Wie kam das Christentum ursprünglich auf die westlichen Inseln Europas? Was geschah mit dem wahren Evangelium? Und warum ist dieses Ereignis der Geschichte für uns heute von Bedeutung?


Warum sollte es irgendjemanden interessieren, wie das Christentum nach England, Schottland, Irland und Wales gekommen ist – besonders, wenn man nicht einmal auf einer dieser Inseln lebt? 

Die Kirchengeschichte ist wahrscheinlich das letzte Thema, mit dem sich viele Leute beschäftigen würden. Viele halten Geschichte für eine stumpfsinnige Auflistung von Daten, toten Menschen und vergangenen Ereignissen, die für unser Leben heute allesamt irrelevant sind. Sie sagen sich: "Welche Bedeutung könnte sie denn schon für unser Leben heute haben?" Aber das ist eine leichtsinnige Einstellung. 

Es überrascht nicht, dass nur wenige die Bedeutung des unglaublichen religiösen Dramas erfassen, das sich über Jahrhunderte hinweg auf Europas westlichen Inseln abgespielt hat, weil wichtige Teile der Geschichte verloren, vergessen oder absichtlich verschleiert wurden! Die meisten Menschen von heute haben nur eine absichtlich verzerrte Version dieses Kampfes von epischem Ausmaß gehört, weil moderne Gelehrte überraschende Beweisstücke verwerfen oder ignorieren, die ein völlig anderes Bild der ersten Ankunft des Christentums in der westlichen Welt ergeben. 

Dabei ist die Ankunft des wahren Christentums auf Europas westlichen Inseln – und was dabei mit dem wahren Evangelium Jesu Christi geschah – eine bemerkenswerte Geschichte. Sie wird durch Geschichtsschreibungen belegt, die man in vielen Bibliotheken und im Internet finden kann. Diese Aufzeichnungen – zusammen mit wichtigen Fakten und Perspektiven der Bibel – zeigen uns wichtige Lektionen für unsere Zeit. Die wahre Geschichte der westlichen Inseln Europas beleuchtet auch einen mit tödlichem Ernst geführten Kampf, der sich seinem Höhepunkt nähert und der nicht nur Menschen, sondern auch mächtige geistliche Kräfte mit einschließt. Wenn Sie entdecken, was geschehen ist, dann können Sie anfangen, zu verstehen, wohin die gegenwärtigen Ereignisse führen – Ereignisse, die in nicht allzu langer Zeit die ganze Welt betreffen werden. Wenn wir die Aufzeichnungen und Lehren der Vergangenheit ignorieren, die uns frei zugänglich sind, werden die heutigen Generationen ernsthafte Konsequenzen davontragen!

Behauptungen und Vermutungen

Eine der ersten Entdeckungen, die wir machen, wenn wir anfangen, die Geschichte des frühen Christentums auf den westlichen Inseln Europas zu erforschen, ist die eines drastischen Unterschieds zwischen den Behauptungen und Vermutungen moderner Gelehrter und den klaren Aufzeichnungen der Geschichte, wie sie sowohl in der Bibel, als auch in weltlichen Quellen zu finden sind. Richard Fletcher, Historiker an der Universität von York, erklärte: "Der Eindruck einer geordneten und kontrollierten Ausbreitung, den Lukas [in der Apostelgeschichte] vermittelt ... führt in die Irre ... es ist verhältnismäßig klar, dass sich das Christentum schnell und anarchistisch nach Osten und Westen ausbreitete, ohne offenkundige Strategie oder Führung" (The Conversion of Europe [Die Bekehrung Europas], Seite 14). Und die katholischen Theologen John Walsh und Thomas Bradley schrieben: "Das Christentum kam vermutlich im vierten oder fünften Jahrhundert durch eine langsame und ungeplante Infiltration nach Irland" (The Story of the Irish Church [Die Geschichte der irischen Kirche], Seite 1). Solche Aussagen sind irreführend und ignorieren offenkundige Tatsachen der heiligen Schrift und der Geschichte. 

