Auf welchen Werten sollte unsere Gesellschaft begründet sein? Sind die Zehn Gebote lediglich „zehn Angebote“?
Die meisten traditionellen christlichen Prediger und Priester lehren, dass Jesus Christus einen Neuen Bund brachte, der irgendwie die Zehn Gebote „abgeschafft“ habe. Doch selbst diese religiösen Autoritäten sind untereinander uneins. Manche sagen, dass Jesus das Gesetz ans Kreuz genagelt habe. Andere lehren, der Apostel Paulus habe ein neues „Evangelium der Gnade“ gebracht, welches Gottes geistliche Gesetze ersetzt habe. Wieder andere erklären, dass die Zehn Gebote nicht bindend seien, und sie werden auf eine „geistliche Ebene“ abgehoben, mit Ausnahme der spezifisch im Neuen Testament wiederholten Gebote.
Kein Wunder herrscht hier große Verwirrung. Wie Jesus warnte: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?“ (Matthäus 7, 15-16). Ihre Bibel zeigt klar, dass wir in einer verführten Welt leben! „Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen“ (Offenbarung 12, 9).
Inmitten all der Verwirrung sollten Christen erkennen, dass Gott Menschen – Nationen, Familien oder Einzelpersonen – in dem Maße segnet, wie sie sich entschieden haben, nach Gottes grundlegendem, geistlichem Gesetz zu leben, und dass sie einen Fluch ernten und Dinge schief gehen in dem Maße, wie sie ihm nicht gehorchen.
Überrascht Sie das? Eines der größten Mankos des „traditionellen“ Christentums ist sein völlig falsches Verständnis des Alten und Neuen Bundes. Der allmächtige Gott wusste im Voraus, dass viele den Apostel Paulus missverstehen würden. Er inspirierte den Apostel Petrus, folgende Warnung niederzuschreiben: „Und die Geduld unseres Herrn erachtet für eure Rettung, wie auch unser lieber Bruder Paulus nach der Weisheit, die ihm gegeben ist, euch geschrieben hat. Davon redet er in allen Briefen, in denen einige Dinge schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Leichtfertigen verdrehen, wie auch die andern Schriften, zu ihrer eigenen Verdammnis“ (2. Petrus 3, 15-16). „Ihr aber, meine Lieben, weil ihr das im Voraus wisst, so hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrtum dieser ruchlosen [oder „gesetzlosen“ – vgl. Interlinearbibel] Leute samt ihnen verführt werdet und fallt aus eurem festen Stand“ (Vers 17). Ja, Petrus warnte vor falschen Lehrern, die „gesetzlos“ sind.
Schafft der Neue Bund das Gesetz ab?
Der Hebräerbrief hat speziell den Neuen Bund zum Thema, mehr als jedes andere Buch im Neuen Testament. Wir lesen: „Nun aber hat er [Christus] ein höheres Amt empfangen, wie er ja auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist“ (Hebräer 8, 6). Der Neue Bund ist nicht auf anderen Gesetzen gegründet, sondern lediglich auf besseren Verheißungen – der verheißenen Hilfe durch das Innewohnen von Gottes heiligem Geist und dem ewigen Leben!
Weiter heißt es: „Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen andern gesucht. Denn Gott tadelt sie und sagt: »Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen…“ (Verse 7-8).
Nichts wird hier davon erwähnt, dass es einen Tadel an Gott oder seinem Gesetz gegeben hätte. Der Tadel betraf das physische Volk, dem es an geistlicher Liebe und Stärke mangelte, Gott zu gehorchen. Es ist letztlich dasselbe Problem, dem sich die physischen Nachkommen der Israeliten von heute gegenübersehen. „Denn das ist der Bund [die Bundesbeziehung mit Gott], den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz [göttliche, ethische Verhaltensregeln] geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk [eine wahrhaft gerechte, christliche Nation] sein“ (Vers 10).
Diese bedeutsamen Verse des Neuen Testaments machen unmissverständlich klar, dass Gottes Gesetz keineswegs „abgeschafft“ ist, sondern vielmehr der Neue Bund Gottes Gesetze sogar noch bestätigt, indem sie hier in den Sinn und das Herz wahrer Christen gegeben werden!
Und wie könnte es auch anders sein?
Jesus Christus sagte: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich“ (Matthäus 5, 17-19).
