Tief greifende Veränderungen finden in Europa statt. Nationale Zusammenschlüsse, die seit Jahrzehnten eingefroren zu sein schienen, tauen nun auf und geraten in Bewegung. Starke Mächte arbeiten an einer Neuordnung der geopolitischen Landschaft auf diesem geschichtsträchtigen Kontinent, doch viele scheinen zu beschäftigt zu sein, um diese zu erkennen. Und noch weniger verstehen, warum dies geschieht und wohin uns diese dramatischen Ereignisse führen! Und warum ist es überhaupt wichtig, was mit Europa geschieht? 

Henry Kissinger, ehemaliger US-Außenminister beobachtete, dass "das Auftreten eines vereinten Europas eines der revolutionärsten Ereignisse unserer Zeit ist" (Does America Need a Foreign Policy? [Braucht Amerika eine Außenpolitik?], Seite 47). Die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher erkannte, dass "der Trend zu einem bürokratischen Superstaat Europa ... enorme Auswirkungen auf die Welt als Ganzes hat. Doch ich bin auf meinen Reisen außerhalb Europas immer wieder überrascht, wie wenig man dort davon versteht" (Statecraft [Die Kunst der Staatsführung], Seite 324). Richard Leone, Präsident der Century Foundation, schrieb: "Wir leben in einem ungewöhnlichen Zeitalter im Hinblick auf die Beziehungen der USA mit dem neuen Europa" in dem der Prozess der Integration europäischer Nationen "von vorrangiger Bedeutung ist" (Rethinking Europe's Future [Europas Zukunft überdenken], Calleo, Seiten xii-xiii). 

Aber warum ist der gegenwärtige Versuch der Vereinigung Europas so bedeutsam? Warum hat die Geschichte plötzlich "einen Gang höher geschaltet"? Was bringt die Zukunft? Es überrascht, dass niemand – nicht einmal "Experten" in internationalen Beziehungen – eine Antwort zu wissen scheinen! David Calleo, Direktor für europäische Studien an der John Hopkins Universität erklärte: "Angesichts der Achterbahnfahrt Europas im vergangenen Jahrhundert kann niemand mit großer Sicherheit voraussagen, was sein Schicksal sein wird ... Es gibt zu viele unvorhersagbare Elemente" (ebenda, Seite 1). 

Doch Calleos Aussage ist nicht richtig! Es gibt Quellen, die erklären, welche Bedeutung die Ereignisse in Europa haben, warum geschieht, was geschieht, und wohin diese Ereignisse letztlich führen werden. Diese Quellen wurden von denen, die heute am meisten darüber debattieren – Medien und Gelehrte – vergessen oder ignoriert. Dr. Kissinger beobachtete freimütig, dass moderne Journalisten und politische Führer dazu neigen, sich auf die "augenblickliche Krise" zu konzentrieren, weil sie "das Produkt eines Bildungssystems sind, das der Geschichte wenig Beachtung schenkt" (Kissinger, Seite 30). Er beklagte, dass "das Studium der Geschichte und der Philosophie [Religion], der Disziplinen, die für eine Vervollkommnung in der Kunst der Staatsführung am geeignetsten wären, überall vernachlässigt wird." Moderne Generationen, so Kissinger, erkennen nicht mehr, wie sich gegenwärtige Ereignisse in den Fluss der Geschichte einfügen – die Leute erkennen und verstehen einfach nicht mehr den "übergeordneten Zusammenhang" (ebenda, Seiten 30, 286). 

Biblische Prophezeiungen, die die Zukunft aufzeigen, werden ignoriert und biblische Berichte, die den Weltereignissen eine wichtige Perspektive beifügen könnten, werden verworfen. Doch ist der Höhepunkt der Torheit, diese essenzielle biblische Dimension gerade dann zu ignorieren, wenn dramatische Ereignisse unsere moderne Welt umgestalten. Der biblische Bericht vom Turmbau zu Babel ist ein Beispiel hierfür.