Die Bibel zeigt, dass Gott nicht launisch und zufällig handelt. Der Apostel Paulus schrieb: "Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens" (1. Korinther 14, 33). Um das Evangelium zu verbreiten, berief und trainierte Jesus 12 Jünger (Lukas 6, 12-16). Sie sollten zuerst "zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel" gehen, und erst später zu den Heiden (Matthäus 10, 5-6.18). Paulus wurde zu den Heiden und den Kindern Israels gesandt, während Petrus hauptsächlich zu den Juden – in Judäa und in der Zerstreuung – gesandt wurde (Apostelgeschichte 9, 15; Galater 2, 7-8). Als Philippus in Samaria predigte, koordinierte er seine Aktivitäten mit der Hauptgemeinde in Jerusalem (Apostelgeschichte 8, 5-14). Der Apostel Paulus tat es ebenso (Galater 1, 18-19; 2, 1-2). Das Buch der Apostelgeschichte zeigt, dass Gott die Verbreitung des Evangeliums auf übernatürliche Weise lenkte (Apostelgeschichte 10; 13, 1-2; 16, 6-10) und dass er die Strategie und Richtung vorgab, durch die die Verbreitung des frühen Christentums erfolgte. 

Später sandte der Apostel Paulus Prediger und Lehrer in bestimmte Gebiete aus: Tychikus nach Ephesus; Kreszens nach Galatien (zu den Galliern in Kleinasien) und Titus nach Dalmatien und Kreta (Epheser 6, 21-22; 2. Timotheus 4, 10; Titus 1, 5). Dies steht im Einklang mit späteren geschichtlichen Aufzeichnungen über die organisierten Bewegungen der Apostel. Eusebius, dessen Schriften der einzige noch verbliebene Bericht der entscheidenden ersten drei Jahrhunderte der frühen Kirche sind, bemerkte: "Thomas wurde für Parthien bestimmt, Andreas für Skythien, Johannes für Asien" (Ecclesiastical History [Kirchengeschichte], Buch 3, Kapitel 6). Auch wenn es also möglich ist, aus überlieferten Fragmenten der Geschichte zu schließen, dass sich das Christentum in chaotischer Weise ausgebreitet hat, so steht eine solche Schlussfolgerung doch im Widerspruch zu dem, was die Bibel und die Geschichte tatsächlich berichten.

Beweise ignoriert

Die Aussagen moderner Gelehrter über die Ausbreitung des frühen Christentums spiegeln oft eine Einstellung wider, die auf ähnlichen Vermutungen basiert. Der Historiker Richard Fletcher schrieb: "Die Ausbreitung des Christentums nach Alexandrien und darüber hinaus entlang der Küste Nordafrikas bis Karthago hat keinerlei Spuren in irgendwelchen Erzählungen hinterlassen" (Fletcher, Seite 14). Und der anglikanische Historiker Powel Dawley kommentierte: "Wie und wann genau die erste christliche Gemeinschaft in Britannien ihren Anfang nahm, ist unmöglich festzustellen ... Die Ausbreitung des Evangeliums in diesem nordwestlichen Grenzgebiet des Römischen Reichs ist unwiederbringlich verloren gegangen" (Chapters in Church History [Kapitel der Kirchengeschichte], Seite 93). Der irische Autor Liam de Paor schrieb: "Es ist unmöglich, zu wissen, wie lange es schon Christen in Irland gab [...] bevor die [römische] Kirche ihren großen, organisierten Vormarsch im fünften Jahrhundert begann" (Milestones in Irish History [Meilensteine irischer Geschichte], Seiten 23, 30). 

