In den vergangenen 40 Jahren brach das Thema der Abtreibung über die Welt hinein und sorgte für internationale Kontroversen. Menschen standen sich mit unterschiedlichen Meinungen gegenüber, ganze Länder stritten miteinander und Kirchen stellten sich gegen staatliche Institutionen. Eifrige Befürworter der Abtreibung, die sich selbst "pro-choice" [für die Wahlfreiheit] nennen, demonstrieren und argumentieren eifrig und voller Leidenschaft mit ebenso eifrigen Gegnern der Abtreibung, die sich "pro-life" [für das Leben] nennen. Konfrontationen zwischen diesen beiden Ansichten fallen oft emotional und verbittert aus, werden manchmal auch gewalttätig – und sogar tödlich! Die Fronten sind klar gemacht worden. Ein Beobachter kommentierte: "Nur wenige Themen haben die heutige Gesellschaft mehr gespalten" (The Ethics of Abortion [Die Ethik der Abtreibung], Baird & Rosenbaum, Seite 7).
Um diese emotionsgeladene Debatte zu verstehen, ist es hilfreich, wenn man weiß, weshalb Abtreibung in unserer Zeit zu einem so kontroversen Thema geworden ist, und sich klar zu machen, worum es dabei letztendlich geht. Noch wichtiger ist die Frage: Wohin führt die Anerkennung von Abtreibungen unsere Gesellschaft?
Weshalb wurde Abtreibung in vielen Ländern der heutigen Welt zu einem kontroversen Thema? Über viele Jahrhunderte waren Abtreibungen in vielen Ländern der Erde geächtet oder verboten. Doch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Abtreibung nicht nur toleriert – sondern auch befürwortet! Mit dem zurückgehenden Einfluss jüdisch-christlicher Werte und der daraus folgenden Verwerfung biblischer Moralvorstellungen wendeten sich vielen Menschen einem offenen Sexualverhalten zu und das "Recht auf Reproduktion" wurde zum Kampfschrei sowohl von Frauen, die traditionelle geschlechtsspezifische Rollenverteilungen nicht mehr hinnehmen wollten, als auch von sexuell freizügigen Männern, die ihren Spaß haben wollten, ohne auf Folgen Rücksicht nehmen zu müssen. Zur gleichen Zeit begannen Regierungen aus Sorge um die globale Überbevölkerung, Abtreibungen als Mittel zur "Geburtenkontrolle" mit zu finanzieren – oder, wie in China, sogar zu verlangen.
In den USA ging die Spaltung hinsichtlich des Themas der Abtreibung tiefer als in den meisten anderen Ländern, weil immer noch viele Menschen an biblischen Moralstandards festhalten. In Europa wird die Abtreibungsdebatte wesentlich weniger hitzig geführt, da hier nur etwa 10 Prozent der Bevölkerung regelmäßige Kirchgänger sind, verglichen mit fast 50 Prozent in den USA.
Ein globales Anliegen
Die "Pro-life"-Aktivisten in den USA fühlen sich durch das Ausmaß der Abtreibungsproblematik motiviert, doch das Problem ist im weltweiten Maßstab noch wesentlich größer. Seit der oberste Gerichtshof der USA 1973 durch sein Urteil im Prozess Roe gegen Wade Abtreibungen legalisierte, wurden jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Abtreibungen durchgeführt – somit wurden seither etwa 40 Millionen junge Leben ausgelöscht! Über sechs Millionen Babys wurden in Großbritannien auf diese weise getötet, seit 1967 Abtreibungen legalisiert wurden. In der ehemaligen Sowjetunion und den Ostblockstaaten wird die Mehrzahl aller Schwangerschaften durch Abtreibung beendet. In China, wo Abtreibungen 1957 legalisiert wurden, fanden seither über 100 Millionen Abtreibungen ausgeführt. 1979 verschrieb China sich der "Ein-Kind-Politik" und beschränkte durch massiven Druck die Chance der meisten Eltern auf ein zweites Kind. Mit der Entwicklung der Ultraschalltechnologie (durch die Eltern das Geschlecht ihres Kindes im Mutterleib erfahren konnten) entstand das Phänomen der Geschlechtsauswahl durch Abtreibung, wobei die auf ein Kind beschränkten Eltern ungeborene Töchter töten, damit sie einen Jungen bekommen können. Da überrascht es nicht, dass Beobachter festgestellt haben, das die heutige Generation städtischer Chinesen deutlich mehr Männer aufweist, als Frauen!