Der Turm von Babel

Der Turmbau zu Babel ist nicht einfach eine fantastische Geschichte oder eine Erzählung voller mythischer Sinnbilder. Diese Geschichte ist ein sorgfältig zusammengestellter Bericht, der eine wichtige Lektion für die Menschheit beinhaltet. Die Konstruktion des Turms war mit einem entscheidenden Ereignis verknüpft, das den gesamten Verlauf der Menschheitsgeschichte beeinflusste. Die Stadt und der Turm von Babel waren Teil eines Reichs (das erste Mal, dass die Bibel diesen Ausdruck gebraucht), das von Nimrod, einem Urenkel Noahs, in Babylon und Assyrien – was heute dem Gebiet des Irak entspricht – gegründet worden war. Nimrod errichtete das erste Imperium nach der Sintflut (1. Mose 10, 10). Die Bibel berichtet von Nimrod: "Der war der erste, der Macht gewann auf Erden" und "war ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN" (Verse 8-9). Oberflächlich klingt dies gar nicht so schlimm, doch der Name Nimrod bedeutet "ein Held" und "ein Rebell." Einer, "der Macht gewann," ist im Hebräischen der Ausdruck gibbor und hat die Bedeutung "Krieger, starker Mann oder Tyrann." Die Umschreibung der Chaldäer von 1. Chronik 1, 10 liest sich so: "Kusch zeugte Nimrod, der begann, in Bosheit zu verharren, denn er vergoss unschuldiges Blut und rebellierte gegen Jehova" (The Companion Bible, Anhang 28). Weltliche Quellen deuten an, dass Nimrod ein großer, mächtiger Mann war – ein ehrgeiziger Kämpfer, der auf Menschen Jagd machte und ein Reich durch Plünderung, Eroberung Intrigen und Tyrannei zusammentrug (siehe The Antiquities of the Jews [Altertumsgeschichte der Juden], Josephus, Buch 1, Kapitel 4 und Jerusalem Targum). Nimrods Rebellion war die Brutstätte eines Systems politischer und militärischer Rivalitäten und Konflikte, das seither den Verlauf der menschlichen Geschichte gekennzeichnet hat. 

Um die Integration der Menschen und die Einheit seines Reichs zu fördern, veranlasste Nimrod große Bauprojekte – die Konstruktion befestigter Städte und massiver öffentlicher Gebäude wie den Turm von Babel. Die frühesten von Stadtmauern umgebenen Städte fand man in dieser Region. Die biblische Aussage "wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder" zeigt, dass Nimrods Politik von menschlicher Eitelkeit geprägt war (1. Mose 11, 4). Der Bau einer beeindruckenden, befestigten Stadt mit einem riesigen Turm erhöhte das Ansehen der Bauherren. Die Errichtung eines Reichs aus mehreren Städten ermöglichte es Nimrod, die umgebende Region militärisch, wirtschaftlich und politisch zu dominieren. Die Bibel wie auch weltliche Quellen gehen davon aus, dass Nimrod die Errichtung eines Weltreichs im Auge hatte. 

Der Aufstieg von Nimrods Reich war ein bedeutender Wendepunkt in der Weltgeschichte. Aus Eitelkeit motiviert begann Nimrod damit, grundsätzlich gegen Gottes Anweisungen zu rebellieren und ein Reich durch Eroberung, Unterwerfung und Kontrolle zu errichten. Dieses Verhaltensmuster hat sich seither in der Geschichte fortgesetzt. Deshalb hat Gott beim Turmbau zu Babel eingegriffen und die Sprachen verwirrt – wodurch die Konstruktion zum Stillstand kam! Doch das Verhaltensmuster Nimrods hörte nicht in Babel auf. Babylon und Ninive, zwei der bekanntesten Städte der Welt im Altertum verbreiteten Nimrods Ideen in alle Richtungen. In der Bibel wird Babylon zum Sinnbild für jede erdenkliche böse Tat. Babylon und das Land des heutigen Irak stechen in den Endzeitprophezeiungen besonders hervor. Daher müssen wir klar verstehen, was diese wichtigen biblischen Berichte bedeuten. Doch was hat das mit dem heutigen Europa zu tun?

