene Armee und neuere Berichte erwecken den Eindruck, als wären die Pläne, eine europäische Küstenwache aufzubauen, "ein Versuch, durch die Hintertür eine europäische Marine zu schaffen" (The Sunday Telegraph, 21. Mai 2006).
Heimliche Eroberung
Das alte Rom eroberte und vereinte Europa sichtbar und gewaltsam. Die heutige EU hingegen versucht, den Kontinent durch verdeckte Gesetze und Regulationen zu vereinen. Die Römer rekrutierten die Elite aus der jeweiligen Provinz, um den Prozess der Romanisierung voranzutreiben. Als Gegenleistung für deren Hilfe bei der Erhebung der Steuern erhielten die örtlichen Verwalter Unterstützung durch die römische Armee und das römische Bürgerrecht – "und die Römer waren sorgfältig darauf bedacht, sie in der Illusion zu belassen, dass sie sich weiterhin selbst regierten" (Johnson, Seiten 126-127). Im Lauf der Zeit wurde es schick, eine Toga zu tragen, in Badehäuser zu gehen und an Spielen und Trinkgelagen in römischen Villen teilzunehmen. Die heutige EU verwendet denselben Prozess bei ihrem Versuch, Europa zu vereinen. Wenn Personen in das Europäische Parlament gewählt werden (oder in die Europäische Kommission berufen werden), schnellen ihre Gehälter in die Höhe, sie reisen stilvoll und haben ein schönes Leben, während sie das "Evangelium von Europa" in ihren Heimatländern verbreiten.
Der römische Historiker Tacitus beschrieb den Prozess, wie man die Bewohner der Provinzen dazu brachte, die römische Lebensweise anzunehmen, als eine Form der Sklaverei: "So wurde die Bevölkerung schrittweise mit den demoralisierenden Versuchungen von Lustgärten, Bädern und üppigen Banketts gelockt. Die naiven Briten nannten solche Neuheiten "Zivilisation", obwohl sie tatsächlich nur ein Aspekt ihrer Versklavung waren" (Agricola, 22). In der Welt des Altertums war Romanisierung die Methode, die Provinzen in einem vergoldeten Käfig zu versklaven (Johnson, Seite 131). Moderne Bemühungen der europäischen Elite, den Kontinent heimlich zu vereinen, könnten zu Schwierigkeiten führen – wenn die Nationen sich der Tatsache bewusst werden, dass sie in ein Gefängnis aus Gesetzen und Regulierungen verstrickt wurden, aus dem man nur schwer wieder herauskommt.
Die Haltung der Römer zur Religion half ebenfalls, verschiedene Völker in ein vereintes Reich einzufügen. Fremde Religionen stießen nur selten auf Widerstand, denn die Römer waren gleichsam gerissen und gelassen... siebegrüßten neue Götter und vermischten örtliche Gottheiten einfach mit der römischen Götterwelt" (Johnson, Seite 50). Vor dem Aufkommen des Christentums "war der wichtigsten Kult im Reich [in Rom] der des Sol Invictus (der unbesiegten Sonne, deren Tempel am 25. Dezember geweiht wurde)" – zur Zeit der Wintersonnenwende und der Wiedergeburt des Sonnengottes (ebenda, Seite 33). Als Kaiser Konstantin das "Christentum" zur Staatsreligion in seinem Reich erklärte, machte das Gerücht die Runde, dass Jesus am bereits geheiligten 25. Dezember geboren sei, obwohl Christus im Herbst geboren war. Aufgrund der römischen Bemühungen, die Religion zu gebrauchen, um das Reich zu vereinen, wurde der Geburtstag des Sonnengottes kurzerhand zum Geburtstag des "Sohnes Gottes" umbenannt, was es den Heiden erleichterte, sich zur neuen Staatsreligion zu bekehren!
Ephesus war in jener Zeit eine zentrale Stätte für die Verehrung der jungfräulichen Gottesmutter Artemis und war deshalb mit seinem pompösen Tempel und Tausenden von Priestern und Tempelprostituierten eine Touristenattraktion. Nach und nach brachte man den Ort mit Geschichten über die jungfräuliche Mutter Christi in Verbindung. Ein großes Kirchengebäude wurde in Ephesus errichtet und statt den kleinen Statuen der Artemis wurden nun Statuen der "Jungfrau Maria" als Souvenirs verkauft, während man sich erzählte, dass Maria an diesem Ort begraben worden sei (Johnson, Seiten 119-120). Dies ist ein gutes Beispiel für die römische Methode, deren anpassungsfähige Religion dafür zu verwenden, das Reich zusammenzuschmieden.