Jesus „vergrößerte“ Gottes Gesetz (Jesaja 42, 21). Er lehrte, dass Christen nicht nur keinen Mord begehen dürfen, sondern sogar, dass sie nicht einmal eine Einstellung des Hassens hegen dürfen (Matthäus 5, 21-24). Nicht nur ist Christen der physische Akt des Ehebruchs verboten; Jesus fügte noch eine erweiterte Dimension hinzu: „Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen“ (Vers 28).
Unser Erlöser erweiterte und vergrößerte Gottes Zehn Gebote und machte sie dadurch noch verbindlicher. Christen müssen ebenso den „Geist“ bzw. die Absicht des Gesetzes einhalten, wie den Buchstaben! Jesu Rat an jeden, der auf der Suche nach dem ewigen Leben ist, lautet: „Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote“ (Matthäus 19, 17).
Nachdem Jesus Christus gestorben und auferstanden war, sagte er zu seinen Aposteln: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 19-20).
Christi Tod beendete nicht die Notwendigkeit, „alles zu halten“, was Jesus geboten hatte. In allen Evangelien sehen wir Jesu Lehre, „halte die Gebote“ (Matthäus 19, 17). Wie kann also irgendein Mensch überhaupt den Versuch unternehmen, diese klare Aussage des Erlösers wegdiskutieren zu wollen?
Hat Gott „von vorne begonnen“?
Manche, die die Zehn Gebote lieber abgeschafft sähen, sagen gerne, dass Gott im Neuen Testament im Grunde „von vorne begonnen“ hat. Sie argumentieren, dass Gottes Gesetze, wie sie im Alten Testament offenbart wurden, grausam und unvollständig waren, und dass Gott den Apostel Paulus inspirierte, ein völlig neues Konzept zu offenbaren, wie man ihm dienen könne. Dieses neue Konzept sollte keinerlei Verbindung zu der alten Lehre haben, dass man Gottes Gesetzen und Wegen gehorchen müsse. Stattdessen erklären sie, man brauche jetzt nur noch „Glauben“ an Christus und sein vergossenes Blut, um das ewige Leben zu erben.
Diese Theorie der „religiösen Evolution“ versucht, mit einem Schlag die gesamte Lebensweise auszuradieren, die Gott den Patriarchen und Propheten kundgetan hatte – die er durch das Wort, Jesus Christus, offenbart hatte, von dem viele nicht erkennen, dass er der Gott des Alten Testaments war. Somit wird das Alte Testament als eine Sammlung „interessanter“ Geschichten, Allegorien und Poesie des primitiven hebräischen Volks dargestellt, deren Konzept von Gott sich erst schrittweise entwickelte. Dabei wird folglich die Geschichte im Alten Testament als meistenteils unzuverlässig angesehen, und die Prophezeiungen als unsicher – und entsprechend sind die darin offenbarten Gesetze dann natürlich auch für Christen von heute nicht bindend.
Doch auch wenn liberale Theologen dieses Konzept als Wahrheit akzeptieren, ist es eine niederträchtige Lüge des Satans! In Wahrheit hat der Apostel Paulus zu den heidnischen Christen in Ephesus gesagt: „So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, auferbaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selber der Eckstein ist“ (Epheser 2, 19-20; Schlachterbibel). Das wahre Christentum hat eine „Grundlage“ – ein Fundament, auf dem alles andere aufgebaut ist. Dieses Fundament schließt die „Propheten“ Gottes mit ein – auch Mose! Gottes Gesetz kam „durch“ Mose (nicht von ihm), ebenso wie Gnade und Wahrheit „durch“ Jesus Christus kamen (Johannes 1, 17).
„Darum denkt daran, dass ihr, die ihr von Geburt einst Heiden wart und Unbeschnittene genannt wurdet von denen, die äußerlich beschnitten sind, dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt“ (Epheser 2, 11-12). Diese Heiden hatten vor ihrer Bekehrung keine Hoffnung und waren „ohne Gott“, weil sie Fremde außerhalb Israels waren, und „außerhalb des Bundes der Verheißung“. Paulus betonte, dass Gottes frühere Bündnisse sehr wichtig waren! Sie halfen den Menschen, mit Gott und seinem Weg zum Heil vertraut zu werden!
Paulus sagte zu Timotheus, dem jungen jüdischen Evangelisten: „…weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche dich weise machen können zum Heil durch den Glauben in Christus Jesus. Jede Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ (2. Timotheus 3, 15-16; Schlachterbibel). Bedenken Sie, dass die einzige „Schrift“, die Timotheus in seiner Kindheit zur Verfügung hatte, das Alte Testament war, von dem Paulus sagte, es könnte ihn „weise zum Heil“ machen.