Bedauerlicherweise vermitteln diese Aussagen den irreführenden Eindruck darüber, was man über die Bewegungen der Apostel und über die Ankunft des wahren Christentums auf Europas westlichen Inseln wissen kann. Clemens, der vierte Bischof der Kirche von Rom, schrieb im späten ersten Jahrhundert, dass der Apostel Paulus, "nachdem er im Osten und Westen gepredigt hatte ... die ganze Welt Gerechtigkeit lehrte und bis zu den äußersten Grenzen im Westen gelangte" (Epistle to the Corinthians [Brief an die Korinther], Kapitel 5 in Ante-Nicene Fathers [Vor-Nizäanische Väter], Band 9, Seite 231). Manche meinen, der Ausdruck "die äußerste Grenze im Westen" bezieht sich auf Rom; andere glauben, damit seien Spanien oder Britannien gemeint. Doch jede Karte des Römischen Reichs im ersten Jahrhundert zeigt, dass die Britischen Inseln – nicht Rom oder Spanien – das äußerste Ende im Westen bildeten. Gildas, ein britischer Mönch schrieb im 6. Jahrhundert: "Die Insel Britannien liegt buchstäblich am Ende der Welt zum Westen und Nordwesten hin" (The Ruin of Britain [Der Ruin Britanniens], Buch 3, Kapitel 1, Hrsg.: Winterbottom, Seite 16). 

Tertullian, Bischof von Karthago im zweiten Jahrhundert, stellte fest: "Die Regionen Britanniens, die nie von den Römern durchdrungen wurden [Südwestengland, Wales und Schottland], haben die Religion Christi empfangen" (Def. Fidei [Verteidiger des Glaubens], Seite 179). Eusebius, Bischof von Cäsarea im frühen 4. Jahrhundert berichtete: "Die Apostel kamen über den Ozean bis zu den Inseln, die die Britischen Inseln genannt werden" (Demonstratio Evangelica [Darstellung des Evangeliums], Buch 3, Kapitel 5). Eusebius hatte Zugang zu einer großen Bibliothek in Cäsarea, die Quellen enthielt, die inzwischen verloren sind. Theodoret, Bischof von Zypern (etwa um 430 n.Chr.) schrieb: "Paulus, befreit aus seiner ersten Gefangenschaft in Rom, predigte das Evangelium dem Briten und anderen im Westen ... sowie den Kimbern [in Wales]" (D. Civ. Gracae Off., Buch 9). Dorotheous, Bischof von Tyrus, erklärte um ca. 300 n.Chr.: "Aristobul, den Paulus grüßen ließ [Römer 16, 10] war Bischof in Britannien" und Simon, der Zelot, kam ebenfalls nach Britannien (Synopsis de Apostol. [Synopse der Apostel], Synops. 9, 23). Gildas sagt, dass die Ankunft des Christentums in Britannien "zuerst, wie wir wissen, in den letzten Jahren des Kaisers Tiberius geschah [14-37 n.Chr.]" (The Ruin of Britain, Seite 18). Das bedeutet, dass das Christentum in Britannien nicht später als 37 n.Chr. ankam – innerhalb von fünf Jahren nach der Kreuzigung Christi. Gildas bezeichnet die Briten auch als Gottes "endzeitliches Israel" (ebenda, Seite 28). 

Einige der angesehensten Autoritäten in den vergangenen Jahrhunderten haben diese frühen Berichte als verlässliche Geschichtsschreibung akzeptiert. James Ussher, Erzbischof von Irland und einer der größten Gelehrten des 17. Jahrhunderts, liefert uns einige Beweise, dass Jakobus, Simon der Zelot, Simon Petrus, der Apostel Paulus und weitere das apostolische Christentum im ersten Jahrhundert auf Europas westliche Inseln gebracht hatten (The Whole Works of James Ussher [Die gesamten Werke von James Ussher], Band 5, Kapitel 1, Erlington). Robert Parsons, ein englischer Jesuit und Gelehrter aus Oxford, bestätigte in seinem Werk The Three Conversions of England [Die drei Bekehrungen Englands] aus dem 17. Jahrhundert, dass die Apostel die ersten waren, die das Christentum auf die Insel gebracht hatten, und dass "die christliche Religion in Britannien innerhalb von fünfzig Jahren nach Christi Himmelfahrt begann" (Seite 14). Die Aussagen moderner Gelehrter, dass die Ausbreitung des Christentums auf Europas westlichen Inseln "keinerlei Spuren in irgendwelchen Erzählungen hinterlassen" hätten, und dass sie "unwiederbringlich verloren gegangen" seien, sind einfach nicht wahr! Solche Aussagen ignorieren überlieferte Beweise, die jedem leicht zugänglich sind, der sich die Mühe macht, die Quellen zu überprüfen.