Im Europa von heute wurde die Religion durch eine allgemeine Säkularisierung an den Rand gedrängt. Es gibt keine einheitliche Religion Europas und es gibt keine allen Europäern gemeinsamen religiösen Rituale, durch die die Einheit des Kontinents gefestigt werden könnte (vgl. Johnson, Seite 186). Die "geistliche Dimension", die das Römische Reich zusammenhielt, fehlt heute – der Faktor Religion muss erst noch nutzbar gemacht werden. Achten Sie auf eine charismatische religiöse Führungspersönlichkeit, die die politischen Führer Europas in einer geistlichen Union zusammenfügen kann.
Kaiserkult
Mächtige Persönlichkeiten haben immer wieder eine wesentliche Rolle in den Bestrebungen gespielt, Europa zu vereinen – und der römische Kaiserkult ist ein gutes Beispiel dafür. Oktavian (der später Augustus Cäsar genannt wurde), war der "Gründer des Römischen Reichs" und "eine der herausragenden Persönlichkeiten der Geschichte" (The 100 [Die 100], Hart, Seite 127). Octavian war gerade mal 18 Jahre alt, als sein Uronkel Julius Cäsar ermordet wurde. Er gebrauchte seinen Ehrgeiz, seine Gerissenheit, seinen Mut und seine Entschlossenheit, um sich an die Spitze des politischen Systems in Rom zu setzen. Als er die Kontrolle erlangt hatte, beendete er die Kämpfe und Bürgerkriege, die die römische Republik beinahe ruiniert hätten, und organisierte die Regierung neu. Er formierte einen gut funktionierenden Staatsapparat, ließ ein ausgedehntes Straßennetz errichten, nahm Umstrukturierungen in der Armee vor und richtete eine ständig verfügbare Kriegsflotte ein. Als Populist – "der sich an den Vergnügungen des Volkes erfreute" – verschönerte er Rom, besuchte die Spiele und förderte die zunehmende Verschwendungssucht des Volkes (Johnson, Seiten 92-94). Während seiner 40-jährigen Herrschaft sprach Augustus davon, die Republik wieder herzustellen, behielt aber die Zügel der Macht fest in der Hand – er wurde zu einem wohlwollenden Diktator, der einedemokratische Fassade aufrecht erhielt, um seine persönliche Tyrannei fortzusetzen.
Augustus verstand das Volk, das er regierte – ihre "Versessenheit auf Tradition und Rückbesinnung auf die Vergangenheit" (ebenda, Seite 91). Er ließ Tempel errichten und förderte die alte Religion Roms. Da er Jahrzehnte der Unruhen beendet und ein goldenes Zeitalter des Friedens und Wohlstands begonnen hat, sahen viele in ihm einen "Retter" und eine Art Gott. Augustus benutzte die Poeten Roms (die "Medien" des Altertums), um im gesamten Reich ein "einziges politisches Bewusstsein" zu schaffen und die Idee zu verbreiten, dass der "jugendliche Kaiser" ein "Wunderkind" sei, "das die ganze Welt befrieden und regieren werde" (Johnson, Seiten 74 und 82). Das Gefühl verbreitete sich, dass "der Erfolg Roms göttlich gelenkt sei, und ... dass der römische Kaiser auch göttlich sei" (ebenda, Seite 96). Diese Verschmelzung von Religion und Politik wurde zu einer wirkungsvollen Strategie, um das Reich zu einen.
Boris Johnson macht folglich diese Beobachtung: "Der Kaiserkult war ein Schlüsselelement in dem Prozess der Romanisierung Europas... um zu verstehen, wie die Römer Europa für so lange Zeit so gut beherrschen konnten, müssen wir uns die Faszination vor Augen halten, die durch die von Augustus verbreitete Idee ausging, dass es sich um ein göttlich gewolltes Reich mit einem göttlich bestimmten Kaiser als Zentralfigur handelte... Der große Vorteil des römischen Systems war, dass ihr göttlicher Kaiser tatsächlich existierte... Dies hat enorme politische Vorteile und erklärt, warum die Römer Europa mit einem solchen Einheitsbewusstsein regierten, dem sich seither kaum jemand entziehen konnte... Es war das heidnische System mit einer religiösen Verehrung des Kaisers im Zentrum, wodurch die Römer Europa beherrschten... Augustus hatte genügend Vorstellungskraft, um sich auszumalen, wie es funktionieren könnte, und er hatte die Autorität, um seine Rolle darin so erfolgreich auszufüllen, dass es noch Jahrhunderte dauerte, bis das Reich letztlich auseinander fiel" (Johnson, Seiten 98-100). Diese Strategie muss im heutigen Europa erst noch ausprobiert werden.