Gott hat im Neuen Testament nicht nochmal „von vorne begonnen“! Die gesamte Lebensweise, die von der frühen Kirche verstanden und gelehrt wurde, hatte ihre „Wurzeln“ fest in der hebräischen Bibel verankert – und im Gesetz Gottes.
Als Jesus Christus, Jakobus oder Johannes von Gottes Gesetz oder von den „Geboten“ sprachen, waren dies die Zehn Gebote – und oftmals wurden sie spezifisch fast in einem Atemzug genannt, um es deutlich zu machen. „Denn wenn jemand das ganze Gesetz hält und sündigt gegen ein einziges Gebot, der ist am ganzen Gesetz schuldig. Denn der gesagt hat: »Du sollst nicht ehebrechen«, der hat auch gesagt: »Du sollst nicht töten«. Wenn du nun nicht die Ehe brichst, tötest aber, bist du ein Übertreter des Gesetzes“ (Jakobus 2, 10-11). Der Apostel Johannes ermahnte die Gläubigen: „Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht“ (1. Johannes 2, 4). Die falsche Lehre, dass Gottes geistliches Gesetz unter dem Neuen Bund „abgeschafft“ worden sei, würde die Apostel und Propheten, die ursprünglich darüber geschrieben haben, absolut schockieren!
Einführung des Neuen Bundes
Christus kam, „um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind“ (Römer 15, 8). Er beschrieb die Bedingungen des Neuen Bundes und sagte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Matthäus 4, 4; 5. Mose 8, 3). Er erklärte weiter: „Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein. Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt“ (Lukas 16, 16-17).
Erinnern Sie sich, als ein junger Mann Jesus fragte, welches der Weg zum ewigen Leben sei, antwortete dieser: „…halte die Gebote“ (Matthäus 19, 17).
Welche Gebote? Waren damit für immer auch die Tieropfer und Zeremonialgesetze inbegriffen, die Gott später als eine Erinnerung für die Sünde hinzugefügt hatte, nachdem er die geistlichen Gesetze und Prinzipien aus 2. Mose 20-24 gegeben hatte? Tieropfer und Zeremonialgesetze waren kein Teil des ursprünglichen Bundes vom Sinai. Sie wurden später hinzugefügt, nachdem der Bund mit Blut besiegelt wurde (2. Mose 24, 8).
Gott erklärt eindeutig, dass er Israel diese Dinge nicht angeordnet hatte, als der Alte Bund geschlossen wurde. Wie der Prophet Jeremia inspiriert war, zu schreiben: „Ich aber habe euren Vätern an dem Tage, als ich sie aus Ägyptenland führte, nichts gesagt noch geboten von Brandopfern und Schlachtopfern; sondern dies habe ich ihnen geboten: Gehorcht meinem Wort, so will ich euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein; wandelt ganz auf dem Wege, den ich euch gebiete, auf dass es euch wohlgehe“ (Jeremia 7, 22-23).
Der Autor des Hebräerbriefs beschreibt den physischen Dienst der levitischen Priesterschaft: „Der ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit: Es werden da Gaben und Opfer dargebracht, die nicht im Gewissen vollkommen machen können den, der den Gottesdienst ausrichtet. Dies sind nur äußerliche Satzungen über Speise und Trank und verschiedene Waschungen, die bis zu der Zeit einer besseren Ordnung auferlegt sind“ (Hebräer 9, 9-10).
Tieropfer, Waschungen und physische Anordnungen der levitischen Priesterschaft wurden später hinzugefügt, wie wir gesehen haben – und sind für das „Israel Gottes“ (Galater 6, 16) nicht mehr bindend, nachdem das Opfer Christi geschehen ist und der heilige Geist verfügbar ist, um bekehrte Christen geistlich zu reinigen.
Gott hat allen Israeliten geboten, nach seinen Wegen zu leben – im geistlichen Gesetz der Zehn Gebote und in den Satzungen, die er gegeben hatte. Denn Gott – Jesus Christus – ändert niemals sein zugrundeliegendes geistliches Gesetz, das sich auch in seinem grundlegenden Charakter widerspiegelt. „Ich, der Herr, wandle mich nicht; aber ihr habt nicht aufgehört, Jakobs Söhne zu sein“ (Maleachi 3, 6). Und: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13, 8).
Nach Jesu Tod und Auferstehung begann Gott, den heiligen Geist mit denen zu teilen, die zu Erstlingen werden sollten (Johannes 16, 7). Am Pfingsttag ermahnte Petrus die Tausende von Juden, die am Tempel Gottes zusammengekommen waren: „Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes“ (Apostelgeschichte 2, 38).