In vielen Ländern – besonders in Afrika und Lateinamerika – werden Abtreibungen routinemäßig unter so gefährlichen Bedingungen durchgeführt, dass die werdenden Mütter einem hohen Risiko von Komplikationen und Leiden ausgesetzt sind, bis hin zum Tod.
Auf der gesamten Welt zusammen genommen schätzt man, dass jedes Jahr zwischen 40 und 50 Millionen Abtreibungen durchgeführt werden (vgl. The Abortion Debate [Die Abtreibungsdebatte], Kulczycki, Seite 5). Das bedeutet, dass etwa ein Viertel aller Schwangerschaften durch eine Abtreibung enden – durch Vergiftung, Zerstückelung oder Absaugen des Fötus, der dann weggeworfen wird!
Während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland töteten die Nazis unter Adolf Hitler schätzungsweise sechs Millionen Juden im so genannten Holocaust. Nach Kriegsende wurden die für diesen barbarischen Akt der Grausamkeit Verantwortlichen vor Gericht gestellt und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Eine moralisch empörte Weltöffentlichkeit sah sie für ihre Verbrechen hängen. Heute jedoch sterben jährlich unzählige Millionenungeborener Babys – davon viele in den Nationen, die damals in Nürnberg die Prozesse führten.
Kein Wunder also nennen viele heute die Verbreitung von Abtreibungen einen modernen Holocaust. Die massenhafte Tötung ungeborener Babys, die in unseren modernen Nationen gesetzlich und gesellschaftlich akzeptabel geworden ist, hat bereits seit langem die Zahl der Opfer in Nazideutschland, in Russland unter Stalin, in China unter Mao Tse-Tung und in Kambodscha unter Pol Pot bei weitem überschritten – doch nur noch wenige sind heute darüber schockiert oder empört! Es ist sogar eher so, dass diejenigen, die sich gegen Abtreibungen aussprechen, gewöhnlich als hinterwäldlerisch und als konservative religiöse Fanatiker bezeichnet werden.
Getrübte Sichtweise
Doch wie kamen wir an einen Punkt, wo moderne, gebildete Menschen – mit dem Erbe eines christlichen Wertesystems, in dem Abtreibung als illegal und unmoralisch angesehen wird – nun akzeptieren oder sogar verlangen, dass Abtreibung als verfassungsmäßiges Recht anerkannt wird? Die Antwort finden wir in den Argumenten, die Abtreibungsbefürworter gebrauchen, und die die Sicht auf das eigentliche Thema trüben das der Kontroverse zugrunde liegt. Bei genauer Betrachtung können diese Argumente als oberflächlich und einseitig entlarvt werden – obwohl sie als "intellektuell" und "fortschrittlich" bezeichnet werden. Hier werden grundlegende Fakten aus der Biologie bewusst ignoriert!
Abtreibungsbefürworter führen gewöhnlich an, dass ein sich entwickelnder Embryo in den frühen Phasen der Schwangerschaft nicht wirklich ein menschliches Leben sei. Vielmehr sei er nur ein "Gewebeklumpen", der mehr wie eine Kaulquappe als wie ein Mensch aussieht. Tatsächlich aber entwickelt sich diese sich differenzierende Ansammlung von Zellen so, dass daraus nie eine Kaulquappe wird, und auch kein Baum oder ein Affe! Mit 10 bis 12 Wochen wird dieses kleine Individuum ein erkennbares menschliches Gesicht haben, dazu Arme, Hände und Finger, Beine, Füße und Zehen. Es scheint zu lächeln, kann am Daumen lutschen und reagiert sogar bereits auf Geräusche! Es ist ein kleines menschliches Wesen. Nur weil es in den ersten Wochen seiner Entwicklung noch nicht wie ein Mensch aussieht, ist es noch lange keine "unter-menschliche" Kreatur!