Eine alte Vision
Was ist also die wahre Bedeutung der modernen Bemühungen, die Nationen Europas zu vereinigen? Was offenbaren die biblischen Prophezeiungen über künftige Entwicklungen auf dem europäischen Kontinent? Vor über 2500 Jahren hatte König Nebukadnezar eine Vision eines riesigen Standbilds, das vier Weltreiche darstellte, die die Welt um das Mittelmeer beherrschen sollten (Daniel 2, 36-43). Die zwei Beine des Standbilds offenbaren, dass das vierte Reich – Rom – sich in einen östlichen und einen westlichen Teil aufspalten sollten, und dass die letzte Phase dieses vierten Reichs (die Füße aus Eisen und Ton) eine "Art brüchiger Staatenbund" sein würde, der aus Nationen besteht, die einst Teil des Römischen Reichs waren (The Expositor's Bible Commentary, Band 7, Seite 47). Genau das entwickelt sich heute in Europa! Die zehn Zehen deuten darauf hin, dass zehn Nationen oder zehn Staatsoberhäupter an der letzten Wiederbelebung des Römischen Reichs beteiligt sein werden.
Die Prophezeiungen zeigen auch: "Zu der Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird" (Daniel 2, 44) und der wiederkehrende Jesus Christus (der Stein) wird das Standbild zermalmen und diesen weltlichen Reichen ein Ende bereiten (Daniel 2, 44-45). Diese Ereignisse werden am Ende dieses Zeitalters geschehen, wenn Jesus Christus zu dieser Erde zurückkehrt.
Die wahre Bedeutung der modernen Bemühungen, Europa mit den Methoden des alten Roms und nach römischem Vorbild zu vereinigen, ist, dass wie Zeugen werden, wie nun die letzte Wiederbelebung des Römischen Reichsgedankens stattfindet, die für die Zeit direkt vor der Rückkehr Jesu Christi prophezeit ist! Wir können also erwarten, dass sich die gegenwärtige Europäische Union von 27 Nationen bald auf ein Kerneuropa von zehn Nationen reorganisiert, während wir uns den Endzeitereignissen nähern.
Biblische Prophezeiungen weisen darauf hin, dass die Staatsoberhäupter dieser letzten zehn Nationen "eines Sinnes" sein werden und ihre Autorität und Macht einem klugen und charismatischen Politiker, genannt "dem Tier", überschreiben (Offenbarung 13, 1-10; 17, 12-13). Diese Person wird den Juden zunächst die täglichen Opfer in Jerusalem erlauben, und sie dann verbieten, um ein Götzenbild aufzurichten, das den Tempel entweiht (Daniel 8, 11-14; Matthäus 24, 15). Das Tier wird als böser Mensch beschrieben, der seine Macht durch Täuschungsmanöver und Schmeicheleien erhält; er tritt als Verfechter des Friedens auf, nutzt jedoch das Militär und seine Staatsmacht für eigene Zwecke – ganz ähnlich wie Augustus, Napoleon, Mussolini oder Hitler (Daniel 11, 21-24). Er wird "die Wahrheit zu Boden" werfen und während einer kurzen Zeit des Wohlstands allem Heiligen lästern und "wird überheblich werden", bevor dann sein Ende kommt (Daniel 8, 12.23-26; 11, 36-39). Den modernen Bemühungen um eine Vereinigung Europas fehlt es noch an einem starken, gerissenen und zentralen Führer, aber die Bibel offenbart, dass ein solcher Führer auftreten wird! Das Römische Reich wurde durch einen solchen Mann begründet und der Führer der letzten Wiederbelebung Roms wird dem Gründer ähnlich sein (Daniel 11, 28.45).
Eine Hinwendung zur Religion?