Das moderne Europa

Die Architekten der Europäischen Union erkennen die Parallele zwischen dem Turmbau zu Babel und ihren Bemühungen, ein neues Europa zu "konstruieren." Der Europarat benutzte ein Poster mit dem Turm von Babel, um für den Aufbau eines vereinten Europas zu werben. In Rundgängen durch das Europaparlament in Brüssel werden auf einer Kassette die vielen Sprachen, die von den Delegierten gebraucht werden, mit einem "modernen Turm von Babel" verglichen. Von Gegnern wird die EU in einer Analogie mit einem fahrenden Zug als "Babel Express" bezeichnet, der charakterisiert ist durch hochtrabende Rhetorik und Schweinestallpolitik. Überraschenderweise gehen die Parallelennoch viel tiefer

Die Grundeinstellung, von der die Begründer der Stadt und des Turms von Babel motiviert waren, war ihr Streben nach Macht und Ruhm. Dieselbe Motivation finden wir tief verwurzelt in dem Bestreben um die Konstruktion eines geeinten Europa. In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg verlor Europa seine führende Position in der Welt an die USA und an die Sowjetunion. Die intellektuelle Elite auf dem Kontinent sah in der Vereinigung den einzigen Weg, Europas Abstieg umzukehren. Der gegenwärtige Versuch einer europäischen Integration ist ein Versuch, wieder eine führende Rolle auf der Weltbühne zu erlangen. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer erklärte es so: "Europa wird im globalen wirtschaftlichen und politischen Wettbewerb nur die Rolle, die ihm zusteht, spielen können, wenn wir mutig vorangehen." Margaret Thatcher beobachtete, dass Europas "Ehrgeiz, sich zu profilieren, ohne Vergleich da steht. Doch ... seine Versuche, eine Rolle auf der Weltbühne zu spielen, waren auch allesamt beschämend" (Thatcher, Seite 342). Die Pläne zur Schaffung einer europäischen Armee werden von tief greifenden politischen Motiven vorangetrieben – nämlich, Europa einen Sinn für eine gemeinsame Identität zu geben – und nicht nur von militärischen Überlegungen. 

Wie Nimrod große Bauprojekte organisiert hat, um die Völker seines Reichs zu vereinen, so beinhaltet der Aufbau eines geeinten Europas auch viele Projekte, die zur gleichen Zeit ablaufen: Die Schaffung einer gemeinsamen Währung, eine Zentralbank, gemeinsame Gesetze, ein europäisches Gerichtssystem und Einsatzkräfte der Polizei, eine europäische Armee, eine gemeinsame Außenpolitik und eine Verfassung. Ein Hauptziel hierbei ist die Eliminierung individueller Staaten durch den Zusammenschluss (die Aufgabe) nationaler Souveränitäten zu Gunsten supranationaler europäischer Institutionen. Die Erbauer glauben, dass der einzige Weg, um den Frieden zu garantieren und künftige Kriege in Europa zu verhindern, der ist, den Nationalstaat abzuschaffen, indem man einen europäischen Superstaat schafft. Europäische Technokraten sehen in kleinen Nationen eine altmodische Organisationsform, die zu unserer globalisierten Welt nicht mehr kompatibel ist. Jeder, der diese Notwendigkeit nicht erkennt, so sagen sie, hat sich von der Realität entfernt und steht dem Fortschritt im Weg. 

Aber wie berechtigt sind solche hochtrabenden Bemerkungen? Ist die Vereinigung Europas die einzige Hoffnung für die Zukunft? Bestätigt die Erfahrung der Geschichte solch ein ehrgeiziges Unterfangen? Wird das große Experiment der Errichtung eines größeren und vereinten Europas es schaffen, einem zersplitterten Kontinent Frieden zu bringen, oder wird es unerwartet zusammenfallen – wie der Turm von Babel?