Abtreibungsbefürworter verschleiern gerne das Thema, wann Leben beginnt. Sie argumentieren, Leben beginne erst, wenn man Bewegungen fühlen kann, beim ersten Atemzug oder wenn der Fötus selbständig lebensfähig ist. Damit versuchen sie zu begründen, dass Abtreibung vor diesen Entwicklungsstufen eigentlich gar nicht mit dem Töten menschlichen Lebens gleichzusetzen sei. Doch es ist eine biologische Tatsache, dass das Leben mit dem Zeitpunkt der Empfängnis beginnt. Von diesem Moment an hat jede einzelne Zelle in dem sich entwickelnden Embryo die vollständige Anzahl von Chromosomen und alles genetische Material, das den Embryo von seinen Eltern unterscheidet. Manche sagen, der Fötus sei nichts anderes als ein Organ – ein Teil des Körpers der Mutter wie der Wurmfortsatz am Blinddarm oder ein Anhängsel – und dass es die Sache der Mutter sei, zu entscheiden, ob sie es entfernt haben wolle. Doch ab dem Zeitpunkt der Empfängnis hat der Fötus einen anderen genetischen Aufbau als jedes Organ des Mutterleibs. Dieses Leben durch Abtreibung zu beenden bedeutet, einem genetisch einzigartigen Individuum das Leben zu nehmen. Aus biologischer Sicht gibt es keine Möglichkeit, an irgendeiner anderen Stelle in der Entwicklung eine Grenze zu ziehen, bei der das Leben beginnt, als bei der Empfängnis. Der Fötus bewegt sich in der Gebärmutter schon Wochen bevor die Mutter diese Bewegungen spürt. Und gleich wie ein Fötus außerhalb des Körpers der Mutter nicht alleine lebensfähig ist, kann auch ein Baby nach der Geburt nicht alleine überleben! Auch dieses muss für viele Jahre von anderen gefüttert, gepflegt und umsorgt werden, bevor es aus eigener Kraft überleben kann.
Abtreibungsbefürworter haben argumentiert, dass legale Abtreibungen die Häufigkeit von Kindesmissbrauch senken, weil die Anzahl "ungewollter" Schwangerschaften abnehme und somit jedes geborene Kind auch gewollt und geliebt wäre. Leider hat aber seit der Legalisierung von Abtreibungen auch die Häufigkeit von Kindesmissbrauch zugenommen!
Das Argument, dass Abtreibungen legal sein müssten, um für Fälle von Vergewaltigung, Inzest und erkennbare genetische Defekte Vorsorge zu treffen, vernachlässigt die Tatsache, dass diese Gründe nur einen sehr kleinen Teil aller heute durchgeführten Abtreibungen betreffen (vgl. Tabelle). Viele Abtreibungen erfolgen bei sexuell aktiven Jugendlichen aus rein persönlichen (und oft selbstsüchtigen) Motiven (Kulczycki, Seite 1). Abtreibungen auf Verlangen – "Töten aus Bequemlichkeit" – werden häufig eingefordert, um die Verantwortung oder die Peinlichkeit einer ungewollten Schwangerschaft abzuwenden (Slouching Towards Gomorrah [Abgleiten nach Gomorrah], Bork, Seite 180).
Töten aus Bequemlichkeit |
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Gründe, die für die Abtreibung angeführt wurden: |
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Ein Baby würde mein Leben verändern......................................... |
76 |
% |
Ich kann mir ein Baby jetzt nicht leisten......................................... |
68 |
% |
Ich will vermeiden, allein erziehende Mutter zu sein...................... |
51 |
% |
Bin nicht für eine solche Verantwortung bereit............................... |
31 |
% |
Ich will nicht, dass andere von meiner Schwangerschaft erfahren |
31 |
% |
Bin nicht reif genug, ein Kind zu haben.......................................... |
30 |
% |
Der Fötus hat ein gesundheitliches Problem.................................. |
7 |
% |
Die Frau war Opfer einer Vergewaltigung...................................... |
1 |
% |
(Quelle: Family Planning Perspectives, Juli/August 1988, Seiten 169-170) |
Der bekannte Jurist Robert Bork betonte, dass die Entscheidung des obersten Gerichtshofs der USA im Fall Roe gegen Wade, durch die Abtreibungen legalisiert wurden, von Feministen als "Meilenstein in der Entwicklung zur Gleichstellung der Frauen" angesehen wurde [...] Es ging dabei gar nicht um das Menschsein der Föten, sondern einzig um die Freiheit der Frauen" (Bork, Seite 183). Die Argumente der Abtreibungsbefürworter konzentrieren sich gerne auf Frauenrechte – es sei denn, die Frau ist noch im Leib ihrer Mutter!