Die Bibel und ebenso die Geschichte weisen darauf hin, dass die Führer Europas sich wieder auf die Religion konzentrieren werden, um ein Bindeglied zwischen den so verschiedenen Nationen zu haben. Ebenso wie die Römer die Macht der Religion und des Kaiserkults nutzten, um ihr Reich enger zusammenzubringen, beginnen nun auch führende Europäer, dieses Thema anzusprechen. Seit Jahrzehnten haben die Päpste von Europas geistlichem Vakuum gesprochen und gewarnt, dass wirtschaftliche Regelungen die Völker nicht wirklich aneinander binden können. 1975 erklärte Papst Paul VI: "Es ist der Glaube, der christliche Glaube, der katholische Glaube, der Europa geprägt hat... Und hier erhält unsere Mission als Bischöfe in Europa eine faszinierende Perspektive. Keine andere Kraft in Europa kann den Dienst leisten, der uns anvertraut ist... Europas christliche Seele aufzuwecken, in der seine Einheit verwurzelt ist" (Hilton, Seite 35). 1979 sagte Papst Johannes Paul II., dass um zu einer grundlegenden Einheit zu finden, sich Europa "zum Christentum hinwenden muss. Wirtschaftliche und politische Gründe schaffen das nicht. Wir müssen tiefer gehen" (ebenda, Seite 33). 1982 beschwor der Papst die Europäer: "Findet euch wieder. Seid ihr selbst. Entdeckt eure Ursprünge, erweckt eure Wurzeln zu neuem Leben" (ebenda, Seite 33). Kürzlich erklärte Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass die EU mehr sein muss, als eine wirtschaftliche oder politische Union, und sagte, dass sich Deutschland für einen klaren Gottesbezug in der Europäischen Verfassung einsetzen werde – um Europa seine christlichen Wurzeln bewusster zu machen.
Viele der Gründungsväter der modernen europäischen Bewegung waren engagierte römische Katholiken. Beobachter bemerkten, dass die Idee eines vereinten Europas "im Wesentlichen ein katholisches Konzept" ist und dass "katholische Kirchen in vielen Staaten Kontinentaleuropas von dem Wunsch getrieben sind, wieder einen Schatten des Heiligen Römischen Reichs in Europa entstehen zu sehen" (Hilton, Seite 37). Biblische Prophezeiungen zeigen, dass die letzte Wiederbelebung des Römischen Reichs von einer Frau "geritten" wird (Offenbarung 17, 1-6). Gemäß der Symbolik der Prophezeiungen stellt eine Frau eine Kirche dar (vgl. Offenbarung 12, 1-6). Die Frau, die am Ende dieses Zeitalters auf der Macht des Tieres reitet, hat die wahren Gläubigen verfolgt, sich in die Politik eingemischt und eine heidnische Form des Christentums auf der ganzen Welt verbreitet. In den kommenden Jahren werden die Römische Kirche und ihre Führer den Katholizismus als notwendiges Bindemittel anpreisen, um eine Kernregion europäischer Nationen zusammenzuschweißen, wenn die letzte Wiederbelebung des Römischen Reichs in Europa in Erscheinung tritt.
Wie bereits Konstantin die Religion und den Kaiserkult nutzte, um sein Reich zu einen, zeigen Bibelprophezeiungen, dass auch europäische Führer sich kurz vor der Wiederkehr Christi wieder auf die Religion besinnen und nach einem starken Mann Ausschau halten werden, um Europa zu vereinigen. Beobachten Sie diese dramatischen Ereignisse und seien Sie vorbereitet!
Die Petrus-Täuschung
Vergangenen Juni erinnerte Papst Benedikt XVI. eine Schar von 50.000 Menschen auf dem Petersplatz daran, dass das Fundament seiner Autorität der Fels sei, auf dem Jesus die Katholische Kirche gegründet habe – und dass dieser Fels der Apostel Petrus sei. In seinen Anmerkungen beschwor er: "Lasst uns beten, dass die Vorherrschaft Petri... zunehmend in ihrer wahren Bedeutung von den Brüdern anerkannt wird, die jetzt noch nicht Gemeinschaft mit uns haben" (Zenit News Agency, 7. Juni 2006). Benedikt sprach sich dafür aus, dass alle, die sich Christen nennen, den römischen Pontifex als alleiniges und einziges Oberhaupt der christlichen Welt anerkennen sollten.
Sein Anspruch – die so genannten "Petrus-Theorie" – ist seit Jahrhunderten eine Standardlehre der Römisch-Katholischen Kirche. Doch viele Menschen wissen nicht, dass weder die Bibel noch die Geschichte eine solche Anmaßung päpstlicher Autorität stützen. Tatsächlich ist Benedikts Vorstellung von der päpstlichen Vormachtstellung eine der dauerhaftesten Täuschungen des Christentums!