Fakten gegen Fabeln

Doch was geschah mit dem wahren Evangelium, das die Apostel im ersten Jahrhundert auf Europas westliche Inseln gebracht haben? Wie richtig ist die weithin akzeptierte Tradition, dass Patrick im 5. Jahrhundert die Iren bekehrte, und dass Augustinus im 7. Jahrhundert das Christentum nach England brachte? Wenn man unter die Oberfläche moderner Behauptungen sieht, findet man Gelehrte, die sehr interessante Zugeständnisse machen. Irische katholische Historiker geben zu: "Traditionell ... wurde es St. Patrick zugeschrieben, dass er das gesamte irische Volk in der kurzen Periode zwischen 432 und 461 bekehrt haben soll ... . Doch wir müssen zugeben, dass es sicherlich schon Christen in Irland gab, bevor Patrick dort ankam ... und dass dieser Heilige nur auf einem Teil der Insel [im Norden] als Evangelist wirkte" (Walsh und Bradley, Seite 1). Der irische Schriftsteller Liam de Paor erklärte: "Irland wurde nichtvon einem Mann [Patrick] bekehrt ... . Es kann sein, dass das Christentum das westliche Land [Britanniens] und die südliche irische See praktisch unabhängig vom römischen System zu einem sehr frühen Zeitpunkt erreicht hat ...Jahrhunderte vor Patrick" (Paor, Seiten 21, 23). Es gibt Traditionen, die besagen, dass der Apostel Jakobus das Evangelium in Irland predigte, bevor er nach Jerusalem zurückkehrte, wo er den Märtyrertod fand (siehe MacManus, The Story of the Irish Race [Die Geschichte des irischen Volkes], Seite 103). Die weithin akzeptierte Meinung, dass Patrick als Erster das Christentum nach Irland brachte, ist eine Fabel – keine Tatsache. Zahlreiche historische Quellen bestätigen, dass die Apostel das wahre Christentum vier Jahrhunderte vor Patrick nach Irland brachten! 

Die Tradition, dass Augustinus im 7. Jahrhundert England zum wahren Glauben bekehrt hat, stellt sich plötzlich ganz anders dar, wenn man die Fakten der Geschichte kennt. Bede, ein angelsächsischer Mönch, der im 8. Jahrhundert im Nordosten Englands lebte, schrieb, was man als wichtigstes Quellenbuch seiner Zeit bezeichnet hat: The Ecclesiastical History of the English Nation [Die Kirchengeschichte der englischen Nation]. Bede war ein sehr angesehener Gelehrter, wurde aber auch als "mittelalterlicher Quacksalber" bezeichnet, weil er dazu tendierte, Themen zu beschönigen, die nicht in die Geschichte passten, die er erzählte. Als Sachse rühmt er die Sachsen und stellt die Briten in einem schlechten Licht dar. Er war auch ein begeisterter Anhänger des römischen Katholizismus. Er sagt nichts über die Ankunft der Apostel in Britannien und Irland und erwähnt nur kurz andere Christen, die vor Augustinus in Britannien ankamen. Stattdessen konzentriert er sich dann auf Augustinus, als sei er der "Überbringer des wahren Glaubens" an die englische Nation gewesen.

Doch wenn man Bedes Bericht sorgfältig liest, wird es klar, dass Bischöfe, die bereits auf der Insel wirkten, nichts mit Augustinus oder der Religion, die er vertrat, zu tun hatten. Sie akzeptierten weder die römisch-katholische Feier von Ostern, noch die Methode des Taufens (Kindertaufe war zu dieser Zeit bereits überall verbreitet), noch die Autorität, die Rom Augustinus verlieh, als Erzbischof von England aufzutreten. Augustinus sagte zu den britischen Bischöfen: "Ihr handelt in vielerlei Weise entgegen unseren Bräuchen oder vielmehr den Bräuchen der universellen Kirche" (Bede, Buch 2, Kapitel 2). Bede kommentiert den "Irrtum der Briten" und sagt, dass "die Schotten sich in keiner Weise ihres Verhaltens von den Briten unterscheiden" (ebenda, Kapitel 4). In seiner Beschreibung, warum die schottischen Bischöfe sich bei einer Konfrontation in Whitby 664 n.Chr. weigerten, das römische Ostern zu akzeptieren, berichtet Bede, dass sie einer alten Tradition folgten – "derselben, welcher St. Johannes, der Evangelist und Jünger unseres Herrn, mit allen Gemeinden, denen er vorstand, den Aufzeichnungen nach folgte" (ebenda, Kapitel 25). 

