Haben Sie eine verurteilende oder kritisierende Einstellung? Sehen Sie andauernd die Fehler an anderen Menschen? Ertappen Sie sich, wie Sie ständig Ihren Chef, Ihre Eltern, Ihren Partner, Ihre Prediger – und sogar Ihren Gott kritisieren? 

Sicherlich, gerecht beurteilen zu können ist unsere christliche Pflicht. Wir sollen nach Gottes gerechten Bestimmungen leben – sie achten und in unserem Leben anwenden (Psalm 119, 106). 

Doch wie oft gehen wir zu weit, indem wir uns anmaßen, über etwas zu richten, was überhaupt nicht in unserer Zuständigkeit liegt? Wie können wir den Unterschied erkennen, zwischen einem gerechten Beurteilen einerseits, und dem Hegen einer fleischlich gesinnten, kritisierenden Denkweise andererseits? 

Die menschliche Natur ist voller Eitelkeit, Hochmut, der Neigung, andere zu richten und der Arroganz, zu glauben wir hätten "immer" Recht. Aus diesem Grund schrieb der Apostel Jakobus: "Verleumdet einander nicht, liebe Brüder. Wer seinen Bruder verleumdet oder verurteilt, der verleumdet und verurteilt das Gesetz. Verurteilst du aber das Gesetz, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter" (Jakobus 4, 11). 

Manchmal vergessen wir, dass Gott der Richter über alle ist (Hebräer 12, 23). Wenn es irgendwo eine Ungerechtigkeit gibt, dann wird sich Gott letzten Endes darum kümmern. Eines der Hauptmerkmale einer echten Bekehrung ist das Überwinden eines kritisierenden Geistes (einer satanischen Einstellung) und die Unterordnung unter Gottes heiligen Geist – einen Geist der Liebe, der Harmonie und des Friedens. Das Leben ist eine Herausforderung, die uns Entscheidungen abverlangt. Das Überwinden einer kritisierenden Haltung ist Sache der persönlichen Entscheidung. 

Wir alle müssen Verantwortung im Leben tragen. In einer Familie haben Vater, Mutter und Kinder unterschiedliche Pflichten. Im Beruf haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer verschiedene Aufgaben. Doch manchmal treffen dabei unterschiedliche Ansichten aufeinander. Dann neigen wir zu der Annahme, dass unsere Art, die Dinge zu erledigen, besser ist als die der Anderen. Erinnern Sie sich dann an eine offenkundige Wahrheit: Kein Mensch ist perfekt. Kein Mensch ist gerecht (Römer 3, 10-18). Wir haben alle eine menschliche Gesinnung. Wir machen alle Fehler und versagen. Mit diesem Wissen müssen wir uns sehr davor hüten, uns gegenseitig zu verurteilen (vgl. Römer 2, 1-3; Matthäus 7,1-5). 

Eltern haben die Pflicht ihre Kinder zurechtzuweisen. Vorgesetze haben eine Verantwortung ihre Angestellten zurechtzuweisen. Christen wird empfohlen, in der Bibel zu forschen, um sicherzustellen, dass sie die richtigen Lehren empfangen (Apostelgeschichte 17, 10-11). Doch wenn wir über die von Gott gegebene Verantwortung hinausgehen, dann sind wir nicht mehr treue Verwalter, sondern fleischlich gesinnte Kritiker. Wir müssen uns vor dieser Tendenz in unseren Leben in Acht nehmen!

Klatsch und Tratsch

Eine verurteilende und kritisierende Haltung wird oft von Klatsch und Tratsch begleitet. Gott hasst Tratschen und das Verbreiten von Gerüchten. Er gebot: "Du sollst nicht als Verleumder umhergehen unter deinem Volk. Du sollst auch nicht auftreten gegen deines Nächsten Leben; ich bin der Herr. Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr" (3. Mose 19, 16-18). 

Allgemein kann man sagen, dass diejenigen, die nicht mit produktiver Arbeit beschäftigt sind – deren Verstand nicht beschäftigt ist – auch diejenigen sind, die am ehesten tratschen und Gerüchte verbreiten. 