Römische Lehren und die Bibel
Die Lehre von der "Vorherrschaft Petri" behauptet, dass Jesus an Petrus und dessen Nachfolger die Autorität übertrug, als alleiniger Bewahrer der wahren christlichen Lehren zu fungieren. Und – wie Papst Benedikt erklärte – "diese Vorherrschaft gilt für alle Zeit" (ebenda). Befürworter dieser Lehre verweisen auf eine Schlüsselpassage in der Bibel, wo Jesus sagte: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen... Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein" (Matthäus 16, 18-19).
Eine sorgfältige Betrachtung dieser Passage und anderer Schriftstellen offenbart jedoch etwas ganz anderes, als das, was Benedikt im Sinn hatte. Im originalen griechischen Text ist die Aussage Jesu tatsächlich ein Wortspiel. Das griechische Wort für "Petrus" ist petros (was einen kleinen Stein bezeichnet), und das griechische Wort für "Felsen" ist petra (ein riesiger Fels oder Berg). Die Bibel zeigt ganz klar, dass Jesus Christus dieser Fels ist (vgl. 1. Korinther 10, 4; 1. Petrus 2, 4; vgl. auch Psalm 118, 22; Jesaja 28, 16). Jesus bezeichnete sich selbst als petra und seinen Jünger Petrus als petros.
Die Schrift zeigt ebenfalls, dass die Gemeinde nicht alleine auf Petrus begründet war, sondern sie ist "erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist" (Epheser 2, 20). Jesus beschrieb seinenpetros – Petrus – als einen Gründungsstein der Gemeinde, gemeinsam mit den anderen Aposteln und Propheten. Doch Jesus Christus und seine Lehren würden das wahre Fundament der Kirche sein. Das ist die eigentliche Bedeutung von Matthäus 16, 18-19. Versuche, diesen Vers dahingehend zu verdrehen, dass er die alleinige Autorität Petri beschreibt, sind einfach nicht biblisch. Aus diesem Grund wurde auch der Anspruch Roms auf Vorherrschaft basierend auf der angenommenen Vormachtstellung Petri nie von den östlichen orthodoxen Kirchen anerkannt und wurde von den protestantischen Reformatoren abgelehnt (vgl. Civilization Past & Present [Vergangenheit und Gegenwart der Zivilisation], Wallbank, Seite 133).
Die biblische Rolle von Petrus
Was offenbart die Bibel über die Rolle von Petrus in der frühen Gemeinde? Petrus wird in einer Liste der zwölf Apostel an erster Stelle genannt (Matthäus 10, 1-4, Lukas 6, 13-16). Er war oft Sprecher für die ganze Gruppe (Matthäus 16, 13-16) und gab die erste Predigt am Pfingsttag (Apostelgeschichte 2). Petrus war zusammen mit Jakobus und Johannes einer der drei Säulen in der Jerusalemer Gemeinde (Galater 2, 9). Petrus, Paulus und Barnabas gaben Erklärungen zur Lehre bei der Konferenz in Jerusalem, aber Jakobus – nicht Petrus – hatte den Vorsitz bei der Konferenz und verkündete die letztliche Entscheidung (Apostelgeschichte 15). Petrus war der Apostel für die Juden und Paulus der Apostel für die Heiden – aber von keinem wird beschrieben, dass er über dem anderen stand (Galater 2, 7). Paulus wies Petrus sogar zurecht (Galater 2, 11-14). Petrus lehnte Ehrbezeugungen ihm gegenüber ab, als man ihm huldigen wollte (Apostelgeschichte 10, 25-26) und niemand küsste seinen Ring. Die Bibel offenbart, dass Petrus ein Führer unter den Aposteln war, aber er hatte keine Vormachtstellung gegenüber den anderen und beanspruchte sie auch nicht.
Fakten der Geschichte
Aber war Petrus dann der erste Papst, der den Vorsitz in Rom hatte? Selbst katholische Quellen erkennen an, dass der Begriff "Papst" im Westen "erst in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts" verwendet wurde (Short Biographies of All the Popes [Kurze Biografien aller Päpste], Lozzi Roma, Seite 2). Und der Gelehrte Hans Küng erklärt: "Katholische Theologen räumen ein, dass es keine verlässlichen Beweise gibt, dass Petrus jemals als Oberhaupt oder Bischof der Gemeinde in Rom vorstand" (The Catholic Church [Die Katholische Kirche], Küng, Seite 20). Professor Küng erwähnt auch: "Die Frage einer legalen Vorherrschaft der römischen Gemeinde oder des Bischofs von Rom – oder auch nur einer Vormachtstellung basierend auf der Bibel – kam in den ersten Jahrhunderten überhaupt nicht auf" (ebenda, Seite 49). Das Neue Testament bringt Petrus mit Rom überhaupt nicht in Verbindung und erwähnt auch keinen Nachfolger für Petrus. Die Apostel ermahnten die Christen, sich an Jerusalem und den Gemeinden in Judäa zu orientieren – nicht an Rom (Galater 1, 18; 1. Thessalonicher 2, 14).