Diese Verheißung galt „allen“ – auch denen, „die fern sind“ – die Gott in späteren Jahren berufen würde (Vers 39). Und beachten Sie nun die Bedingungen, bei deren Erfüllung die Menschen Gottes heiligen Geist empfangen und so zu Teilhabern des Neuen Bundes werden würden. Wozu sollten die Menschen nach Petrus‘ Worten bereuen und sich taufen lassen? „…zur Vergebung eurer Sünden“. Diese Tausende von Juden (Vers 41), die Petrus zuhörten, wussten von dem, was sie in den Synagogen gehört hatten, was Sünde ist! Wissen Sie es? Die Bibel hatte ihnen klar gezeigt, dass Sünde eine Angelegenheit des Ungehorsams gegenüber Gottes geistlichem Gesetz ist – den Zehn Geboten (siehe 2. Mose 20; Psalm 119). Wie auch der Apostel Johannes inspiriert war, zu schreiben: „Sünde ist die Gesetzesübertretung“ (1. Johannes 3, 4; Schlachterbibel).
Bei der Taufe geht eine wirklich bekehrte Person eine echte Beziehung im Neuen Bund mit Gott ein und muss bereuen, Gottes Zehn Gebote gebrochen zu haben. Aufrichtige Reue bedeutet, dass es einem so leid tut, dass man die bisherigen, gesetzlosen Wege aufgibt, umkehrt und den entgegengesetzten Weg geht – den Weg des Gesetzes Gottes!
Bei der Taufe geht ein echter Christ also einen Bund mit dem Schöpfer ein, mit dem Sündigen aufzuhören – damit aufzuhören, Gottes geistliches Gesetz zu brechen! „Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (1. Johannes 5, 3).
Ein neuer Christ freut sich im Vertrauen auf die Verheißung, dass der heilige Geist ihn mit Liebe und Stärke befähigt, Gottes Gesetz zu gehorchen, „denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Römer 5, 5).
Natürlich werden wir in diesem physischen Leben die Gebote nicht vollkommen einhalten. Dennoch werden wir ermahnt: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus“ (2. Petrus 3, 18). Gott erwartet, dass wir als grundsätzliche Lebensweise in seinen Geboten wandeln! Wenn wir dabei Fehler begehen, sollen wir bereuen, unsere Sünden Gott gegenüber bekennen, damit wir wieder gereinigt werden und uns vergeben wird (1. Johannes 1, 9-10).
Jesus sagte: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe“ (Johannes 15, 10). Und der Apostel Paulus schrieb: „Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben“ (Galater 2, 20; Lutherbibel 1912).
Durch die Kraft des heiligen Geists wird Christus sein Leben von neuem in dem wahrhaft bekehrten Christen leben. Wie Christus sich nicht verändert (Hebräer 13, 8), wird er in einem Christen von heute auch dasselbe gehorsame Leben führen, das er selbst vor 1900 Jahren im Fleisch gelebt hat, als er Mensch war!
Verstehen Sie es jetzt? Der Neue Bund schafft in keiner Weise das Gesetz Gottes ab oder „verwässert“ es, weder dem Buchstaben nach, noch in seiner geistlichen Tragweite. Vielmehr befähigt er den wahrhaft bekehrten Christen durch Gottes Geist, dieses Gesetz zu befolgen, dem Buchstaben und dem Geist gemäß. Er ermöglicht Jesus Christus – durch den Geist – sein Leben in den Christen zu leben: „Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein“ (Hebräer 8, 10; vgl. Jeremia 31, 33). Dies bereitet uns auf die Unsterblichkeit im Reich Gottes vor!
Nein, damit „verdienen“ wir uns keineswegs unsere eigene Errettung! Dies ist ein falsches Konzept, das die protestantische Welt über viele Generationen hinweg unterstellt hat. Es ist der falsche, fehlgeleitete Versuch, einen Grund zu finden, dass man Gott und seinen Gesetzen nicht gehorchen sollte!