Bedes Bericht belegt, dass die schottischen Bischöfe tatsächlich das biblische Passah (am Beginn des 14. Nisan, kurz nach Sonnenuntergang zum Ende des 13. Nisan), sowie Tage der Ungesäuerten Brote (siehe 3. Mose 23, 4-8) einhielten. Dem Appell der Schotten um Einhaltung einer biblischen Praktik und apostolischen Tradition wurde der Bezug auf einen zu jener Zeit üblichen Brauch der römischen Kirche entgegengehalten. Zudem machte man sich darüber lustig, dass die Iren "und die Briten sich auf törichte Weise auf diesen zwei abgelegenen Inseln der Welt ... sich dem ganzen Rest des Universums widersetzen" (ebenda, Buch 2, Kapitel 25). Doch derselbe Kampf hatte einige Jahrhunderte zuvor schon in Kleinasien stattgefunden, als die Anhänger des Johannes (genannt Quartodezimaner) von einem Bischof in Rom exkommuniziert wurden, weil sie das Passah am 14. Nisan einhielten, statt des römischen Osterfests. Im Anschluss an die Konfrontation in Whitby zogen sich die Reste des apostolischen Christentums nach Schottland, Wales und in den Südwesten Englands zurück, während sich die Angelsachsen und letztlich auch immer mehr Briten zum römischen Katholizismus bekannten. Auf Europas westlichen Inseln wurden die Lehren des apostolischen Christentums von einem anderen Evangelium verdrängt, das von Rom ausging.

Wie die Wahrheit verloren ging

Aber warum wurde die Wahrheit über die erste Ankunft des Christentums auf Europas westlichen Inseln – und das Schicksal des wahren Evangeliums in diesem Gebiet – verdunkelt und vergessen? Warum werden so viele klare, historische Berichte beiseite geschoben? Es gibt eine Vielzahl von Gründen dafür. Die Bibel offenbart, dass sich das wahre Christentum in einem Kampf gegen böse, geistliche Mächte befindet: Satan, seine Dämonen und alle, die sie beeinflussen können (Epheser 6, 10-12). Weltliche Historiker und liberale Theologen nehmen diese geistliche Dimension nicht ernst, doch sie erklärt vieles von dem, was mit dem wahren Evangelium geschehen ist. Satan hat als Gegner Gottes (Jesaja 14, 12-15) von Anfang an versucht, den Plan Gottes zu durchkreuzen und zu unterbrechen. Satan stand hinter den Bestrebungen, Jesus zu töten und sein Wirken zu beenden (Matthäus 2, 1-18; Matthäus 26, 1-5; Johannes 8, 37-44; Johannes 13, 2). Und Satan versucht ebenfalls, das wahre Christentum zu unterwandern, indem er Menschen, die sich als Christen bezeichnen, dazu bringt, falsche und auf subtile Weise verführende Ideen zu verbreiten (siehe Apostelgeschichte 20, 29-30; 2. Petrus 2, 1-3). 

Fehlerhafte menschliche Argumentationen haben auch eine Rolle bei der Verdunkelung des wahren Evangeliums gespielt. Die Bibel erklärt: "Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er in zum Tode" (Sprüche 14, 12). Über die Jahrhunderte haben manche es für vernünftig gehalten, ehemaligen Heiden zu erlauben, ihre beliebtesten religiösen Praktiken weiterhin auszuüben, solange sie dies in einem anderen Geist täten, um es ihnen damit leichter zu machen, das "Christentum" anzunehmen. Aus diesem Grund wurden das Feiern von Ostern, Weihnachten und Allerheiligen, die Verehrung von Ikonen und an Tote gerichtete Gebete von der Kirche in Rom gutgeheißen. Doch die Bibel verurteilt sogar solche Praktiken (siehe 2. Mose 20, 1-7; 5. Mose 12, 29-32; Jeremia 10, 1-5). Und indem diese Bräuche in die Kirche übernommen wurden, wurde das wahre apostolische Christentum letztlich durch heidnische Praktiken ersetzt. 

Menschliche Vorurteile spielten ebenfalls eine Rolle bei der Verschleierung der Wahrheit. Als eine Nachwirkung der jüdischen Revolte im ersten Jahrhundert gegen die römische Autorität wurden religiöse Praktiken, die jüdisch erschienen – die Einhaltung des Sabbats und der biblischen heiligen Tage, sowie das Befolgen biblischer Ernährungsgesetze – nun verachtet und abgelehnt, obwohl sogar Jesus, seine Jünger und die frühe Kirche nach diesen Lehren gelebt hatten (siehe Lukas 4, 16; Apostelgeschichte 17, 2; 18, 21). Es brauchte Jahrhunderte entschlossener Anstrengung, die Lehren der Apostel auszuradieren, wie der Quartodezimanerstreit in Kleinasien und England hinsichtlich des Zeitpunktes und der Art der Feier des Passahfestes belegt. In neuerer Zeit gibt Erzbischof Usshers Berechnung, nach der die Erde um 4004 v.Chr. erschaffen wurde (woran heute keiner mehr glaubt), modernen Gelehrten einen Grund, die von ihm zusammengetragenen Beweise zu verwerfen, die belegen, dass die Apostel das Evangelium im ersten Jahrhundert auf Europas westliche Inseln gebracht hatten. 

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, weshalb die Wahrheit über die erste Ankunft des Christentums im Westen und über das wahre apostolische Christentum verdunkelt und vergessen wurde. Wie der Historiker Fletcher so treffend beobachtete: "Geschichte wird von den Siegern geschrieben" (Fletcher, Seite 75). Er erklärt, dass in den theologischen Auseinandersetzungen, die im Laufe der Jahrhunderte tobten, die Personen oder Gruppierungen, die sich auf der Verliererseite wiederfanden – ob sie im Recht waren oder nicht – "systematisch verleumdet und ihre Schriften aufgespürt und vernichtet wurden" (ebenda). Genau dies geschah auch in Britannien und Irland. Die britischen Bischöfe, die sich Augustinus und den Lehren des römischen Christentums widersetzt hatten, wurden als "perfide [treulose] Männer" bezeichnet und Hunderte von ihnen wurden ermordet (Bede, Buch 2, Kapitel 2). Heute ist Bedes parteiische Geschichtsschreibung leicht in englischer Sprache zu finden, doch Usshers Text – genannt der "genaueste Bericht" der Gründung der britischen Kirche – ist fast nur auf Lateinisch verfügbar, wenn überhaupt. Kein Wunder also, dass grundlegende Wahrheiten vergessen wurden.

Ist es für uns heute wichtig?

Wir können wichtige Lehren aus dem Machtkampf ziehen, der auf Europas westlichen Inseln stattgefunden hat. Das wahre Christentum hat sich nicht ohne Grund in den Westen ausgebreitet. Die Apostel reisten zu den Inseln im Meer, weil Jesus ihnen aufgetragen hatte, zu den "verlorenen Schafen aus dem Hause Israel" zu gehen (Matthäus 10, 6). Die angelsächsischen und keltischen Völker sind Israeliten, die über viele Jahrhunderte hinweg aus ihrem ursprünglichen Heimatland im Nahen Osten auf diese Inseln gewandert waren, wo sie besondere Segnungen ererbten, die ihren Vorvätern Abraham, Isaak und Jakob verheißen worden waren. (Für genauere Informationen dazu bestellen Sie unsere kostenlose Broschüre What's Ahead for America and Britain?). 