Historiker wissen, dass der Bischof von Rom "zunächst nur einer von vielen Patriarchen war" (Civilization Past & Present [Vergangenheit und Gegenwart der Zivilisation], Wallbank, 6. Ausgabe, Seite 133). Es gab auch Patriarchen in Konstantinopel, Antiochia, Jerusalem und Alexandria, die als gleichrangig angesehen wurden – aber die Geschichte berichtet, dass sie auch untereinander im Wettstreit lagen und nach Macht strebten. Um 160 n.Chr. versuchte Bischof Anacetus von Rom, Polycarp, den Bischof von Smyrna, dazu zu zwingen, das römische Osterfest statt des biblischen Passahs am 14. Nisan zu feiern. Anacetus hatte keinen Erfolg, denn Polycarp sagte, er folge einer Tradition, die er von dem Apostel Johannes übernommen hatte. Fünfzig Jahre später drohte ein anderer Bischof von Rom, Viktor, damit, die östlichen Gemeinden zu exkommunizieren, weil sie den Zeitpunkt des römischen Osterfests nicht übernehmen wollten. Wiederum lehnten diese ab und hielten sich weiterhin an die wahre, apostolische Lehre.
Die Petrus-Theorie geht davon aus, dass die Nachfolger Petri Lehrmeinungen für die Kirche entscheiden können. Doch auf dem Konzil von Nicäa 325 n.Chr. beweisen Aufzeichnungen, dass der römische Bischof Sylvester I. gar nicht teilnahm und keine Vorherrschaft ausübte, als das Datum des Osterfests als Ersatz für das biblische Passah festgelegt wurde und als die Sonntagsverehrung offiziell den Sabbat des siebten Tags ersetzte. Das Konzil von Nicäa wurde nicht von einem römischen Bischof einberufen und geleitet, sondern von Kaiser Konstantin. Als Kaiser hatte Konstantin auch den Titel eines Pontifex Maximus in der heidnischen Religion Roms – ein Titel, den der römische Bischof Leo I. ein Jahrhundert später annahm, als er für die Vorherrschaft Petri über alle anderen Bischöfe stritt. Im Jahre 451 n.Chr. wies das Konzil von Chalcedon Leo I. zurecht und beschloss, dass die Bischöfe von Rom und von Konstantinopel gleiche Autorität besäßen. Im Jahre 1200 n.Chr. schließlich beanspruchte Papst Innocent III., der "Vikar Christi" und oberster Souverän der Kirche und der Welt zu sein (Halley's Bible Handbook, Seite 776). Für etwa 600 Jahre während des Mittelalters wiesen römische Bischöfe auf die "Konstantinische Schenkung" als Beweis ihres Rechts hin, über alle anderen Bischöfe zu herrschen, bevor sich das Dokument später als Fälschung herausstellte (Küng, Seite 50).
Prophetische Warnungen
Sowohl Bibel als auch Geschichte zeigen, dass die frühe Kirche die römische Theorie der Vorherrschaft Petri nicht anerkannte. Vielmehr waren es ehrgeizige Bischöfe in Rom, die diese Lehre entwickelten, um Macht über andere Bischöfe und ihre Gemeinden zu erlangen. Jesus Christus warnte, dass am Ende dieses Zeitalters viele durch falsche Lehrer verführt werden würden, die für sich in Anspruch nehmen, ihn zu vertreten (Matthäus 24, 3-5). Paulus warnte, dass in den letzten Zeiten heuchlerische Lehrer Lügen verbreiten (1. Timotheus 4, 1-3) und Menschen dazu verführen würden, an alte Irrlehren und unbiblische Traditionen zu glauben (2. Thessalonicher 2, 1-15). Diese seit langem bestehenden Warnungen gewinnen zunehmend an Bedeutung!
REV, November 2006
© 2006 Living Church of God
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Englischer Titel: How The Romans United Europe: Then and Now
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