Historische Perspektiven
Menschen, die die Möglichkeit zur Abtreibungen unterstützen, bedenken nur selten die Lehren aus der Geschichte. Im Griechenland und Rom des heidnischen Altertums wurden ungewollte Babys Wind und Wetter ausgesetzt, damit sie sterben sollten. Abtreibungen waren allgemein üblich und akzeptiert und es gab eine Vielzahl von Methoden dazu. Plato und Aristoteles befürworteten Abtreibung um die Größe der Familie zu begrenzen. Obwohl das römische Gesetz Familie stärkte, war es nicht gegen Abtreibungen. Beim Niedergang Roms traten mehr Verbrechen, mehr sexuelle Zügellosigkeit – und mehr Abtreibungen auf. Das Christentum hingegen verbot Mord und lehrte, dass das Leben geheiligt sei. Damit wurden die heidnischen Wertvorstellungen herausgefordert und es entstand, was manche den "ersten Abtreibungskrieg" nannten (vgl. Christianity Today [Christentum Heute], 6. Oktober 1989). Dieser Gegensatz zwischen christlichen und heidnischen Wertvorstellungen (der nicht nur in der Bibel deutlich wird, sondern auch bei den frühen Kirchenvätern), beeinflusste die Einstellung der Abtreibungsgegner in der westlichen Zivilisation über viele Jahrhunderte.
Ein weiterer "Abtreibungskrieg" bracht in den 1850er Jahren aus, als Abtreibungen in den ganzen Vereinigten Staaten wieder an Popularität gewannen, nachdem sich die Werte durch die Industrielle Revolution verändert hatten. Ärzte unterstützten jedoch damals die strengen Gesetze, die die Möglichkeit von Abtreibungen durch unqualifizierte Personen einschränkten, da sie dadurch auch weniger Konkurrenten hatten.
In den 1930er Jahren verabschiedete man in Nazideutschland Gesetze, durch die es legal wurde, alte und kranke Menschen zu töten. Dieser Grundsatz wurde später ausgeweitet und zur Rechtfertigung für den Mord an Juden, Zigeunern und anderen "unwillkommenen" Mitgliedern der Gesellschaft herangezogen.. Lediglich für Menschen, deren Gene als sozial wünschenswert betrachtet wurden, wurde die Möglichkeit zur Abtreibung in Nazideutschland eingeschränkt.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts erreichten die "Abtreibungskriege" ihren Höhepunkt. In den 1960er und 1970er Jahren folgten die USA und Großbritannien dem Beispiel Chinas und der Sowjetunion und legalisierten Abtreibungen. In vielen dem Bekenntnis nach "christlichen" Nationen der Welt wurden Jahrhunderte alte Wertesysteme durch altertümliche heidnische Wertvorstellungen menschlichen Lebens ersetzt.
Vor fünfzig Jahren waren die Menschen entsetzt, als sie erfuhren, dass Naziärzte an lebendigen Menschen "wissenschaftliche" Experimente durchgeführt und Körperteile zum kommerziellen Gebrauch verwendet hatten. Heute scheint es nur noch wenige zu stören, dass menschliches Gewebe aus abgetriebenen Föten sogar zur Herstellung von Gesichtscreme verwendet wird! Wie sich unsere Gesellschaft doch verändert hat! Seitdem Abtreibungen und Sterbehilfe in Holland legalisiert wurden, gehen Schätzungen davon aus, dass acht Prozent aller Kleinkinder, die jährlich in den Niederlanden sterben, von Ärzten getötet wurden! Ein Beobachter kommentierte, dass "die Holländer 30 Jahre gebraucht hätten, damit ihre medizinischen Praktiken den Punkt erreichten, wo sie eine Art der Euthanasie durchführen konnten, für die manche deutsche Ärzte nach den Nürnberger Prozessen noch gehängt wurden."