Das ewige Leben ist ein Geschenk Gottes, aber Gott wird dieses wertvolle Geschenk keinen rebellischen Menschen geben, die sein Gesetz und seine Lebensweise mit Füßen treten. „Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“ (Römer 6, 23). Gott wird keinem Unsterblichkeit verleihen, der gegen sein Gesetz der Liebe rebelliert (1. Johannes 5, 3), und der damit sich selbst und andere für alle Ewigkeit unglücklich machen würde. Dies gilt auch für Christen, die nachdem sie den heiligen Geist empfangen haben, später in ihrem Leben gegen Gott rebellieren und sich wieder einem Leben in Sünde zuwenden. Wie geschrieben steht:
„Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil bekommen haben am Heiligen Geist und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt und dann doch abgefallen sind, wieder zu erneuern zur Buße, da sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen. Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft auf sie fällt, und nützliche Frucht trägt denen, die sie bebauen, empfängt Segen von Gott. Wenn sie aber Dornen und Disteln trägt, bringt sie keinen Nutzen und ist dem Fluch nahe, sodass man sie zuletzt abbrennt“ (Hebräer 6, 4-8).
Unsere anfängliche Versöhnung mit Gott, unser Überwinden und unsere letztliche Errettung werden alle durch Gottes Gnade möglich gemacht – und durch die Liebe und Stärke Christi, der durch den heiligen Geist sein Leben in uns lebt. Doch um diese Gnade zu erhalten, müssen wir damit aufhören, Rechtfertigungen vorzubringen, nur damit wir weiterhin nach unseren eigenen Vorstellungen leben können. Stattdessen müssen wir wirklich kapitulieren, und Christus in unserem Leben herrschen lassen (Lukas 6, 46).
Wenn wir das tun, werden wir „bereit“ sein, wenn wir eines Tages verherrlicht werden – und dann können wir bei Christi Rückkehr vollständig am Neuen Bund teilhaben. Denn wie Israel im Altertum mit Christus „verheiratet“ war, so wird auch das geistliche Israel (Galater 6, 16) – die Kirche Gottes – mit Christus bei seiner Wiederkunft „verheiratet“ sein. „Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet“ (Offenbarung 19, 7).
Bekehrte Mitglieder der Kirche Gottes – der mit Christus verlobten Braut Christi – werden mit Hilfe des heiligen Geistes überwunden haben. Sie werden sich aktiv untergeordnet haben und zugelassen haben, dass Gott seinen göttlichen Charakter in ihnen aufbaut. Sie werden dann wahrhaftig „eins“ mit Christus sein, und „eins“ mit Gott, dem Vater (Johannes 17, 20-21).
Auf diese Weise wird der Zweck des Neuen Bundes erfüllt sein. Zahllose Menschen, die bereut und sich untergeordnet haben werden, werden eines Tages erfüllt sein mit der Wesensart Gottes, des Vaters. Bei der Auferstehung, wenn Christus zurückkehrt, werden sie buchstäblich in Gottes eigene Familie hineingeboren werden, und so den größten Zweck der menschlichen Existenz erfüllen! Wie werden Sie sich entscheiden?
Was ist ein „Bund“?
Leser (und Übersetzer) des Neuen Testaments haben manchmal Schwierigkeiten, den feinen Unterschied zwischen einem „Bund“ und einem „Testament“ zu verstehen. Diese Worte werden beide gebraucht, um das griechische Wort diatheke zu übersetzen, das 33 Mal im Neuen Testament vorkommt. Im klassischen Griechisch wurde diatheke gebraucht, um einen letzten Willen oder ein Testament zu bezeichnen. Aber in der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel (dem Alten Testament), der Septuaginta, wird das griechische Wort diatheke über 300 Mal verwendet, um das hebräische Wort berith zu übersetzen, das ins Deutsche immer mit „Bund“ übersetzt worden ist.
„Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Bedeutungen ist, dass in einem Testament der Testator seinen Willen zum Ausdruck bringt, was nach seinem Tod geschehen soll, insbesondere im Hinblick auf seinen Besitz; ein Bund hingegen ist eine Vereinbarung zwischen zwei lebenden Personen, was von ihnen getan werden soll, während sie noch leben“ (Ralph Earl, Th.D., Word Meanings in the New Testament [Wortbedeutungen im Neuen Testament], 1991, S. 277, zitiert aus E. D. Burton, A Critical and Exegetical Commentary on the Epistle to the Galatians [Ein kritischer und auslegender Kommentar zum Galaterbrief], S. 500).
Dr. Earl beschließt seine Analyse von diatheke mit der Aussage: „Wir würden mit den meisten Kommentatoren übereinstimmen, dass der einzige Ort [im Neuen Testament], wo dieses Wort tatsächlich ‚Testament‘ bedeutet, Hebräer 9, 16-17 ist“ (S. 426).