Eine dunklere Seite

Die Erbauer des neuen Europa versuchen, die Einheit des Römischen Reichs wieder herzustellen. Das Reich Karls des Großen und das mittelalterliche "Heilige Römische Reich" werden als Modelle für Frieden, Harmonie oder Einheit angeführt. Doch diese Reiche waren nicht gerade Vorbilder an Frieden, Harmonie und Einheit. Das "Christentum," das vom Römischen Reich angenommen wurde, war mit dem Heidentum vermischt und Kontroversen in Glaubensfragen spalteten Kirche und Reich. Karl der Große erweiterte sein "christliches" Reich durch militärische Eroberungen und Bekehrungen wurden oft mit dem Schwert am Hals erzwungen. Das mittelalterliche Christentum war von bitteren Rivalitäten zwischen Päpsten und Kaisern geprägt, die im Herzen Europas gegeneinander Kriege führten. Napoleon versuchte ebenfalls, Europa unter der Krone des "Heiligen Römischen Reichs" zu vereinen. Sein Ziel war es, die Landkarte Europas neu zu zeichnen, ein gemeinsames Gesetzessystem zu errichten und dem gebeutelten Kontinent durch die französischen Armeen Frieden zu bringen. Etwas mehr als ein Jahrhundert später machte sich Hitler auf denselben Weg, diesmal mit deutschen Streitkräften. 

Die Lehre der Geschichte ist, dass es keinem dieser Versuche gelang, diesem von Kriegen zerrissenen Kontinent dauerhafte Einheit und Frieden zu bringen. Tatsächlich sind diese immer wieder auftretenden Bemühungen, ein einzelnes Reich unter einem Herrscher und einer Religion zu errichten, einer der Gründe für Europas blutbefleckte Vergangenheit. Das sind die wahren Früchte eines Systems, das auf Eroberung, Vorherrschaft und Kontrolle basiert, und das Nimrod beim Turmbau zu Babel begonnen hat. Die Folgen davon füllen nunmehr die Geschichte von über 4000 Jahren! 

Der vielleicht überraschendste Aspekt bei dem gegenwärtigen Versuch einer Vereinigung Europas ist der tatsächliche Ursprung der Begriffe, Pläne und Ideen, die bei der Konstruktion dieses neuen Europa Verwendung finden. Obwohl Historiker anerkennen, dass Nazis und Faschisten für das Ziel und den Ruhm eines vereinigten Europas eintraten, widmet man diesem Thema heute nur wenig Aufmerksamkeit. Doch historische Dokumente weisen auf eine Ähnlichkeit der Pläne, Ziele und verwendeten Begriffe hin, die absolut erstaunlich ist! Das "neue" Europa wird nach Plänen konstruiert, die ihren Ursprung im Deutschland der 1940er Jahre haben. Ein Gelehrter stellte die Frage: "Kann es sein, dass die noble Konzeption eines vereinten Europas ... mit Ideen kontaminiert ist, die sich in Dokumenten [Reden und Schriften prominenter Nazis und Faschisten] wiederfinden, wie sie hier aufgeführt sind? Die Antwort muss lauten: ja" (Documents on the History of European Integration [Dokumente über die Geschichte der europäischen Integration], Lipgens, Seite 53). Dieser Gelehrte bemüht sich, zu erklären, dass diese erstaunliche Ähnlichkeit "nichts mit irgendeiner intellektuellen oder gar moralischen Verbundenheit zu tun hat" (ebenda). Doch das ist kaum anzunehmen, da die deutschen Pläne zur Vereinigung Europas von einer "Generation deutschsprachiger Intellektueller erstellt wurden, die für die Sache der Nazis eingetreten waren" (The Rebirth of the West [Die Wiedergeburt des Westens], Duignan & Gann, Seite 2).