Wenn Sie damit beschäftigt sind, etwas zustande zu bringen, dann haben Sie keine Zeit, andere schlecht zu machen. Falls Sie aber selbst nicht hart arbeiten, wird es Ihnen möglicherweise leichter fallen, die Arbeit anderer zu kritisieren, als Ihre eigene Arbeitsleistung zu verbessern. Der Apostel Paulus warnte deutlich vor solch einer Einstellung (1. Timotheus 5, 11-13). Seine Warnung ist an all diejenigen gerichtet, die nicht ausgelastet sind und dazu neigen, Gerüchte über andere zu verbreiten.

Wo es begann

Kritisierende Einstellungen sind in unserer Welt weit verbreitet. Satan der Teufel fördert eine Haltung des Kritisierens in den Menschen (Epheser 2, 2). Luzifer, der zum Satan wurde, war eifersüchtig – neidisch – auf Gottes Autorität. Er wollte Gott umstürzen und sich an seine Stelle setzen. Er kritisierte Gott und beklagte sich über ihn. Dabei steckte er ein Drittel der Engel mit dieser negativen Einstellung an (Jesaja 14, 12-15; Hesekiel 28,11-16; Offenbarung 12,3-4). Heutzutage ist er immer noch dabei, leicht beeinflussbare Menschen mit dieser geistlichen Krankheit anzustecken. 

Im Laufe der Jahrhunderte, hat Gottes Kirche viele Angriffe von denjenigen erleiden müssen, die behaupteten, gerechter zu sein als andere, indem sie ihre eigene Meinung über die der anderen stellten. Doch Gott hat uns zu seiner Kirche berufen, damit wir uns vor ihm demütigen und lernen, uns gegenseitig zu respektieren, zu lieben und höher zu schätzen als uns selbst. "Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid. Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war" (Philipper 2, 1-5).

Gott ist der Richter

Wir mögen um diejenigen in der Welt trauern, die sich von Gott abgewendet haben – doch wir sollten uns mit dem Wissen trösten, dass Gott zu seiner Zeit eingreifen und die nötige Veränderung herbeiführen wird (1. Korinther 4, 5; 5, 13; Offenbarung 11, 1-2). Es könnte immerhin sein, dass es nicht Ihre Aufgabe ist, deren Probleme jetzt zu lösen. Das Prinzip ist: Ändern Sie das, was sich in ihrem Verantwortungsbereich befindet – und, vorausgesetzt, dass Sie damit nicht gegen Gottes Gebote verstoßen, vertrauen Sie darauf, dass Gott in den Angelegenheiten eingreift, die Sie nicht ändern können. 

Manchmal können wir Gottes Wege nicht verstehen und begreifen auch nicht, warum er zulässt, dass bestimmte Dinge geschehen. Ich erinnere mich an einen Unfall in Frankreich vor einigen Jahren, bei dem 50 Menschen – darunter auch Kinder – ihr Leben verloren haben. Die Menschen fragten sich damals: "Wo war Gott? Warum hat er das zugelassen?" In gewisser Weise haben die Menschen Gott verurteilt. Sie haben nicht verstanden, dass Gott immer gut und fair ist, und dass er jeden einzelnen liebt (Matthäus 5, 45). Natürlich passieren Unfälle auch manchmal, wenn wir unvorsichtig, fahrlässig und verantwortungslos handeln. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass wir abwarten müssen, bis sich die Ereignisse der Endzeit erfüllt haben – warten, bis sich Gottes Plan auf dieser Erde verwirklicht hat – bevor wir in der Lage sind, das ganze Bild zu sehen und die Gründe zu verstehen, die hinter vielen Ereignissen stehen, die wir heutzutage sehen. Unsere gegenwärtige Situation ist mit einem Film vergleichbar, denn wir erst mittendrin anzusehen beginnen. Vieles von der Handlung wird sehr schwer zu verstehen sein. 

Betrachten Sie Hiobs Beispiel. Er war ein frommer und rechtschaffener Mann (Hiob 1, 1). Gott hatte ihn gesegnet, doch als Unglück über ihn kam, hatte Hiob allerlei Fragen. Er war verwirrt und fragte sich: warum, warum, warum? Er verstand die Gründe nicht, die hinter seiner Prüfung standen. Gott hingegen verstand sie. Doch Hiob war unwissend und auch keiner seiner drei Freunde konnte seine Fragen beantworten. Hiob konnte den Grund für sein Leiden nicht erkennen. Gott beantwortete Hiobs Fragen nicht direkt. Er zeigte ihm nur seine unendliche Kraft und Weisheit. Schließlich begriff Hiob: "Und Hiob antwortete dem Herrn und sprach: Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. ‚Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?' Darum hab ich unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. ‚So höre nun, lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!' Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche" (Hiob 42, 1-6). Solange Sie und ich nicht zu derselben Schlussfolgerung gelangen, sind wir nicht wirklich bekehrt. 