Mit anderen Worten: Die Gelehrten erkennen an, dass wenn wir die Begriffe richtig verwenden würden, das „Neue Testament“ richtiger der „Neue Bund“ heißen müsste! Und im Sinne einer Kontinuität muss man sagen, dass Jesu Anweisung, „willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote“ (Matthäus 19, 17) auch für alle Christen von heute gilt!
Ein „Bund“ ist schlicht eine Übereinkunft zwischen zwei lebenden Parteien. Verstehen wir damit also, was der Alte Bund beinhaltete. In 2. Mose 19, 5 schlug Gott diesen Bund mit Israel vor: „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein“. Gott versprach, wenn Israel es annehmen würde, dass er diese Nation zu seinem besonderen Schatz und einem Königreich von Priestern machen würde. Hat Israel zugestimmt? „Und alles Volk antwortete einmütig und sprach: Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun. Und Mose sagte die Worte des Volks dem Herrn wieder“ (Vers 8).
In 2. Mose 20-24 erklärte Gott im Detail die Bedingungen seines Bundes. In 2. Mose 20 wiederholte und kodifizierte er die Zehn Gebote, die Abraham, wie auch alle von Gottes Dienern, bereits früher gekannt und eingehalten hatten (1. Mose 26, 5). Diese Gebote waren geistliche Gesetze. Daher sind die die Grundlage jeder Beziehung, die Gott jemals mit Menschen hatte, und sie sind auch die Grundlage von heiligem, gerechtem Charakter.
Gott gab Israel auch viele Satzungen und Rechtsordnungen, aus denen das Zivilrecht der alten Nation Israel bestand. Die Satzungen und Rechtsordnungen waren das „Gesetz des Landes“ – Interpretationen auf direkter Grundlage einer Vergrößerung des „Buchstabens des Gesetzes“ der Zehn Gebote, angewandt auf spezifische Situationen.
Abraham – der Vater aller Gläubigen – verstand diese Satzungen und befolgte sie (1. Mose 26, 5). Mose sagte: „[Ich] tue ihnen kund die Satzungen Gottes und seine Weisungen“ (2. Mose 18, 16). Dies war noch bevor Gott die Zehn Gebote von der Bergspitze ertönen ließ – bevor der Bund vom Sinai geschlossen wurde.
Wenn wir einmal – um der Argumentation willen – die klassische protestantische und katholische Ansicht akzeptieren, dass der Bund vom Sinai mit dem Tod Christi endete, wie könnten dann diese Satzungen und Gesetze enden – Gesetze, die bereits vor dem Sinai existierten und in Kraft waren – wenn der Bund vom Sinai aufgehoben wird? Nichts in der Bibel besagt, dass diese aufgehoben wurden! Schließlich entspricht es dieser Logik, dass der Bund vom Sinai mit seinem Ende nicht beenden kann, was er nicht in Kraft gesetzt hat!
Die Quintessenz ist, dass Israel zustimmte, einen Bund mit Gott einzugehen. Dieser Bund sollte eine Lebensweise sein mit Segnungen, wenn sie gehorchten, oder Züchtigungen, wenn sie nicht gehorchten. Die Israeliten sagten: „Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören“ (2. Mose 24, 7). Dies war unmittelbar nachdem Mose dem Volk das „Buch des Bundes“ vorgelesen hatte, das die Zehn Gebote und die Satzungen und Rechtsordnungen enthielt, die das Alltagsleben der Menschen leiten sollten (Vers 7).
Mose besiegelte dann den Bund, indem er das Volk mit Blut besprengte (Vers 8). „Wie auch anderswo in der Bibel ersichtlich ist, wurden Bündnisse geschlossen, um quasi-familiäre Beziehungen zu schaffen. Parteien, die durch einen Bund vereint waren, verwendeten regelmäßig familiäre Bezeichnungen [der Herr würde ihr Vater sein (Jeremia 31, 9) und sie würden seine Kinder sein (Jesaja 45, 11)]. Die Rolle des Blutes war es, eine künstliche Verbindung der Blutsverwandtschaft zu schaffen“ (The Anchor Bible Dictionary, „Blood“ [Blut], Band 1, 1992, S. 763). Von da ab waren sie verpflichtet, Gottes Gesetzen zu gehorchen und in seinen Wegen zu wandeln – in dem Bewusstsein, dass er sie zu einem „besonderen Schatz“ vor allen Völkern der Erde machen würde, wenn sie dies täten – oder dass sie schlimm gezüchtigt werden würden, wenn sie es nicht täten.
NB, Januar 2016
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