 

 

Wenn man die Dokumente aus der Zeit des zweiten Weltkriegs über detailgenaue Pläne für eine neue Ordnung in Europa liest, bekommt man ein seltsames Gefühl, als würde man einen Nachrichtenbericht von heute lesen. Sogar die Wortwahl ist dieselbe! Mussolini verkündete: "Europa kann wieder das Ruder der Weltzivilisation an sich nehmen, wenn es ein Mindestmaß an politischer Einheit erreichen kann" (The Tainted Source [Die verdorbene Quelle], Laughland, Seite 47). Hitler redete von der Notwendigkeit, "die Anhäufung kleiner Nationen" zu eliminieren und davon, dass "nur die Deutschen Europa wirklich organisieren können ... wonach der Weg zur Weltherrschaft praktisch sichergestellt ist" (Lipgen, Seite 10). In den Plänen der Nazis sollten Deutschland und Italien den "harten Kern" der Einheit auf dem Kontinent bilden, sowie die "Achse Europas, um die sich der Rest des Kontinents von selbst sammeln wird" (ebenda, Seite 10). Heute besteht der harte Kern aus Deutschland und Frankreich und die Achse des neuen Europa verläuft zwischen Paris und Berlin. In der Vision der Nazis sah man Europa als "riesigen Bauplatz," auf dem eine herrliche Zukunft zusammengebaut wird (ebenda, Seite 56). Und auch heute spricht man wieder vom Erbauen und Konstruieren des Gebäudes eines neuen Europa. Den Nazis nahe stehende deutsche Gelehrte entwickelten detaillierte Pläne, um die Landkarte Europas neu zu gestalten und eine Europäische Wirtschaftsgemeinschaft mit einer gemeinsamen Währung und einer gemeinsamen Landwirtschaftspolitik zu schaffen (ebenda, Seiten 123-162). Die Nazipropaganda zeigte ein visionäres Europa im Frieden, wo Konflikte der Vergangenheit angehörten. Dieselben Themen werden heute angesprochen. 

1940 triumphierte Josef Goebbels: "Wir haben die Chance, Europa neu zu organisieren ... das größte historische Drama, das die Geschichte je gesehen hat, wird in diesem Moment aufgeführt" (ebenda, Seiten 73-74). Er warnte davor, dass es "keiner einzelnen europäischen Nation gestattet werden kann, dem Prozess der Organisation im Wege zu stehen" (ebenda, Seite 75). Ein offizieller Sprecher der Nazis verkündete mit einem Hinweis auf das alte Babylon (vgl. 1. Mose 11, 3-4; Daniel 4, 28-30), dass Berlin "zur mächtigsten und schönsten Stadt der Welt" werde ... "zum Gravitationszentrum Europas ... einem Magneten" im Herzen Europas (ebenda, Seite 98). 1990 beschrieb Joschka Fischer "die einzigartige Gelegenheit, unseren Kontinent zu vereinigen," und sagte, dass ein Kerneuropa ein Gravitationszentrum wäre, das wie ein Magnet im Herzen Europas wirken würde. Er sprach davon, eine neue Ordnung in Europa zu schaffen und warnte, dass Nationen, die sich nicht vereinigen wollen, "die anderen nicht davon abhalten können sollen." 

1941 verkündete Hitler: "Die Zukunft gehört nicht dem lächerlichen, halb zivilisierten Amerika, sondern einem neu aufgestiegenen Europa" (Lipgens, Seite 89). Nazigrößen sprachen von der "Mission Deutschlands," die Völker Europas zu vereinigen. In den 1950er Jahren erklärte der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer: "Deutschland hat eine göttliche Mission, Westeuropa zu retten." Helmut Kohl erklärte später: "Die Zukunft gehört den Deutschen ... wenn wir das Haus Europa bauen" (The Principality and Power of Europe [Die Vorherrschaft und Macht Europas], Hilton, Seite 39). Nazis und Faschisten gebrauchten antiamerikanische und antibritische Parolen, um Werbung für ihr neues Europa zu machen. Führende Nazis waren eifrig bemüht, ihre wahren Ziele einer Vorherrschaft in Europa nicht offen zuzugeben. Genau dasselbe geschieht in Europa heute. Die Nazis logen immer wieder im Bezug auf ihre Absichten. Nachforschende Reporter haben ein ähnliches Verhaltensmuster in der EU gefunden; ein Buch über die EU trägt den Titel The Castle of Lies [Das Lügenschloss] (Booker & North, 1997). 