Doch mit diesen Segnungen kamen auch von Gott gegebene Verantwortung und Warnungen! Gott wollte, dass sein erwähltes Volk ein Vorbild für eine Lebensweise sein sollte, die die anderen Nationen bemerken und der sie nachfolgen würden (5. Mose 4, 1-10). Die Israeliten sollten ihre Kinder Gottes Lebensweise lehren und keine Kompromisse bezüglich irgendeiner Anweisung eingehen. Sie wurden gewarnt, Gott oder seine Gesetze und Anweisungen nicht zu vergessen. Andernfalls würden sie ernsthafte Konsequenzen zu tragen haben (5. Mose 4, 15-28). Doch Gottes "endzeitliche Israeliten" haben die Wahrheit vergessen und haben sich entschieden, an Fabeln zu glauben (2. Timotheus 4, 4). In den vergangenen Jahrzehnten waren die Gelehrten dazu geneigt, zu verwerfen, was geschichtliche Aufzeichnungen belegen – und was die Bibel offenbart. Sie verschleiern die Wahrheit der Geschichte und verbreiten dafür in die Irre führende Ideen über die Ankunft des Christentums auf Europas westlichen Inseln (2. Petrus 2, 1-3; 3, 1-9). Demzufolge wissen die Bewohner von England, Irland, Schottland und Wales einfach nicht die Wahrheit über ihre eigene Identität und Geschichte! 

Durch heidnische Ideen korrumpiert und abgeschnitten von der klaren, biblischen Grundlage befindet sich die organisierte Religion in Britannien und Irland – wie in vielen anderen Nationen – in einem Zustand des Niedergangs. Viele haben heute vergessen – oder nie gewusst – wer der wahre Gott ist und wenden sich stattdessen dem Okkulten oder dem "Ego-Kult" zu. Die britischen Völker haben im besonderen Maße ihren von Gott gegebenen Auftrag verloren und streben nach persönlichen Vergnügungen. Anstatt die Wahrheit Gottes zu bewahren und der Welt zu verkünden, sind die Amerikaner und Briten zu den größten Konsumenten und Exporteuren einer verdorbenen Einstellung aus Gewalt, Neid und zügellosem Sex geworden, die sie durch die Medien und ihr persönliches Verhalten zur Schau stellen. Wer sich daran beteiligt, erfüllt die altertümlichen Prophezeiungen, die Mose ausgesprochen hat: "Denn ich weiß, dass ihr euch nach meinem Tode sehr versündigen werdet und von dem Wege abweichen, den ich euch geboten habe. So wird euch am Ende der Tage das Unheil treffen, weil ihr tut, was böse ist in den Augen des HERRN, und ihn erzürnt durch euer Hände Werk" (5. Mose 31, 29). 

Falls wir unseren gegenwärtigen Kurs nicht drastisch ändern, werden wir die Früchte unseres Fehlverhaltens ernten. Schon vor langer Zeit warnte Gott sein Volk: "Werdet ihr mir aber nicht gehorchen ... will [ich] mein Antlitz gegen euch richten ... ihr sollt fliehen, ohne dass euch einer jagt ... dass ich euren Stolz und eure Halsstarrigkeit breche ... und will ein Racheschwert über euch bringen ... und ich will eure Städte wüst machen ... . Und der HERR wird euch zerstreuen unter die Völker ... zu denen der HERR euch wegführen wird ... in künftigen Zeiten" (3. Mose 26, 14-33; 5. Mose 4, 23-30). 

Was so ernüchternd an diesen Prophezeiungen ist, ist die Tatsache, dass sie eine duale Bedeutung haben. Sie bezogen sich nicht nur auf das Israel des Altertums; sie lassen sich auch auf Gottes endzeitliche Israeliten anwenden. Die "verlorenen zehn Stämme" befinden sich zum Teil heute unter den von den Briten abstammenden Nationen dieser Welt. Die Lehren der Geschichte und die Prophezeiungen der Bibel sind nicht nur Details aus der Vergangenheit; sie lassen sich ausgesprochen gut auf unsere Tage anwenden. Wir müssen wieder entdecken, was verloren gegangen ist, verschleiert oder vergessen wurde. Wir müssen aufwachen, bevor es zu spät ist. Deshalb hat Jesus gesagt: "Tut Buße und glaubt an das [wahre] Evangelium" (Markus 1, 14-15).


FCE, November 2002
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Englischer Titel: Early Christianity in Europes Western Isles
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Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
der revidierten Lutherbibel 1984 entnommen.
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