Die biblische Dimension
Die historische Dimension der Abtreibungsdebatte ist ernüchternd. Aber wie steht es mit der Moral? Ist Abtreibung richtig oder falsch? Was sagt die Bibel dazu?
Der Apostel Paulus schrieb: "Wenn aber jemand die Seinen [seine Familie] ... nicht versorgt, hat er den Glauben verleugnet" (1. Timotheus 5, 8). Würde irgendjemand behaupten, ein Christ könnte für ein Familiemitglied sorgen, indem er es tötet? Erinnern wir uns: Eines der Zehn Gebote verbietet eindeutig das Morden (2. Mose 20, 13). Mit anderen Worten ist jede Geburtenkontrolle, die zu Abtreibungen führt, falsch.
Mose warnte die Israeliten davor, die bösen Praktiken ihrer kanaanitischen Nachbarn auszuüben – unter denen auch das Töten von Kleinkindern war. Er ermahnte: "Wenn du in das Land kommst, [...] so sollst du nicht lernen, dieGräuel dieser Völker zu tun, dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt [...] denn sie haben ihren Göttern sogar ihre Söhne und Töchter mit Feuer verbrannt" (5. Mose 18, 9-14; 12, 31).
König David beschrieb, dass die Israeliten Gott erzürnten. Weshalb? "Sie opferten ihre Söhne und Töchter den bösen Geistern [falschen Göttern] und vergossen unschuldig Blut, das Blut ihrer Söhne und Töchter" (Psalm 106, 32-39). Der Prophet Hesekiel schrieb Gottes anklagende Worte auf, als das Volk ihn vergessen hatte. Gott beklagte, "dass du [die Israeliten] meine Kinder schlachtetest und ließest sie sie für die Götzen verbrennen" (Hesekiel 16, 21). "... und wie sie ihnen [den Götzen] noch dazu ihre Kinder, die sie mir geboren hatten, zum Fraß darbrachten" (Hesekiel 23, 37).
Kinder von Karthago
Heutige Nationen sollten eine ernüchternde Lektion daraus lernen, wie Kinder im altertümlichen Karthago behandelt wurden, und welches Schicksal diese Stadt schließlich ereilte. Um 300 v.Chr. war Karthago das Zentrum eines reichen Handelsimperiums und ein Rivale Roms. Seine Bürger waren wohlhabend, kultiviert und gebildet, aber dennoch erstaunlich barbarisch, wenn es um das Töten von Menschen ging. Unerwünschte Waisen und Witwen wurden getötet, "um die Armut und das Leid in der Stadt zu reduzieren" (When Nations Die [Wenn Nationen sterben], Black, Seite 164). Die Karthager verbrannten Tausende ihrer eigenen Kinder, um ihre Schutzgöttin Tanet zu besänftigen. Altertümliche Schriftsteller berichteten, dass häufig öffentliche Opferrituale vor einer Bronzestatue stattfanden die einen Gott darstellten, "dessen Arme über einem lodernden Feuer ausgestreckt waren. Das Kind rutschte über die Arme und fiel" in die Flammen (The Phoenicians and the West [Die Phönizier und der Westen], Aubet, Seite 211). Die Totenstadt bei Karthago enthält über 20.000 Urnen mit den verkohlten Überresten von Kleinkindern und Kindern. Diese grausame Praktik endete schließlich, als die Römer im Jahre 146 v.Chr. Karthago belagerten und vernichteten.
Der Historiker Jim Nelson Black fragte sich, inwiefern das Morden ungeborener Kinder in den modernen Gesellschaften sich von den Morden an Kindern im altertümlichen Karthago unterscheidet. Er stellte die Frage: "Ist das Ritual der Abtreibung in unserer Kultur vielleicht ein Opfer für die Götter des Materialismus und der Habgier? Die Phönizier töteten viele Tausend Kinder ... Aber in der gesamten Geschichte Karthagos oder Roms wurden niemals 30 Millionen im Namen des "Rechts einer Frau auf Kontrolle über ihren eigenen Körper" getötet" (Black, Seite 166).
Die Medien widmeten der bekannten katholischen Nonne "Mutter Theresa" zu Lebzeiten viel Aufmerksamkeit. Aber sie berichteten nur sehr selten von ihren scharfen Zurechtweisungen an die gegenwärtige Gesellschaft. Mutter Theresa verglich Abtreibung mit einem "Krieg gegen das Kind, einer direkten Ermordung des unschuldigen Kindes, Mord durch die eigene Mutter. Und wenn wir akzeptieren, dass eine Mutter sogar ihr eigenes Kind töten kann, wie können wir dann anderen Menschen sagen, dass sie einander nicht töten sollen? ... Jedes Land, das Abtreibungen akzeptiert, lehrt seine Menschen nicht, zu lieben, sondern jegliche Gewalt anzuwenden, um zu bekommen, was sie wollen. Deswegen ist Abtreibung der größte Zerstörer von Frieden und Liebe" (ebenda, Seiten 214-215).
Karthago setzte seine barbarische Praxis der Ermordung von Kindern fort, bis zu dem Tage, an dem es zerstört wurde. Wird unsere heutige Gesellschaft, die noch viel größeres Übel gestattet, dasselbe tun?
Im direkten Widerspruch gegen Gottes Anweisungen hatte Israel im Altertum barbarische, heidnische Praktiken der Ermordung von Kindern übernommen! Im Gegenzug warnte der Prophet Jeremia: "Auch findet man an deinen Kleidern das Blut von Armen und Unschuldigen [...] Siehe, ich will ein solches Unheil über diese Stätte bringen, dass jedem, der es hören wird, die Ohren gellen sollen, weil sie mich verlassen [haben] ... Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der Herr, dass man diese Stätte nicht mehr Tophet und Tal Ben-Hinnom [wo Kinder geopfert wurden] sondern Würgetal nennen wird [als Gott andere Nationen dazu gebrauchte, sein Volk dafür zu bestrafen, dass es seine eigenen Kinder getötet hat]" (vgl. Jeremia 2, 34; 19, 3-7). Diese Schriftstellen zeigen, wie Gott das Töten von Kindern sieht, sei es als Kleinkinder oder als ungeborene Babys!
Moderne "Ethiker" wie Peter Singer von der Universität von Princeton führen das Argument an, dass ein ungeborener Fötus geringer zu achten sei, als ein Mensch. Diese Idee ist nicht neu; sie war bei vielen altertümlichen, heidnischen Philosophen ebenfalls verbreitet. Doch die Bibel widerspricht dieser Ansicht eindeutig. Gott sagte zu Jeremia: "Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleib bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker" (Jeremia 1, 5). Ein Engel sagte zu Zacharias, dem Vater Johannes' des Täufers, Johannes "wird schon vom Mutterleib an erfüllt werden mit dem heiligen Geist" (Lukas 1, 15). Die Bibel offenbart also, dass Gott ungeborene Babys als vollwertige Menschen ansieht und dass das Töten von kleinen Kindern, geboren oder ungeboren, den Zorn des allmächtigen Gottes nach sich zieht! Unsere moderne Gesellschaft hat diese deutlichen Warnungen vergessen!
Eine ernüchternde Zukunft
Doch wohin führt die Tendenz zur Legalisierung von Abtreibungen moderne Nationen? Was ist die Folge der allgemeinen Akzeptanz von Abtreibungen für unsere Gesellschaft? Richter Robert Bork nannte die Entscheidung des obersten Gerichtshofs der USA im Fall Roe gegen Wade, durch die Abtreibungen legalisiert wurden, einen Versuch der liberalen, weltlichen Elite, dem Rest der Nation ihr Wertesystem aufzudrängen (vgl. Bork, Seite 174). Er beobachtete: "Abtreibungen haben uns abgestumpft" und sie reflektieren "die Brutalisierung unserer Kultur" (ebenda, Seite 182). Weiter kommentierte er: "Die systematische Tötung ungeborener Kinder in so riesigem Ausmaß ist Bestandteil der allgemeinen Missachtung menschlichen Lebens, die seit einiger Zeit zunimmt. Abtreibungen ... vertiefen und legitimieren den Nihilismus [Missachtung traditioneller Werte], der sich in unserer Kultur breit macht und durch den Tötungen aus Bequemlichkeit akzeptabel werden" (ebenda, Seite 192).
Der britische Sozialkritiker Peter Hitchens beobachtete ebenfalls, dass Abtreibungen "jede Gesellschaft korrumpieren, die diese unkontrolliert zulassen. Die Idee, dass unschuldiges Leben rechtmäßig beendet werden kann, um anderen ein bequemeres Leben zu ermöglichen oder um der Gesellschaft vermeintlich etwas Gutes zu tun, zerstört letztlich die gesetzliche Ordnung selbst, wenn sie einmal allgemein akzeptiert wurde" (The Spectator, 7. August 2004). Der britische Kolumnist Bruce Anderson schrieb: "In den vergangenen 40 Jahren haben sich Abtreibungskliniken zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Gesundheitswesens in den freizügigen Gesellschaften entwickelt. Der uneingeschränkte Genuss sexueller Freizügigkeit erfordert nicht nur Schwangerschaftsverhütung, sondern auch rückwirkende Verhütung [Abtreibung]" (The Spectator, 17. Juli 2004).
Selbst diejenigen, die versuchen, die Debatte auf das "Recht zur Fortpflanzung" einzuschränken, können nicht ernsthaft die negativen gesellschaftlichen Auswirkungen leugnen, die durch die allgemeine Akzeptanz von Abtreibungen ausgelöst wurden. Sie können lediglich erklären, dass diese negativen Trends der Preis für ihr Wertesystem sind und dass sie bereit sind, ihn zu zahlen. Letztlich geht es um zwei Fragen: Wessen Werte werden sich durchsetzen und wer wird in der Gesellschaft das Sagen haben? Dr. Andrzej Kulczycki, ein Berater bei den Vereinten Nationen, beobachtete, dass "die Debatte über Abtreibung einen Konflikt darüber zu Tage treten lässt, wer bestimmt, was in der Gesellschaft passiert" – Sozialliberale oder im religiösen und sozialen Sinn Konservative – "ihre Meinungsverschiedenheit weist auf ein grundverschiedenes Verständnis hin, was ein Fötus ist, welche Bedeutung die Frau hat und sogar wie die Welt organisiert sein sollte" (The Abortion Debate [Die Abtreibungsdebatte], Kulczycki, Seiten 157, 18). Diese gegensätzlichen Ansichten sind die Wurzel erbitterter Kulturkämpfe, die heute Menschen polarisieren und Nationen entzweien.
Bedeutsam ist, dass Abtreibungen heute in vielen Kulturen weitgehend akzeptiert wurden, die sich historisch als "christlich" bezeichnet haben. Biblische Prophezeiungen warnen uns, "dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten [sich auf sich selbst, ihre Rechte und Wünsche konzentrieren, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen], ... lieblos [sein] [gefühlskalt, ohne natürliche Fürsorge – sogar zwischen Müttern und ihren eigenen Kindern] ... zuchtlos" (2. Timotheus 3, 1-5). Diese Prophezeiung beschreibt genau unsere heutige Welt, doch werden sich diese Trends in den kommenden Jahren nochmals deutlich verstärken. Wir können dankbar sein, dass die Rückkehr Jesu Christi bald das Reich Gottes einleiten und uns auf biblische Werte zurückführen wird. Dadurch werden die Herzen der Väter [und Mütter] wieder zu den Kindern gewendet (vgl. Lukas 1, 17). Dann endlich wird der tragische moderne Holocaust der Abtreibungen der Vergangenheit angehören!
AMH, April 2005
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Englischer Titel: Abortion: A Modern Holocaust?
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