Auch wenn die heutigen Architekten Europas die Verbindung ihrer Ideen mit den Plänen der Nazis und Faschisten in den Kriegsjahren nicht mögen, so zeigen doch die Aussagen mehrerer aufeinander folgender europäischer Staatsmänner, dass diese Ideen der Nazizeit bis heute lebendig geblieben sind! Das Schweigen der Gelehrten und moderner Befürworter der europäischen Einheit hinsichtlich dieser offensichtlichen Überschneidung von Ideen ist bemerkenswert – und besagt nichts Gutes. Die Bibel offenbart, dass die grandiosen Vorhaben, andere durch Waffengewalt oder Geheimpläne zu dominieren und zu kontrollieren, ihren Ursprung bei Nimrod und dem Turmbau zu Babel haben. Bei dieser Herkunft sollte uns deren Zukunft nicht überraschen.

Künftige Probleme

Die Einheit Europas ist ein alter Traum mit einer farbenfrohen aber befleckten Vergangenheit. Sie ist auch eine Idee, die ansteckt – und sie hat eine prophetische Bedeutung. Heute sind viele Europäer von dieser verlockenden Idee begeistert, obwohl die Geschichte "reichlich gezeigt hat, wie vergeblich und gefährlich solche Versuche sind, die Staaten Europas einer einzelnen Zentralmacht unterzuordnen" (Calleo, Seite 343). Doch die Bauherren Europas scheinen den Lektionen der Geschichte gegenüber blind zu sein, die Prophezeiungen vergessen zu haben und schnell dabei zu sein, die Warnungen von Kritikern zu verwerfen. Das sind keine guten Vorzeichen für die Zukunft.

Das europäische Haus ist eine wackelige Konstruktion, erbaut auf einem schwankenden Fundament von Illusionen, Vermutungen und Fehleinschätzungen. Die Architekten Europas nehmen an, dass die Vereinigung, Verhandlungen, das Bilden von Mehrheiten und Erklärungen gegen Feindseligkeiten Kriege von diesem Kontinent verbannen werden.

Doch "das auffälligste gemeinsame Merkmal" dieser pazifistischen Vermutungen ist "ihr beinahe völliges Versagen, den Lauf der Geschichte zu beeinflussen" (The Question of Europe [Die Europafrage], Gowan, Seite 99). Die Bibel sagt eindeutig, dass die Menschheit den Weg des Friedens nicht kennt (Jesaja 59, 8). Die populäre Vorstellung, dass demokratische Nationen nicht gegeneinander in den Krieg ziehen, ist eine weitere naive Vermutung (Calleo, Seiten 5, 357). Der Versuch europäischer Nationen, mit einer gemeinsamen Irakpolitik aufzutreten, erzeugte ernsthafte Auseinandersetzungen. Während Integration als ein Weg zu Wohlstand und Vollbeschäftigung begrüßt wird, hat die Arbeitslosenquote in Europa eine bedenkliche Höhe erreicht. Der "Wohlstand," für den die europäischen Wohlfahrtsstaaten bisher gesorgt haben, wird zunehmend durch eine überalternde Bevölkerung gefährdet, die von immer weniger jungen Arbeitskräften versorgt werden muss. 

Erklärungen, dass die Vereinigung Europas unvermeidlich ist – und von unserer globalisierten Wirtschaft sogar verlangt wird – treten diejenigen mit Skepsis gegenüber, die sich noch daran erinnern, wie deutsche Theoretiker, die sich in den 1930er und 40er Jahren mit Geopolitik befasst haben, von den "Gesetzen des Lebensraums" gesprochen haben. Sie verkündeten damals, dass "die Vereinigung Europas eine unvermeidbare Entwicklung im Hinblick auf daseiserne Gesetz der Geschichte" darstellt (Lipgens, Seiten 95, 111). Der holländische Historiker Peter Rietbergen kommentierte: "Wenn die Vergangenheit uns irgendetwas lehren kann, dann ist es, dass Ideen, von denen behauptet wird, dass sie absolute Gültigkeit hätten, immer gefährlich sind"(Europe: A Cultural History [Europa: Eine Kulturgeschichte], xxiii). 

Während europäische Planer sich eine Art Vereinigte Staaten von Europa vorstellen, sehen andere darin eine "gefährliche Illusion" (Gowan, Seite 84). Der "gewagte" deutsch-französische Vorstoß, engere Bindungen voranzutreiben, wird auch als "großes Glücksspiel" und als "Projekt, das sehr wahrscheinlich schief geht" angesehen (ebenda, Seite 123). Margaret Thatcher bezeichnete den Versuch der Vereinigung Europas als "ein klassisches utopisches Projekt, ein Monument der Eitelkeit von Intellektuellen, ein Programm, dessen unvermeidbares Schicksal das Scheitern ist ... . Ich sage voraus, ... dass ein solch unnötiges und irrationales Projekt ... in späteren Jahren vielleicht als die größte Torheit der Moderne bezeichnet werden wird" (Thatcher, Seiten 359, 410). Sogar der Papst erklärte, dass Versuche, Europa auf einem weltlichen Fundament aufzubauen, "innerhalb eines Jahrzehnts zusammenbrechen würden" (The Economist, 24. August 2002, Seite 43). Die Bibel erklärt: "Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen" (Psalm 127, 1). 

Sowohl die Geschichte, als auch die Bibel zeigen, dass in dem neuesten Versuch, die Nationen Europas zu vereinen, nichts Neues oder Unvermeidbares steckt. Während Gelehrte erklären, dass man "die Zukunft nicht kennen kann," offenbaren biblische Prophezeiungen, was vor uns liegt. Die Bibel beschreibt ein modernes Babylon, das Teil eines endzeitlichen, militärisch-wirtschaftlichen Systems mit globalen Verbindungen sein wird. Diese mächtige und gleichzeitig zerbrechliche Struktur (in Daniel 2, 40-43 mit einer Mischung aus Eisen und Ton verglichen) wird direkt vor der Rückkehr Jesu Christi auf der Weltbühne in Erscheinung treten. Nach außen hin wird dieses System von materiellem Reichtum und Macht gekennzeichnet sein, aber im Innern wird es böse, korrupt und ausbeuterisch sein. Es wird aus zehn Staatsoberhäuptern bestehen, die ihre Souveränität für die kurze Zeit von dreieinhalb Jahren an einen politischen Führer abtreten werden. Doch wie schon Nimrods Turm von Babel wird dieses modern babylonische System einen katastrophalen Zusammenbruch erleben (Offenbarung 17-18). Diese letzte Wiederauferstehung eines grandiosen, von Menschen erdachten Plans wird durch Gottes direktes Eingreifen beendet werden, wenn Jesus Christus zurückkehrt, um das Reich Gottes zu errichten. Vor fast 2500 Jahren erklärte der Prophet Daniel dem babylonischen König Nebukadnezar einen Traum, in dem offenbart wurde: "Zur Zeit dieser [10] Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird." Daniel erklärte auch: "Der Traum ist zuverlässig und die Deutung ist richtig" (Daniel 2, 44-45). Der beschleunigte Ablauf der Geschichte, den wir heute miterleben, zeigt an, dass wir uns der Endzeit schnell nähern. Erkennen Sie, was auf uns zukommt? Werden Sie bereit sein?


ETB, Juli 2003
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Englischer Titel: Europe: A Modern Tower of Babel
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