Gottes Plan und sein Wille sind vollkommen. Der Apostel Paulus beschrieb Gottes Plan als das Werk eines Töpfermeisters: "Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! Denn er spricht zu Mose: ‚Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.' So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. Denn die Schrift sagt zum Pharao: ‚Eben dazu habe ich dich erweckt, damit ich an dir meine Macht erweise und damit mein Name auf der ganzen Erde verkündigt werde.' So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, wen er will. Nun sagst du zu mir: Warum beschuldigt er uns dann noch? Wer kann seinem Willen widerstehen? Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? Hat nicht ein Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen?" (Römer 9, 14-21). 

Als Christen sollten wir Gottes Willen und seine Führung suchen, um auf den richtigen Weg zu kommen, selbst wenn dies bedeutet, dass wir manchmal zurechtgewiesen werden müssen, um eine Lektion zu lernen. Mit der Zurechtweisung die Gott uns gibt, zeigt er uns seine Liebe und Güte. König David bevorzugte die Züchtigung Gottes vor der Züchtigung durch Menschen. "David sprach zu Gad: Es ist mir sehr angst, aber lass uns in die Hand des Herrn fallen, denn seine Barmherzigkeit ist groß; ich will nicht in der Menschen Hand fallen" (2. Samuel 24, 14).

Gerechtes Beurteilen

Der Apostel Petrus schrieb: "Denn die Zeit ist da, dass das Gericht anfängt an dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst an uns, was wird es für ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben? Und wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird dann der Gottlose und Sünder bleiben? Darum sollen auch die, die nach Gottes Willen leiden, ihm ihre Seelen anbefehlen als dem treuen Schöpfer und Gutes tun" (1. Petrus 4, 17-19). 

Eines Tages werden wir unter Christi Führung die Welt richten. Doch um uns für diese zukünftige Verantwortung zu qualifizieren, müssen wir zuerst unsere gegenwärtige Verantwortung erfüllen – und nicht die der anderen Menschen. Wenn wir einen Fehler an anderen Menschen sehen, ist es dann unsere Verantwortung, dieser Person zu helfen, sich zu verbessern? Wenn ja, dann sollten wir unsere Hilfe anbieten. Doch wo es nicht unsere Pflicht ist, zu helfen, da sollten wir auch aufhören, andere zu kritisieren und Gerüchte über sie zu verbreiten. Wir müssen den Unterschied erkennen können zwischen einer fleischlich gesinnten, kritisierenden und verurteilenden Denkweise, und einem gerechten Beurteilen. Besonders wenn wir nicht direkt beteiligt sind, kennen wir möglicherweise nicht alle Fakten im Bezug auf die Angelegenheit – und sogar wenn wir beteiligt sind, müssen wir mit Weisheit und Umsicht vorgehen. Die Richter Israels wurden beauftragt: "Darum lasst die Furcht des Herrn bei euch sein, haltet und tut das Recht; denn bei dem Herrn, unserm Gott, ist kein Unrecht, weder Ansehen der Person noch Annehmen von Geschenken" (2. Chronik 19, 7). Gott gab uns das vollkommene Beispiel für eine gerechte Rechtsprechung: "Denn der Herr, euer Gott, ist der Gott aller Götter und der Herr über alle Herren, der große Gott, der Mächtige und der Schreckliche, der die Person nicht ansieht und kein Geschenk nimmt und schafft Recht den Waisen und Witwen und hat die Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gibt" (5. Mose 10, 17-18). Gott bereitet gerechte Richter vor, keine fleischlich gesinnten Kritiker. Wenn wir seinen Lehren folgen und bis ans Ende ausharren, werden wir einen Lohn entsprechend unseren Werken erhalten (Lukas 19, 12-26; Offenbarung 19, 2.7-9).


KRIT, März 2011
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Englischer Titel:  Are You a Critic? und Conquer Anger…Before it Conquers You!
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Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
der revidierten Lutherbibel 1984 entnommen.
© 1985 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart